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Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.

Titel: Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schirrmacher
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wenn man eine andere Musikart als die eigene Lieblingsmusik hört. Ob vielleicht zu den Hirnarealen, die an der Verarbeitung akustischer Reize beteiligt sind, noch emotionale Zentren beteiligt werden, wie beispielsweise die Amygdala als Teil unseres emotionalen Zentrums.
     
    Gibt es Bereiche, in denen die Hirnforschung die Trainingseffekte bis in kleinste hirnanatomische Details verfolgen kann?
     
    Beim Tier können wir solche Effekte schon eindeutig finden. Aber beim Menschen gibt es solche Vorher-nachher-Messungen, die man dazu haben müsste, leider noch nicht.
     
    Könnte sich die lebenslange Plastizität unseres Gehirns irgendwann als Phantom, als Wunschdenken erweisen?
     
    Das glaube ich nicht. Die Tieruntersuchungen sind da eindeutig und zeigen, dass es das gibt. Die berühmtesten Experimente, auf denen alles aufbaut, sind die von Hubel und Wiesel mit ihren ersten Experimenten bei jungen Katzen. Sie haben gezeigt, dass die entscheidenden Synapsenverbindungen zur Wahrnehmung der Umwelt in einer bestimmten Prägungsphase hergestellt werden.

     
    Halten Sie denn auch eine Plastizität im späteren Alter für erwiesen?
     
    Die Effekte sind, was wir im Gehirn bisher sehen, klein, was aber die Verhaltensveränderungen angeht, sind sie ganz effektiv. Bei hirngeschädigten Patienten kann man sich gut anschauen, was das Gehirn an tatsächlichen Chancen zur Erholung hat, und die sind auch relativ groß.
     
    Warum sollte es solche offenen Phasen nicht auch später in der Biografie geben? Viele machen die Erfahrung, dass man zum Beispiel erst nach Jugend und Studium offener wird.
     
    Klar. Nehmen wir die Sprache. Da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Die ist so hoch automatisiert, dass man auch später noch Neues dazulernen kann. Unsere ältesten Versuchspersonen waren siebzig Jahre alt. Natürlich hat man da schon mal Wortfindungsstörungen. Aber das Grundprinzip der Sprache, die Syntax, da macht man keine Fehler, da können Sie noch so alt werden.
     
    Das ist uns in die Wiege gegeben?
     
    Nein, das muss man natürlich lernen. Sie lernen das ganz früh. Wir haben Untersuchungen mit sechs Monate alten Säuglingen gemacht. Die können Regelmäßigkeiten im Sprachinput erkennen. Die legen sich dann irgendwann fest. Wenn sie allerdings nur einen Sprachinput haben, legen sie sich nur auf eine Sprache fest. Bei drei oder vier Sprachen ist das System dagegen nicht so festgelegt und
offener. Und damit haben Sie auch im Alter mehr Möglichkeiten.
     
    Wie zeigt sich das in den Hirnbildern?
     
    Die Sprachen können noch so verschieden sein, es sind immer die gleichen Hirnareale, die involviert sind inklusive der Zeichensprache. Es ist genetisch festgelegt, wo Sprache verarbeitet wird. Wo wir flexibel sein müssen, ist, was die Inhalte des Input, das Vokabular etwa, angeht.
     
    Was kann man aus den Hirnbildern noch alles herauslesen? Halten Sie es beispielsweise für denkbar, dass die Forschung irgendwann ein eigenes objektives Testsystem entwickelt, das anzeigt, dass regelmäßiges Üben mit Gewaltvideos am Computer Spuren im Gehirn hinterlässt und dadurch auch angsterzeugende Reaktionen fördert?
     
    Man wird bei Videospielen sicher herausfinden können, wie stark die Amygdala dadurch aktiviert werden kann. Es wäre interessant zu wissen, ob die Reaktion der Amygdala nachlässt und sich das Gehirn damit quasi an die Gewalt gewöhnt. Es gibt aber auch schöne positive Beispiele, wie sich das Gehirn durch Inputs verändert.
     
    Welche wären das?
     
    Wir haben uns Kinder aus dem Thomaner-Kindergarten angeschaut, die schon sehr früh Musikerziehung genießen.
Viele von denen sind später im Thomaner-Chor. Wir haben sie mit Kindern gleicher Intelligenz und gleichen sozioökonomischen Voraussetzungen verglichen. Die Thomaner-Kinder schneiden später nicht nur in Verhaltenstests besser ab, sie reagieren beispielsweise auch auf Fehler in Sätzen viel eher. Wenn man sich ansieht, welche Hirnareale das bewirken, dann sieht man, dass die Hirnareale, die Sprache verarbeiten, und diejenigen, die Musik verarbeiten, eine große Überlappung zeigen. Wenn ich also das Gehirn mit Musik trainiere, profitiere ich gleichzeitig auch bei der Sprachverarbeitung.
     
    Frühes und intensives Musiktraining würden Sie also unbedingt empfehlen?
     
    Unbedingt, und auch Zweisprachigkeit dort, wo es möglich ist. Kleinkinder von unter einem halben Jahr sind visuell viel flexibler, wenn sie zweisprachig aufwachsen. Sie schauen beispielsweise

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