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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ob sie sich vorher schon einmal begegnet wären, sondern eher wie zwischen zwei Menschen, die sich schon nahegekommen waren und deren Wege schließlich durch ein ungeduldiges Schicksal getrennt worden waren. Eine seltsame Vorstellung, die Annabelle aber irgendwie gefiel. Nervös und hilflos war sie wie gefangen in der Intensität seines Blickes, und ihre Wangen überzogen sich mit einer tiefen, unschicklichen Röte.
    „Darf ich dich in die Rotunde begleiten?“, wandte sich Hunt an Jeremy, ohne Annabelle aus den Augen zu lassen.
    Nach einem Moment peinlicher Stille antwortete Jeremy mit einer für sein Alter ungewöhnlich gekonnten Nonchalance: „Danke, nur haben wir gerade beschlossen, uns die Vorstellung nicht anzusehen.“
    Leicht misstrauisch zog Mr. Hunt eine Braue hoch. „Bist du sicher? Die Schau soll gut sein.“ Verständnisvoll blickte er von Annabelle zu Jeremy, in dessen Mienenspiel er wohl Anzeichen wachsenden Unbehagens erkannte.
    „Ich weiß sehr wohl, Master Jeremy“, sagte er deshalb vertraulich leise, „dass es sich nicht gehört, so eine Angelegenheit in Gegenwart von jungen Damen zu erörtern. Dennoch …, ich frage mich …, könnte es sein, dass dich der höhere Preis der Eintrittskarten überrascht hat? Wenn das der Fall sein sollte, dann wäre es mir eine Freude, dir die fehlenden Münzen vorzustrecken …“
    „Nein danke“, lehnte Annabelle sofort ab und knuffte ihren Bruder warnend in die Seite.
    Jeremy zuckte leicht zusammen. „Danke für das Angebot, Mr. Hunt, aber meine Schwester möchte nicht …“
    „Ich möchte die Vorstellung nicht sehen“, unterbrach Annabelle ihren Bruder. „Einige Effekte sollen ziemlich grausam und für Frauen recht erschreckend sein. Deshalb würde ich einen friedlichen Spaziergang durch den Park vorziehen.“
    In Hunts dunklen, tief liegenden Augen glänzte leichter Spott, als er wieder zu Annabelle blickte. „Sind Sie so ängstlich, Miss Peyton?“
    Verärgert durch den subtilen Affront zerrte Annabelle heftig an Jeremys Arm. „Komm, Jeremy, wir sollten Mr. Hunt nicht länger aufhalten. Er möchte jetzt bestimmt gerne in die Vorstellung gehen …“
    „Nein, wenn Sie nicht mitkommen, wird mir die Vorstellung bestimmt gar nicht gefallen“, versicherte Hunt ihr mit ernster Miene, und mit einem aufmunternden Blick zu Jeremy fuhr er fort: „Es täte mir aufrichtig leid, wenn du und deine Schwester wegen der paar Schillinge einen vergnüglichen Nachmittag missen müsstet.“
    Da Annabelle ahnte, dass ihr Bruder schwach wurde, flüsterte sie ihm ins Ohr: „Wehe, du lässt ihn für unsere Eintrittskarten zahlen!“
    Doch Jeremy ignorierte Annabeiles Warnung. „Sir, wenn ich Ihr Angebot annehmen würde, so wüsste ich nicht, wann ich Ihnen das Geld zurückzahlen könnte“, antwortete er aufrichtig.
    Beschämt schloss Annabelle die Augen und stieß einen kaum hörbaren Seufzer aus. Stets versuchte sie, ihre bescheidenen Verhältnisse vor jedermann zu verbergen. Dass nun ausgerechnet dieser Mann erfuhr, dass sie jeden Schilling umdrehen musste, konnte sie kaum ertragen.
    „Ach, das drängt nicht“, hörte sie Hunt sagen. „Wenn du in den nächsten Ferien wieder zu Hause bist, kannst du das Geld im Laden meines Vaters abgeben.“
    „Danke!“, erwiderte Jeremy sichtlich erleichtert, und die beiden besiegelten ihre Vereinbarung mit einem Händeschütteln. „Danke, Mr. Hunt!“
    „Jeremy …“, begann Annabelle leise drohend.
    „Warten Sie hier“, rief Hunt, der bereits auf dem Weg zum Kartenschalter war.
    „Jeremy, du weißt doch, dass du kein Geld von ihm nehmen kannst!“, schalt Annabelle leise. „Wie konntest du nur? Oh Gott, allein der Gedanke, dass wir so einem Mann etwas schulden, ist unerträglich!“
    Ihr Bruder sah sie unschuldig an. „So einem Mann? Was soll das heißen?“, fragte er arglos. „Ich habe doch gesagt, er ist ein Pfunds… Ach, jetzt verstehe ich, er gehört der arbeitenden Klasse an.“ Er lächelte wehmütig. „Irgendwie ist es ungerecht, ihn das spüren zu lassen, besonders da er so immens reich ist. Wir zwei gehören ja auch nicht gerade zum höheren Adel und das bedeutet…“
    „Wie kann ein Metzgersohn immens reich sein?“, unterbrach Annabelle ihn empört. „Das Einkommen eines Metzgers ist abhängig vom Rindfleisch- und Schinkenverzehr der Londoner Bevölkerung. Anscheinend konsumiert sie mehr, als ich bisher feststellen konnte.“
    „Ich habe doch nie behauptet, dass er im Laden seines

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