Geht's noch?
Anfängerin, wie?«
»Und Sie sind ein derart großer Experte?«
Er nickte.
Alles an dem Mann überraschte sie. Überraschte sie auf höchst angenehme Weise.
Sie nahm auf einem der Thekenhocker Platz, die an der Kücheninsel standen, auf der er kochte.
»Ich kaufe fertig zugeschnittenes Hähnchen, weil mein Tagesablauf so hektisch ist und ich nie weiß, wie viel Zeit mir bleibt. Aber ich habe immer auch komplette Teile da, denn mir gefällt’s, wenn ich die gesamte Vorbereitung übernehmen kann. An einem Abend wie heute ist es natürlich praktisch. Man kann sogar vorgeschnittenes Gemüse kaufen, aber ich hab das sowieso ruckzuck erledigt und esse lieber ganz frische Sachen. Jetzt bin ich fast so weit, das Gemüse in den Wok zu werfen.«
Sie verfolgte verwundert, wie schnell er ein Essen zubereitete, für das sie mindestens eine Stunde benötigt hätte. »Vielleicht sollte ich besser mitschreiben«, meinte sie nachdenklich, während sie den Arm ausstreckte und sich ein Stück Möhre von dem Schneidebrett stibitzte.
»Hey, aufgehört mit den Naschen, oder Sie haben nachher nicht mehr genug Hunger, um mein Meisterwerk zu genießen.« Er schlug im Spaß nach ihrer Hand, aber sie war schneller.
Sie schnappte sich noch ein zweites Stück Möhre, bevor er sie daran hindern konnte.
Mit zwei Schritten war er an ihrer Seite, groß und imposant, und sein heißblütiger Blick entsprach dem glühenden Verlangen, das durch ihre Adern pulste.
Seit sie diesen Mann das erste Mal erblickt hatte, raubte sein gutes Aussehen ihr die Sinne. Und welcher normalen Frau wäre es anders gegangen?
Aber in der kurzen Zeit, die sie heute Abend mit ihm verbracht hatte, hatte sie für Momente einen Blick auf jenen Alltagsmensch Roper werfen können, der er im Grunde wirklich war, und was sie dort sehen konnte, gefiel ihr sogar noch besser.
Er griff nach dem Stück Möhre, und sie umklammerte es mit der Hand.
»Lass los«, befahl er und amüsierte sich dabei offenbar köstlich über ihre Spielerei.
Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. »Bring mich doch dazu.« Ohne darüber nachzudenken, hatten sie das formelle Siezen aufgegeben.
Er kitzelte sie, aber sie hielt fest und wartete gespannt auf die nächste Methode, mit der er ihr die Beute zu entreißen versuchen würde.
Ihre Blicke begegneten sich und verharrten aufeinander. Amys Puls wummerte heftig in ihrem Hals, und die Erwartung, dass sich seine Lippen heiß und fest auf ihre drücken würden, sandte ein Zittern durch ihren Körper.
Sie fuhr sich mit der Zunge über den Mund, benetzte die Lippen, wartend und hoffend …
Das schrille Klingeln des Telefons zerfetzte die bedeutungsschwere Stille, die sie umgab. Sein Kopf zuckte in Richtung des Lärms.
Amy brauchte dringend Raum und Luft und sprang
von ihrem Hocker. »Du solltest rangehen«, sagte sie mit ungewöhnlich wackliger Stimme.
Er bedachte sie mit einem Blick, der zu gleichen Teilen Verlangen und Bedauern enthielt, bevor er nach dem schnurlosen Telefon hinter ihm griff. »Yeah«, brüllte er in die Muschel und hörte dann dem Anrufer am anderen Ende zu.
»Sorry. Auch dir einen guten Rutsch ins neue Jahr, Mom. Warum bist du nicht auf einer dieser Hollywoodparties, die du so magst?«
Hollywood? Das war ja ein interessantes Informationshäppchen, dachte Amy. Und es war viel einfacher, sich darauf zu konzentrieren als auf ihren Beinahe-Kuss.
»Ach ja, richtig. Der Zeitunterschied. Hab ich vergessen. Ich bin ein wenig durcheinander, das ist alles.« Sein Blick ruhte auf Amy. Tief und eindringlich sah er ihr in die Augen und ließ sie wissen, dass er nicht vergessen hatte, was fast zwischen ihnen geschehen war und was geschehen konnte, sollte sie es zulassen.
Er räusperte sich. »Ist schon okay. Was gibt’s denn?«, fragte er. Sein Ausdruck verfinsterte sich, je länger seine Mutter sprach. »Nein, Mom, ich werde Ben kein Geld für die Finanzierung eines Fitnesscenters geben. «
Er hörte zu und sagte dann: »Weil es auf das Gleiche herauskommt, ob ich meinem Bruder Geld gebe oder es aus dem Fenster werfe, deshalb.« Roper drückte Daumen und Zeigefinger gegen seinen Nasenrücken.
»Hast du all die fehlgeschlagenen Unternehmungen schon vergessen, die ich ihm finanziert habe? Ach, lass es gut sein. Ich kann jetzt nicht darüber reden. Ich habe Besuch.«
Er zwinkerte Amy zu, aber ihr war nicht entgangen, dass seine unbekümmerte Lockerheit von eben verschwunden war.
»Ja, Mom, Damenbesuch . Wie lange soll ich
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