Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.
Schulung verbessert werden kann, haben 2005 Stefan Koelsch und Sebastian Jentschke vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig herausgefunden. Sie testeten die Hirnreaktionen auf syntaktische Fehler in sprachlichen und in musikalischen Sequenzen. Dabei zeigte sich, dass musikalisches Training nicht nur zu einer Steigerung im Bereich der musikalischen Syntaxverarbeitung beitrug, sondern sich gleichermaßen auf die Sprachverarbeitung auswirkte. Koelsch entdeckte außerdem, dass der Mensch bis ins Erwachsenenalter höchst empfindlich auf Musik reagiert - und zwar selbst dann, wenn er es gar nicht merkt. Wie das EEG zeigte, reagierten Versuchspersonen, die sich selbst als unmusikalisch bezeichneten, auf »Fehler« in Akkordfolgen binnen weniger Millisekunden mit hoher Präzision.
Dass sich Wissenschaftler heute trotz dieser Ergebnisse mit allgemeinen Aussagen über die erfreulichen Transferwirkungen eher zurückhalten, hängt auch mit ihren methodischen Problemen zusammen, diese verlässlich zu messen.
Musikalisches Training verbessert die Fähigkeit, reaktionsschnell und sicher komplexe Gestalten zu erfassen, es steigert die Beweglichkeit, wie Altenmüller sagt, die Flüssigkeit des Denkens, das heißt: die Fähigkeit, sich rasch von einem Gedanken auf den nächsten einzustellen, und
es öffnet Türen in jenem großen, noch weitgehend unerforschten Bereich, der zurzeit unter dem Schlagwort der »emotionalen Kompetenz« subsumiert wird. So konnten William Forde Thompson und seine Mitarbeiter zeigen, dass musikalisch geschulte Kinder den Ausdruck traurig, fröhlich, ängstlich oder ärgerlich gesprochener Sätze sicherer identifizieren konnten als nichtmusizierende Kinder. Altenmüller beschäftigt sich in seinem laufenden Forschungsprojekt daher mit dem Zusammenhang von Musik und Emotion. Bis er es abgeschlossen haben wird, sollten wir alle kräftig Klavier üben.
Wie sich die Aktivitäten der Hirnregionen beim Anhören (Ohr) und mit dem Spielen (Hand) von Klavier verändern.
© 2003 Institut für Musikphysiologie Hannover, Marc Bangert
Lebenslanges Lernen - das ist wie eine Muskelübung
Ein Gespräch mit Angela Friederici.
Von Joachim Müller-Jung
A ls Mitunterzeichnerin des »Hirn-Manifests« von elf bedeutenden Neuroforschern hatte Angela Friederici den Satz mit geprägt: Hans kann durchaus lernen, was Hänschen nicht gelernt hat. Selbst skeptische Köpfe wie sie finden dafür inzwischen viele Belege.
Die Hirn forscher sagen uns immer öfter, dass das Gehirn des Menschen trainierbar ist - und trainiert werden soll. Sie sprechen von Neuroplastizität, was bedeutet das?
Plastizität heißt Veränderung. Gemeint ist das, was sich im Gehirn verändert, sowohl an Hirnstruktur wie auch an Funktion in dem Moment, in dem man beispielsweise das Gehirn trainiert. Wir wissen, dass der Input, ob akustischer
oder visueller Art, im Gehirn verarbeitet wird. Nun ist die Frage, inwieweit das Gehirn, wenn es hoch trainiert ist auf einen bestimmten Input, diesen sehr viel effizienter oder schneller verarbeiten kann als vorher.
Können Sie uns Beispiele dafür geben?
Man kann etwa Menschen, die schon früh ein Musiktraining hatten und ein entsprechend strukturiertes Hören erlernt hatten, mit Untrainierten vergleichen und dabei sehen, inwieweit Informationsverarbeitung bei ihnen schneller abläuft und welche Hirnareale involviert sind.
Was geschieht dabei, wenn solche Hirnprozesse effektiver verarbeitet werden? Wird die Musik reflektierter gehört?
Einiges deutet darauf hin, dass die Trainierten verstärkt ihre linke Hirnhälfte benutzen, während andere die Musik als quasi globales Erlebnis verarbeiten. Die Musiktrainierten lernen, dass Musik ähnlich wie Sprache in Phrasen, in Satzteilen kommt. Musik ist ja kein kontinuierliches Nacheinander, sondern hat natürlich auch eine Struktur, einen Anfang, ein Ende und Mittelteile, die eingebettet sind.
Das klingt doch auch noch sehr unterschiedlich, wenn man Sinfonien etwa mit afrikanischer Sambamusik vergleicht.
Strukturiertes Hören heißt, dass man diese Strukturen vorher schon mal erklärt bekommen hat. Wie sich unterschiedliche
Genres in der Hirnverarbeitung auswirken, beginnt man gerade erst zu untersuchen. Wir haben gerade eine Studie mit zwei Gruppen begonnen, deren Lieblingsmusik zum einen Heavy Metal und zum anderen Volksmusik ist. Wir wollen herausfinden, was im Gehirn geschieht,
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