Geht's noch?
springe.«
»Weil du das früher immer getan hast.«
»Genau.« Er legte seine Hand auf die Rückenlehne seines Stuhls. »Wie wär’s mit einem Glas Sekt? Es ist doch schließlich Silvester.«
Sie runzelte die Nase auf niedliche Weise, wie sie es stets tat, wenn sie unschlüssig war, ob sie etwas tun sollte. »Vielleicht ein einziges Gläschen.«
Eilfertig zog er eine Flasche aus dem Kühlschrank, ließ den Korken knallen, goss ihnen ein und nahm schließlich neben ihr am Tisch Platz. »Ein Trinkspruch«, sagte er und hob sein Glas.
Sie hob ihres ebenfalls.
»Auf … neue Freunde«, sagte er. Bis zu diesem Abend war ihm gar nicht bewusst gewesen, wie sehr
er einen Menschen wie Amy in seinem Leben brauchte. Sie war etwas ganz Besonderes.
Ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Auf neue Freunde«, sagte sie mit leuchtenden Augen, während sie mit ihrem Glas anstieß und dann einen Schluck trank.
»Gut?«
Sie nickte. »Hervorragend. Also, du hast gesagt, dass jeder in deiner Familie etwas von dir will. Hast du Lust, über Ben hinaus etwas davon zu erzählen?«
Er hob seine Gabel und probierte sein asiatisches Pfannengericht. »Hmm. Wenn du Lust hast, zuerst mal den Koch zu loben.«
Lachend nahm sie einen Bissen und schwieg.
Und schwieg. Und schwieg so lange, dass er vor gespannter Erwartung auf ihr Urteil fast von der Stuhlkante gerutscht wäre.
»Das ist ja unglaublich gut!«, sagte sie endlich mit einem schon beinahe wollüstigen Lächeln auf dem Gesicht.
Im ersten Moment konnte er zwar nur daran denken, wie er den gleichen Ausdruck in einem intimeren Rahmen auf ihr Gesicht zaubern könnte, aber dann gelang es ihm irgendwie, seine Stimme wiederzufinden und weiter über seine kulinarischen Fähigkeiten zu sprechen. »Danke schön«, sagte er und freute sich wahnsinnig darüber, ihren Geschmack getroffen zu haben.
Er liebte es, zu kochen, und tat es häufig, um Stress
und Anspannung abzubauen, wenn er nach Heimspielen nach Hause kam, oder während der spielfreien Zeit im Winter, um sich zu erholen. Und Erholung hatte er in letzter Zeit reichlich nötig.
»Also? Was wolltest du noch von deiner Familie erzählen?«, bohrte Amy schamlos nach.
»Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du wie ein Pitbull bist, sobald du irgendwo zugeschnappt hast?«, fragte er. Sie erwiderte nichts, fuhr mit dem Essen fort und wartete ab, da sie wusste, dass er früher oder später weitersprechen würde. »Also gut. Ich werde es dir erzählen, aber womöglich werde ich dich mit meiner Familiensaga rasch in den Schlaf gelangweilt haben.«
Sie schüttelte den Kopf. »Kannst es ja versuchen.«
Er zuckte mit den Achseln. »Mom ist Schauspielerin oder zumindest war sie es, bis sie jenes Alter endgültig überschritt, bei dem sie mithilfe von Schönheitsoperationen noch jugendliche Rollen bekommen konnte.«
»Kenne ich sie vielleicht?«, fragte Amy.
»Ihr Künstlername ist Cassandra Lee.«
Amys Augen leuchteten auf. »Die hat doch unter anderem Maiden Land und On Sandy Shores gedreht! Meine Mutter ist ein großer Fan von ihr und hat mich ständig in ihre Filme geschleppt, als ich noch klein war!«
»Das ist sie«, bestätigte Roper. »Inzwischen ist sie zu eitel, um Mutterrollen oder andere reifere Rollen zu
akzeptieren, stattdessen genießt sie nur noch ihr Leben, und ich unterstütze sie finanziell dabei. Was allerdings völlig in Ordnung ist, schließlich hat sie in meiner Kinderzeit hart gearbeitet, um uns alle zu versorgen. «
»In Hollywood alt zu werden, dürfte ziemlich hart sein.«
»Es gibt viele bekannte Schauspielerinnen, die haben das mit Erfolg geschafft. Sharon Stone, Meryl Streep, Annette Benning. Mom hat das lamentierende Ich armes Ding wirklich zu einer Kunstform entwickelt. Aber ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. «
Amy aß die Portion auf ihrem Teller bis auf den letzten Bissen auf. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die in ihrem Gericht herumstocherten, statt zu essen, und das gefiel ihm.
Sie hob ihr Glas, nippte an dem Sekt und quetschte ihn weiter nach seiner Familiensituation aus. »Was ist denn mit deinem Vater? Lebt er noch? Meiner ist tot. Er starb kurz nach meinem Highschool-Abschluss«, sagte sie mit einem wehmütigem Ton in der Stimme.
»Tut mir leid.« Er hätte ihr gern die Hand gedrückt, aber sie schien Mitgefühl weder zu erwarten noch zu brauchen.
Sie trank ihren Sekt aus und lächelte.
Er goss ihnen beide noch ein Glas ein. »Mein Vater lebt noch. Er hat bloß nie
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