Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Haupterben seines Vermögens ausersehen. Die rückwirkende Legitimierung machte Alois Hitler zu einem direkten Verwandten. Als Geschwisterkind fiel er in eine wesentlich niedrigere Erbschaftssteuerklasse als ein »Ziehsohn«, der vor dem Gesetz als Fremder galt und den höchsten Steuersatz zu entrichten hatte.
Anna Maria Sigmund, Historikerin
»Kein armer Schlucker«: Mit dem Erbe seines Ziehvaters Nepomuk Hüttler kaufte Alois Hitler ein großes Bauerngut im Örtchen Hafeld (Foto aus den 1970er-Jahren).
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
Hitler verdankte der nachträglichen Legitimation seines Vaters viel. Über eine Sache gab das Dokument des Notars aus Weitra allerdings keine Auskunft. Es regelte lediglich, wer in rechtlichem Sinn als Vater von Alois Schicklgruber zu gelten hatte, sagte aber nichts darüber aus, wer der biologische Vater war. Adolf Hitler selbst konnte sich also nie sicher sein, wer sein Großvater in Wirklichkeit war.
Hitlers Vater Alois ging drei Ehen ein und zeugte mindestens zehn Kinder. Die erste Ehe mit der knapp fünfzehn Jahre älteren Anna Glasl-Hörer blieb kinderlos. Alois hatte die Tochter eines höheren Zollbeamten vermutlich nur geheiratet, weil er sich Vorteile für die eigene Karriere erhoffte. Als sie starb, heiratete er noch im selben Jahr die 24 Jahre jüngere Köchin Franziska Matzelsberger. Mit ihr bekam er die Kinder Alois junior und Angela Hitler. Mit der Treue nahm es Hitlers Vater allerdings nicht sehr ernst. Als seine zweite Frau an Tuberkulose erkrankte, damals ein Todesurteil, begann er ein Verhältnis mit einer Cousine zweiten Grades namens Klara Pölzl. Nach Franziskas Tod wollte er Klara ehelichen, jedoch verweigerte der zuständige Pfarrer aufgrund der engen Verwandtschaft die Trauung. Erst durch eine Ausnahmegenehmigung, die vom Vatikan in Rom bewilligt wurde, durfte das Paar heiraten. Aus dieser Ehe gingen insgesamt sechs Kinder hervor, von denen aber nur Adolf und Paula Hitler überlebten.
Hitler hat sich über die intellektuellen Fähigkeiten seiner Mutter manchmal scherzend, oft auch geschmacklos geäußert. Als man ihm den Fragebogen für jene Frauen vorlegte, die der Euthanasie unterzogen werden sollten, hat er gesagt: »Na, meine Mutter hätte nicht gewußt, warum ein Schiff aus Eisen auf dem Meer schwimmt, und ich wäre dann eigentlich nie geboren worden.«
Anna Maria Sigmund, Historikerin
Selbst für die damalige Zeit war das eine ungewöhnlich hohe Kindersterblichkeit, die, wie manche Historiker vermuten, mit der relativ engen verwandtschaftlichen Beziehung zwischen Vater und Mutter in Zusammenhang gestanden haben könnte. Für Adolf Hitler selbst war die Inzucht in seiner eigenen Familie offenbar kein Problem – im Gegenteil. Noch als Mitglied der Reichswehr hatte er im Jahr 1919 einen Brief über die »Judenfrage« verfasst, in dem er schrieb: »Durch tausendjährige Inzucht, häufig vorgenommen in engstem Kreise, hat der Jude im allgemeinen seine Rasse und ihre Eigenart schärfer bewahrt als zahlreiche der Völker, unter denen er lebt.« Eine Formulierung, die eine durchaus positive Haltung zur Frage der Inzucht vermuten lässt.
Seine drei Geschwister spielten im Leben von Adolf Hitler stets eine Rolle, wurden aber vor der Öffentlichkeit weitgehend abgeschirmt. Paula, seine einzige leibliche Schwester, lebte in Wien und arbeitete als Bürokraft bei einer großen Versicherungsgesellschaft. Als ihr Bruder 1933 Reichskanzler wurde, verlor sie aufgrund des Namens diese Stellung. Hitler unterstützte sie fortan mit einer monatlichen Zahlung von 250 Reichsmark, die er nach dem »Anschluss« Österreichs auf 500 Mark erhöhte. Um weiteres Aufsehen und lästige Fragen zu vermeiden, verlangte Hitler von ihr, dass sie anonym blieb und den Nachnamen »Wolf« annahm.
Sein schneller Aufstieg hat mir Angst gemacht. Ich muß ehrlich gestehen, dass ich es besser gefunden hätte, wenn er Architekt geworden wäre, wie es ursprünglich seine Absicht gewesen war.
Paula Hitler, CIC-Verhör, 12. Juli 1945
»Schatten der Inzucht«: Hitlers Mutter Klara war die Großcousine ihres Ehemanns. Vier ihrer sechs Kinder starben bereits im Kindesalter.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
Sein Halbbruder Alois hatte die Heimat in Österreich ebenfalls früh verlassen und sein Glück in der Gastronomie versucht. Ende der 1920er-Jahre war er nach erfolglosen Zwischenspielen als Hühnerzüchter und Vertreter für
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