Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
Selbstverstehens den Skeptizismus nicht widerlegen, glaube ich, dass es ein legitimes Ziel der Transzendenz gibt, das bescheidener und vielleicht realistischer ist. Wir mögen vielleicht nicht in der Lage sein, die skeptische Möglichkeit auszuschließen, und wir sind vielleicht nicht imstande, unsere normale Verständnisfähigkeit auf etwas zu gründen, zu dem wir noch größeres Vertrauen haben können; dennoch ist es vielleicht möglich zu zeigen, wie wir unser natürliches Vertrauen in die Ausübung des Verstandes trotz der offenkundigen Kontingenz unserer Natur und Entstehungsweise berechtigterweise behalten können. Die Hoffnung richtet sich nicht darauf, eine Grundlage zu entdecken, die unser Wissen unangreifbar absichert, sondern eine Form des Selbstverstehens zu finden, die uns selbst nicht vollkommen untergräbt und die uns nicht abverlangt, das Offensichtliche zu leugnen. Das Ziel wäre, ein plausibles Bild davon zu geben, wie wir in die Welt passen.
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Sogar bei diesem bescheideneren Unternehmen lassen Theismus und naturalistischer Reduktionismus zu wünschen übrig. Der Theismus bietet keine ausreichend substanzielle Erklärung unserer Fähigkeiten, und der Naturalismus bietet keine ausreichend vergewissernde Erklärung dafür.
Eine theistische Darstellung hat gegenüber einer reduktiv naturalistischen den Vorteil, dass sie mehr als nur dem Realität zubilligt, was ganz offensichtlich der Fall ist, und dass sie versucht, all dies Reale zu erklären. Doch selbst wenn der Theismus mit den Lehrsätzen einer bestimmten Religion spezifiziert wird (die der unmittelbaren Einsicht und der Vernunft allein nicht zugänglich sein werden), bietet er eine sehr partielle Erklärung für unseren Platz in der Welt. Er läuft auf die Hypothese hinaus, dass die Erklärung höchster Ordnung dafür, wie die Dinge zusammenhängen, von einem bestimmten Typ ist, nämlich intentional oder absichtsvoll, ohne dass er mehr darüber zu sagen hat, wie diese Intention wirksam ist, als anhand der zu erklärenden Ergebnisse ohnehin feststellbar ist.
Die Idee ist nicht leer, weil jede intentionale Erklärung einige interpretierende Annahmen beinhaltet – sogar über Gott. Ein intentional Handelnder muss als jemand gedacht werden, der Ziele hat, die er als gut ansieht, so dass die Ziele nicht willkürlich sein können; eine theistische Erklärung wird unausweichlich eine gewisse Idee des Werts einführen, und eine bestimmte Religion kann dies noch sehr viel genauer angeben, obwohl damit zugleich das berühmte Problem des Bösen aufkommt. Meiner Ansicht nach besteht – einmal abgesehen von der Schwierigkeit, an Gott zu glauben – der Nachteil des Theismus als Antwort auf den Wunsch nach einem umfassenden Verständnis nicht darin, dass er keine Erklärungen liefert, sondern dass er dies nicht in der Form einer umfassenden Darstellung der Naturordnung tut. Der Theismus verstößt die Suche nach der Intelligibilität aus der Welt. Wenn Gott existiert, ist er nicht Teil der Naturordnung, sondern ein frei Handelnder, der nicht den Naturgesetzen unterworfen ist. Er mag zwar zum Teil handeln, indem er eine Naturordnung erschafft, aber was immer er direkt tut, kann nicht Bestandteil dieser Ordnung sein.
Für diejenigen, die es überzeugend finden, die Welt als den Ausdruck göttlicher Intention zu sehen, würde ein theistisches Selbstverständnis unser natürlich vorhandenes Vertrauen in unsere kognitiven Vermögen unangetastet lassen. Es würde allerdings nicht die Art von Verständnis sein, die uns erklärt, wie Wesen wie wir in die Welt passen. Diese Art von Intelligibilität, die nach wie vor fehlen würde, ist die Intelligibilität der Naturordnung selbst – Intelligibilität von innen. Mit manchen Formen des Theismus mag diese Art von Intelligibilität vereinbar sein, und zwar dann, wenn Gott eine selbstgenügsame Naturordnung erschafft, die er anschließend sich selbst überlässt. Sie ist jedoch unvereinbar mit einer direkten theistischen Erklärung von systematischen Charakteristika der Welt, die sonst als rohe Tatsachen erscheinen würden – beispielsweise die Erschaffung des Lebens aus toter Materie oder die Geburt des Bewusstseins oder der Vernunft. Derartige interventionistische Hypothesen kommen einer Leugnung gleich, dass es eine umfassende Naturordnung gibt. Sie sind teilweise von einer Überzeugung motiviert,die mir durchaus richtig erscheint, dass es nämlich so gut wie unmöglich ist, dass diese Tatsachen von nichts
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