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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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kalt. Ist das ein neuer Minusrekord?«
    »Keine Ahnung. Ich sehe nur selten den Wetterbericht.« Er dachte über eine gute Einleitung seines Briefes an die Redaktion nach.
    »Etwas wirklich Übles«, wiederholte Sellitto.
    Rhyme sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
    »Zwei Morde, gleiche Vorgehensweise. Mehr oder weniger.«
    »Es gibt da draußen jede Menge üble Sachen, Lon. Warum sind die hier besonders übel?« Wie so oft zwischen zwei Fällen war Rhyme schlecht gelaunt; noch kein Missetäter hatte ihm so sehr zu schaffen gemacht wie die Langeweile.
    Aber Sellitto arbeitete schon seit Jahren mit Rhyme zusammen und war immun gegen dessen Launen. »Ich hab einen Anruf aus dem Big Building gekriegt. Die hohen Tiere wollen, dass du und Amelia den Fall übernehmt. Man besteht darauf.«

    »Ach, man besteht?«
    »Ich habe versprechen müssen, es dir nicht zu verraten. Die wissen, dass du dich ungern bedrängen lässt.«
    »Können wir zu dem ›üblen‹ Teil kommen, Lon? Oder ist das zu viel verlangt?«
    »Wo ist Amelia?«
    »In Westchester, an einem Fall. Sie müsste bald zurück sein.« Sellittos Mobiltelefon klingelte. Er bat Rhyme mit erhobenem Finger um einen Moment Geduld und nahm das Gespräch an. Nickend machte er sich einige Notizen. Dann unterbrach er die Verbindung. »Okay, Folgendes«, sagte er zu Rhyme. »Unser Täter hat irgendwann letzte Nacht zugeschlagen und...«
    »Er?«, fragte Rhyme pointiert.
    »Meinetwegen. Wir kennen das Genus nicht mit Sicherheit.«
    »Das Geschlecht.«
    »Was?«
    »Genus ist ein Begriff aus der Linguistik und bezieht sich darauf, ob ein Wort maskulin oder feminin gebraucht wird«, erklärte Rhyme.
    »Das Geschlecht bezeichnet den biologischen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Organismen.«
    »Danke für die Grammatikstunde«, murmelte der Detective. »Vielleicht hilft sie mir weiter, falls ich jemals Kandidat bei Jeopardy werde. Wie dem auch sei, er schnappt sich irgendein armes Schwein und bringt es zu dieser Bootswerkstatt am Hudson. Wir sind uns nicht sicher, wie er es anstellt, aber er zwingt den Mann oder die Frau, sich über dem Fluss am Pier festzuhalten, und schneidet ihm oder ihr dann die Handgelenke auf. Wie es aussieht, klammert das Opfer sich eine Weile fest – lange genug, um mordsmäßig viel Blut zu verlieren -, muss dann aber irgendwann loslassen.«
    »Gibt es eine Leiche?«
    »Noch nicht. Küstenwache und ESU suchen danach.«
    »Du hast vorhin von zwei Morden gesprochen.«
    »Ja. Ein paar Minuten später kam ein weiterer Anruf rein. Wir sollten uns in einer Gasse in Downtown umsehen, an der Cedar Street, unweit des Broadway. Der Täter hat sich noch ein Opfer geholt. Ein Streifenbeamter findet einen Mann – auf dem Rücken liegend, mit Klebeband gefesselt. Der Täter hat ihm eine mehr als dreißig Kilo schwere Eisenstange quer über den Hals gehängt. Das
Opfer muss die Stange hochhalten, damit ihm nicht die Kehle zerquetscht wird.«
    »Mehr als dreißig Kilo? Okay, in Anbetracht der erforderlichen Kraft dürfte der Täter wohl männlichen Geschlechts sein.«
    Thom brachte Kaffee und Gebäck. Sellitto, dessen Gewicht ein ständiges Thema war, gönnte sich ein großes Stück aus Blätterteig. Während der Feiertage verzichtete er auf jegliche Diät. Er aß die Hälfte, wischte sich den Mund ab und fuhr fort. »Also drückt der Mann die Stange hoch. Zumindest eine Zeit lang – aber letzten Endes hat er es nicht geschafft.«
    »Wer ist das Opfer?«
    »Er heißt Theodore Adams und hat in der Nähe des Battery Park gewohnt. Gestern Abend hat eine Frau unseren Notruf gewählt und gesagt, sie sei mit ihrem Bruder zum Essen verabredet gewesen, aber er habe sich nicht blicken lassen. Das ist der Name, den sie uns genannt hat. Ein Sergeant vom zuständigen Revier wollte sie heute Morgen zurückrufen.«
    Rhyme hielt Verallgemeinerungen meistens für wenig hilfreich, aber er räumte ein, dass »übel« die Situation treffend beschrieb.
    Genauso wie »faszinierend«. »Wieso glaubst du, es sei derselbe Täter?«
    »Er hat an beiden Tatorten eine Visitenkarte zurückgelassen. Uhren.«
    »Tickende Uhren?«
    »Ja. Die erste stand neben der Blutlache auf dem Pier, die andere neben dem Kopf des Toten, als habe der Täter gewollt, dass die Opfer sie sehen. Und hören, schätze ich.«
    »Beschreib sie. Die Uhren.«
    »Sie sahen altmodisch aus. Mehr weiß ich nicht.«
    »Keine Bomben?« Heutzutage – im Nachher – wurde jedes tickende Beweisstück

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