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Geier

Geier

Titel: Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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kümmern.
    “Du solltest mich am Nachmittag anrufen und die Leitung offen lassen. Wenn ich helfen kann, tue ich das. Und zwei Meinungen sind immer besser als eine.” Er umarmte mich und wünschte mir alles Gute. Ich zerquetschte eine Träne. Im Ernst. Was jetzt angesagt war, ging mir furchtbar nahe.
     
    Ich fuhr nach King City, quartierte mich wieder bei Frau Gonzales ein und rief Rick an. Der ließ es erst mal klingeln.
    “Mensch, kannst du nicht dein Telefon abheben, wenn´s klingelt?”
    “Tut mir leid, Junge. Ich war gerade auf´m Klo.” Na gut. Was soll man da sagen.
    “Alles in die Wege geleitet?” wollte ich wissen. Er war ganz happy. Man hörte es auch. Er schien etwas atemlos. Vielleicht die Vorfreude?
    “Könnte nicht besser gehen. Ich habe die Post aufgegeben, habe mir die Auslieferung für morgen Vormittag garantieren lassen, und dann sind wir hierhergefahren. Jon, das ist was für dich! Die Straße hierher ist eine reine Katastrophe, nur Schlaglöcher, Taranteln und Schlangen, aber wenn du die letzten, schlimmen fünfzig Kilometer endlich hinter dir hast, ist es das reine Paradies.“ Mein lieber Mann, das sind ja große Töne! „Wellen, Brecher, dass du dich nicht mehr kriegst! Und Grauwale, Delfine, Schwertfisch vor der Küste und Haie überall. Eine sagenhafte Gegend.”
    “Und das Hotel? Und das Grundstück?” Ich wollte doch wissen was lief, Mann.
    “Misty verhandelt stundenlang mit dem alten Typ. Ist ein winziges, ziemlich rattiges Dorf – vielleicht hundert Häuser. Lehmhütten, Kakteen, dürre Köter und Staub. Das Hotel steht etwas abseits, ist ein alter, zweistöckiger Kasten, ganz schön mitgenommen, sogar für hiesige Verhältnisse. Aber direkt am Meer, nur ein Dreckweg ist zwischen der Vordertür und dem Strand, eine riesige, überdachte Veranda umgibt den Bau, und das Grundstück zieht sich fast vier Kilometer ins Land, bis in die Hügel.“
    Er hörte sich begeistert an. “Und das Meer erst, Junge; hier könnte ich mein Motorboot haben, und jeden Tag damit raus. Den ganzen Winter über ist die Lagune voller Wale, bis April, Mai, rund ums Jahr tauchen Kormorane, und vorhin surfte eine ganze Tümmlerfamilie durch diese Wahnsinnsbrecher.
    “Hört sich ja gut an. Ein richtiger Surfstrand, was?” Hatte mich mit seiner Begeisterung wohl angesteckt.
    “Eine unglaubliche Sache – wenn wir auch nur ein Zehntel von dem kassieren, was wir erwarten, sollten wir unbedingt hierher. Wirklich nicht zu fassen. Der Opa will unbedingt verkaufen. Sein einziger Sohn ist Junkie, und der Alte hat uns gleich gesagt, dass er´s lieber der Mutter Kirche vermacht als dem Junior. In die Kerbe haut Misty natürlich. Die ist übrigens knallhart. Hast du das gewusst?”
    “Knallhart ist geschmeichelt. Sie ist in Ordnung. Misty macht das schon. Was machen unsere Konten?”
    “Alles klar”, sagte Rick. “Du hast sie doch auch im Auge, oder? Dann weißt du ja, dass da alles okay ist.” Hatte ich, sagte ich ihm. Und war es. Aber er kannte sich mit der Elektronik besser aus als ich, und außerdem hilft es immer, wenn zwei gucken.
    “Stimmt. Hast recht. Wir checken heute noch mal, und ab morgen müssen wir uns wohl oder übel drauf verlassen, dass mit den Konten und Banken alles in Butter ist.”
    Das war eben die Sache. Wir würden einen Haufen Geld herumschieben, zu Banken, von denen wir außer E-Mail-Anschrift und Namen nichts kannten. Vertrauen ist gut, Kontrolle war unmöglich.
    “Was macht Gonzales?” wollte ich wissen. “Ich bin übrigens genau dort wo du kürzlich warst. Wo es dir so gut gefiel. Bei Frau Gonzales.”
    Er ging unvermittelt hoch. “Was soll den das? Lass doch Guadalupe in Ruhe – die hat mit ihrem Arschloch von Mann genug am Hals. Wo ich war; ich war nirgends, wenn du´s genau wissen willst. Jedenfalls nicht irgendwo, wo du jetzt auch bist.”
    Wespennest, was? Die Nerven. Dachte ich´s mir doch. “Hör mal, ich bin in Zimmer 7 bei Gonzales. Was meintest du denn?”
    Er grummelte irgendwas von Verarschen. Im Hintergrund hörte ich Misty “Schatz” rufen. “Au, lass mich mit Misty reden. Gib ihr mal schnell das Telefon.”
    Weiß der Kuckuck, warum er so einen Schreck bekam. Ich wusste gar nicht, dass man “Ja” auch stottern kann.
    “Schatz, wie geht´s dir?” wollte Misty wissen, und legte gleich mit der Erzählung los. Wie toll das sei, und wie ruhig, und noch so ländlich, ganz wie Großvater das beschrieben hatte und viel schöner als die Mojave, die sie doch

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