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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Denn der Borscht Belt besteht aus superkritischen Zuhörern, die Mittelmäßiges sofort von der Bühne pfeifen. Starker Sammy.
     
    Er setzte sich – eigentlich ließ er sich auf das rote Kunststoffpolster der Bank plumpsen – und ich entschuldigte mich, weil sich jetzt plangemäß mein Kaffee meldete.
    Ich kam zurück und spürte Spannung. Der Humor von vorhin war verflogen.
    “Was gibt´s?” wollte ich wissen. Harmlos.
    “Ich höre jetzt erst, dass du größere Transaktionen vorhast”, sagte Misty bissig.
    Sammy schwitzte. “Jon, ich schwöre dir, ich habe gedacht, sie weiß Bescheid. Ich hatte doch keine Ahnung, dass ihr euch nicht darüber verständigt habt. Ich würde nie Vertrauen missbrauchen; habe nur gesagt, dass ich mich freue, endlich mal wieder einen richtigen saftigen Deal zu vermitteln, und sie springt mir mit dem nackten Arsch ins Gesicht.” Er schaute sie von der Seite an. Sie sah wirklich böse aus.
    “Ich habe dir doch verdammt noch mal gesagt, wir würden uns jetzt drüber unterhalten.“ Manchmal ging mir der Gaul durch. „Für den Deal brauche ich doch deine Hilfe. Und Sammys. Deshalb sitzen wir schließlich hier.” Nicht zu fassen. Manchmal sind die Leute wirklich schwer von Begriff. Erst hat man den ganzen Ärger mit Typen, die einem den Kragen umdrehen wollen, und dann mucken die eigenen Verbündeten noch auf. Aus völlig heiterem Himmel.
    Sie schob sich mit beiden Händen vom Tisch weg und kreuzte die Arme vor der Brust. Meine Lieblingshaltung.
    “Also los, Sammy, erzähl du, was ich dir erzählt habe. Ohne, dass ich dich unterbreche. Und du auch nicht, Misty. Lass Sammy erzählen.”
     
    Also erzählte er. Das gefällt mir so an Anwälten – die reden nicht um den heißen Brei herum, die erzählen auf kürzester Strecke, was anliegt. Das tat er nun.
     
    Sie hörte gespannt zu. Gelegentlich machte sie sich Notizen. Als er erzählt hatte, fragte sie.
    “Warum kann er nicht einfach Geld auf sein Konto überweisen lassen, es abheben und verschwinden?”
    “Weil die Banken untereinander verwandt und verschwägert sind. Weil die alles dransetzen, solche Transaktionen wieder rückgängig zu machen. Denn wenn geklaut wird – auch, wenn es nicht ihr Geld und nicht ihre Schuld ist – stehen die Banken in üblem Licht da. Also ist es keineswegs damit getan, Geld abzuheben und abzuhauen. Wenn irgendwo irgendwann wieder eingezahlt wird kann es durchaus einbehalten und das Konto gesperrt werden. Dann muss geklagt werden. Das kann und will er sich nicht leisten. Und die Unsicherheit würdest du auch nicht wollen.”
    Das verstand sie. “Warum Ukraine, Bahamas, und die anderen Inseln und Dritte-Welt-Länder. Warum nicht richtiges, kultiviertes Mitteleuropa? Oder Lateinamerika?”
    “Weil die meisten Länder von Washington unter Druck gesetzt werden, den Drogenhandel zu bekämpfen. Und der erste Ansatzpunkt ist immer das Drogengeld. Denn ohne Geld kein Drogenhandel. Wer riskiert schon das Leben, wenn die Kohle nicht so gewaltig wäre? Also haben unsere Drogenbehörden Banken auf der ganzen Welt am Gängelband. Wenn die nicht mithelfen, Geldwäsche auszumerzen, dürfen die hier keine Geschäfte machen. Und was will eine Großbank, die nicht an der Wall Street mitmischen darf, die keine amerikanische Filiale oder zumindest Korrespondenzbank hat?”
    Sie verstand das sehr wohl. Misty hatte einen Kopf fürs Geschäft, ihr war sofort klar, worin die Schwierigkeit bestand und weshalb vorsichtig aufgetreten werden muss. Sie schaute mich kurz an und legte ihre Hand auf meine.
    “Nur wenige Banken halten sich nicht strikt and die Gängelei. Die sind entweder in einem politischen Klima, das vom Amihass lebt, oder sie gehören selbst Gaunern. Die machen, was Geld bringt – je mehr schnellen Profit, umso lieber. Und wenn die Quelle versiegt, wenn die Kunden nicht mehr können oder sich die Lage ändert, werden sie verkauft, oder sie gehen mit Pauken und Trompeten unter.”
    Misty war die Sache klar. “Macht er sich nicht strafbar, wenn er von hier aus Geld in alle Welt verschiebt?”
    “Würde er, tut er aber nicht. Er beobachtet nur, wo fremdes Geld ist und was es tut. In Tijuana sitzt einer, im mexikanischen Ausland, also, und der überweist. Und wenn es als sein Geld auf einem einheimischen Konto landet, dann bleibt es ja im Lande. Stimmt´s?” fragte er zu mir rüber. Ich nickte bestätigend.
     
    Misty setzte sich zurück und überlegte. Dann schaute sie mich an und sagte: “Jetzt frage

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