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Geier

Geier

Titel: Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Für eine Viertelmillion Dollar, ließ ich ihn wissen, konnte ich ihn nennen, wie ich gerade lustig war. Da musste er mir dann doch recht geben.
    Ähnlich verfuhren Rick und ich in Amsterdam, in Frankfurt und in Belmopan. Das ist in Belize, und dort sind die Broker freundlicher und bringen die Kundschaft nicht mit solchen Plattitüden durcheinander. Die freuen sich nur über das viele Geld, das sie anlegen dürfen. Und kennen die schnüffelnden amerikanischen Steuer- und Drogenbehörden, die ihnen immer ins Geschäft reinreden wollen. Weshalb viele dortige Broker vorziehen, über ihre eigenen Konten in der freundlichen Schweiz Geld zu empfangen und auszuzahlen.
    Ja, und dann haben wir über Sammy natürlich ganz harte Typen in der Ukraine beauftragt, unser Geld verschwinden und dafür wieder woanders frisch auftauchen zu lassen. Die wussten ja nicht, ob der Sender Sammy selig war oder sonst wer – solange Provision, Passwort und Code stimmten, interessierte das nicht die Bohne.
    Ich raffte mich auf, sammelte meinen Mut und probierte es mit einer Viertelmillion, deren Verschwinden wir zur Not verkraften konnten. Sammy hatte von denen einen genauen Laufplan des Geldes bekommen und hatte mir eine Kopie auf den Laptop geschickt. Ich wusste also, welche Konten ich wo aufzurufen hatte, und ich kannte ja die horrende Provision, die uns der Scherz kosten würde. Daumen drücken und durch.
    Keine fünf Minuten vergingen, und ich schaute fasziniert zu, wie auf einmal eine Summe von fast zweihunderttausend Dollar einem unserer neuen Konten bei der honorigsten Bank New Yorks gutgeschrieben wurde. Überwiesen von einem bekannten deutschen Notariat, einer über jeden Zweifel erhabenen Kanzlei.
    Der Transfer trug den Vermerk, dass es sich hiermit um die Restzahlung der Rechtsübertragung vom 3. März des Jahres handele. Hut ab. Zwanzig Prozent Abzug, plus Spesenpauschale von noch mal fast zwei Prozent. Teuer, aber perfekt. Der Ukrainer bekam von mir gleich noch mal eine drei viertel Million. Mit ähnlichem Ergebnis. Scheißteuer, aber schnell und sicher.
     
    Um Mitternacht rief ich Rick wieder an. Er war wach; „Ich habe ein paar Stunden gepennt, und jetzt ist mir wieder wie frühmorgens. Also wühle ich weiter. Hast du übrigens die Kisten ausgraben können?“
    Logisch, dass ich ihm die Wahrheit gesagt habe, oder? Eigentlich wollte ich das Bare ja für mich behalten, aber andererseits hatte ich vor, ein neues Leben zu beginnen. Das wollte ich nicht mit einer Lüge beginnen. Mit Beschiss. Außerdem – bei der vielen Kohle ist eine weitere Million nicht mehr so allumfassend wichtig.
    Ich gebe ja zu, dass ich blöd bin.
    „Habe ich. Aber ich habe sie noch nicht aufgemacht.“
    „Machst du das? Kannst du zählen, wo du bist?“
    „Kann ich.“ Ich schaute auf die Straße, deren staubiges Band sich bis zu der Bergkette am südlichen Horizont erstreckte. Vermutlich. Denn ich sah ihren Verlauf höchstens einen Kilometer weit. Die Nacht war relativ hell, die Sterne funkelten nah und groß, und zum Geldzählen würde das Licht allemal reichen.
    „Wir haben uns ja nie drüber unterhalten, wahrscheinlich, weil wir uns beide kaum vorstellen könnten, dass wir es mal in der Hand halten würden, aber – was machen wir jetzt eigentlich damit?“ Als ich sie stellte, fand ich meine eigene Frage ungeheuer lustig. Wenn man sich über die Menge seines Geldes Gedanken macht, wenn einem das Gewicht der Scheine Schwierigkeiten aufgibt, dann hat man Sorgen, die jeder gern hätte.
    „Womit?“ Klar, eigentlich, dass er so dämlich fragt. Der vögelt Misty doch. Sonst wäre er nicht so schwer von Begriff.
    „Mit dem Kisteninhalt, Blödmann. Mit der Schmiere. Dem Großen Motivator.“
    „Ach so. Klar. Weiß nicht. Herbringen? Meinst du, das könnte man?“
    Hatte der eine Ahnung, wie groß und wie schwer so ein Haufen Bargeld ist. Nein, man konnte es nicht unentdeckt über die Grenze bringen. Ich jedenfalls nicht. Ich hatte keine Lust, Behörden in zwei Ländern zu erklären, wo so viel Cash herkommt. So viel Bargeld, das vermutlich Kokainspuren trägt, was man ja heute ganz locker feststellen kann. Ich nicht, Amigo. Das sagte ich ihm auch. Dass ich nicht damit erwischt würde.
    Er scherzte: „Verbuddele es doch. Da wo du bist. Kommt doch kein Schwein hin.“ Was natürlich stimmte.
    „Du bist genial, mein Kleiner“, freute ich mich. Klar. Da verscharre ich es. Bisschen weiter weg, damit mir nicht einer ein öffentliches Klo drüberbaut

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