Geheimnisse des Himmels
Vogel, dessen pechschwarzes Gefieder glänzte. Seine großen schwarzen Augen verengten sich zu Schlitzen und misstrauisch spähte er zu dem Mädchen herüber.
Ohne eine Erwiderung streckte der junge Mann seine in einen Lederhandschuh gehüllte Hand aus und drehte den Knauf, woraufhin sich die Tür öffnete, als sei sie nie verschlossen gewesen. Er schnippte mit den Fingern, als er den Raum betrat und wieder stoben kleine Feuerkugeln aus dem Nichts hervor und entzündeten mehrere Kerzen, die im Raum verteilt waren. Der junge Mann schien zufrieden damit, dass die Kerzen den Raum nur spärlich erleuchteten, und schnalzte dann mit der Zunge. Der Rabe gehorchte, flog in eine Ecke des Raumes und ließ sich auf einer grauen Eisenstange nieder.
Der Raum war ziemlich groß und schien Arbeits- und Schlafzimmer zu gleich zu sein. Nahe der Tür standen ein Bücherregal und ein großer, breiter Schreibtisch, auf dem jede Menge Unterlagen durcheinander lagen. Zeitungen, Briefe, Fotos, Federkiele, einige Stempel und eine alte Schreibmaschine. Gegenüber unter einer Dachschräge stand ein einfaches hölzernes Bett und daneben ein weiterer kleiner Tisch, auf dem sich Tintenfässchen und Notizbücher stapelten. An manchen Stellen türmten sich Bücher in immense Höhen und drohten fast umzukippen. Es herrschte ein völliges Durcheinander.
Als das Mädchen eintrat, knarrten Dielen unter ihren Füßen.
„Fye, es ist wichtig…ich habe -“
„Schließ die Tür.“
Der schwarzhaarige junge Mann namens Fye wand sich von ihr ab, während er seinen Umhang über den Stuhl am Schreibtisch ablegte. Er ging hinüber zu einem der riesigen Fenster und spähte hinaus, so als könnte er irgendetwas durch die Dunkelheit erkennen. Dann setzte er sich auf die große gepolsterte Fensterbank und sah nun das Mädchen an.
„Bitte, Melora“, sagte er mit leichtem Nachdruck. Melora schloss die Tür und ließ die Hand in die Tasche ihres Umhangs gleiten. Der Rabe fixierte sie immer noch.
„Mrs Koirbet, hat es also so eingerichtet, dass du dieses Haus betreten kannst, auch wenn niemand hier ist?“, fragte Fye neugierig und sein Blick wanderte hinüber zum Raben, der leise krächzte.
„Sonst hätte ich ihren Bannkreis nicht durchdringen können, oder? Sie wusste, dass ich kommen werde“, sagte Melora und schritt auf Fye zu. Sie hielt ihm einen Brief entgegen, den sie soeben aus ihrer Tasche gezogen hatte.
„Seltsam“, fuhr Fye fort und richtete die Augen gebannt auf das Papier als sei es etwas Lebendiges.
„Das ist doch nicht etwa…?“
Melora seufzte schwer, so als sei dies offensichtlich gewesen. Fyes Augen untersuchten den Brief. In der Mitte war ein Siegel in rotes Wachs eingeprägt.
„Du hast ihn nicht gelesen…nein…“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu Melora.
„Natürlich nicht!“, sagte sie aufgebracht.
„Sonst wäre das Siegel längst gebrochen.“
Fye nahm den Brief nun endlich entgegen. Erneut musterte er das Siegel, als würde es ihm etwas sagen. Er ging zum Schreibtisch, schob mit der Hand ein paar Unterlagen zur Seite und legte den Brief auf die freie Stelle.
„Das muss noch warten. Mrs Koirbet ist zurzeit nicht da. Ich denke Sie wird Morgen wieder kommen. Also…findest du den Weg ins Gästezimmer alleine?“
Melora sah Fye entgeistert an.
„Was? Hast du nicht gesehen, dass…dieses Siegel…es ist …“
„Da vorne ist die Tür.“
Fye begann ein paar Unterlagen zu ordnen. Er beachtete Melora nicht mehr.
„Ist noch was?“
Melora funkelte ihn zornig an.
„Es ist wichtig daher dachte ich du würdest mir helfen…ich habe mich wohl geirrt“, sagte sie bitter und in ihren Augen glomm Entrüstung auf. Sie wandte Fye den Rücken zu und verließ mit einem lauten Türknallen den Raum.
Der Rabe spähte durch seine schwarzen Augen direkt in die blauen Fyes.
„Melora weiß, dass ich Recht habe sonst hätte sie den Brief nicht hier gelassen“, sagte Fye leise. Der Anflug eines Lächelns umspielte seine Züge.
„Ja, Meister.“
Eine alte dumpfe Stimme sprach und es war eine Stimme, die nur Fye hören konnte. Der Rabe sprach erneut, ohne den Schnabel zu öffnen.
„Ihr wisst also um die Bedeutung des Siegels?“
„Oh, ja…“, sagte Fye ziemlich amüsiert.
„Ich glaube, darüber einiges zu wissen. Mehr als Melora, dass ist sicher. Dieser Brief beinhaltet sicher das Resultat unserer Reise. Doch die Bedeutung dessen, was für manche wichtig erscheint, ist für mich nur eine weitere
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