Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
evolutionistische Naturalismus selbst beruht.
Ich werde diese Behauptungen in späteren Kapiteln verteidigen, möchte hier aber sagen, was daraus folgen würde, wenn sie korrekt sind. Das Scheitern des evolutionistischen Naturalismus, eine Form des transzendenten Selbstverständnisses zu ermöglichen, die unser Vertrauen in unsere natürlichen Fähigkeiten nicht untergräbt, sollteuns nicht dahin bringen, die Suche nach einem transzendenten Selbstverständnis aufzugeben. Es gibt keinen Grund, unser Vertrauen in die objektive Wahrheit unserer moralischen Überzeugungen, und übrigens auch unser Vertrauen in die objektive Wahrheit unseres mathematischen oder wissenschaftlichen Denkens, davon abhängig zu machen, ob dies mit der Annahme vereinbar ist, dass solche Fähigkeiten das Ergebnis natürlicher Selektion sind. Wenn wir berücksichtigen, wie spekulativ evolutionistische Erklärungen für die geistigen Befähigungen des Menschen sind, sind sie wohl ein allzu schwacher Grund dafür, die elementarsten Formen des Denkens in Frage zu stellen. Unser Vertrauen in die Wahrheit von Aussagen, die auf Nachdenken hin evident erscheinen, sollte nicht so leicht erschüttert werden (und kann von Gründen dieser Sorte ohne so etwas wie ein falsches Bewusstsein nicht erschüttert werden, würde ich hinzufügen).
Es scheint angebracht zu sein, den Test ebenso in die Gegenrichtung durchzuführen, das heißt, die Hypothesen über das Universum und darüber, wie wir entstanden sind, durch Bezugnahme auf gewöhnliche Urteile zu prüfen, die bei uns sehr hohes Vertrauen genießen. Es ist vernünftig, davon auszugehen, dass die Wahrheit darüber, was für Wesen wir sind und wie das Universum uns hervorgebracht hat, mit diesem Vertrauen zusammenstimmt. Schließlich muss alles, was wir glauben, sogar die weitreichendsten kosmologischen Theorien, letzten Endes auf dem Common Sense und auf dem, was schlicht unbestreitbar ist, aufbauen. Der Vorrang, der dem evolutionistischen Naturalismus trotz seiner unplausiblen Schlussfolgerungen bei anderen Gegenständen eingeräumt wird, verdankt sich, denke ich, dem säkularen Konsens, dass dies die einzigeForm eines externen Verständnisses unserer selbst ist, die eine Alternative zum Theismus darstellt – welcher als eine bloße Projektion unseres inneren Selbstbildes auf das Universum als unbewiesen abzulehnen ist.
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Auch wenn weder der evolutionistische Naturalismus noch der Theismus genau das umfassende Selbstverständnis liefern, auf das wir es abgesehen haben, sollte dies nicht unser eher unmittelbares Zutrauen in die Wirkungsweise unseres Verstandes gefährden, obwohl dessen Auftauchen in der Welt ein Rätsel bleibt. Wir können weiter auf ein transzendentes Selbstverständnis hoffen, das weder theistisch noch reduktionistisch ist. Das bedeutet jedoch, eine dritte Antwort auf das Problem abzulehnen, die mir nicht haltbar erscheint, obwohl sie namhafte Anhänger hat – nämlich die Lösung, das Projekt eines Selbstverständnisses von außen insgesamt aufzugeben und uns stattdessen auf die hinlänglich schwierige Aufgabe zu beschränken, unseren Blickwinkel auf die Welt von innen zu verstehen: Die physikalische Wissenschaft ist ein Aspekt dieses menschlichen Standpunktes, aber sie kann in einem Nebeneinander mit den anderen Aspekten existieren, ohne diese zu subsumieren. Diese pluralistische Methode ist das, was von Peter F. Strawson »deskriptive Metaphysik« genannt wird, [6] und sie hat viel mit Wittgensteins antimetaphysischer Konzeption davon gemein, worin die eigentliche Aufgabe der Philosophie besteht.
Obwohl ein internes Verständnis sicherlich wertvoll ist und eine wesentliche Vorbedingung für ein transzendenteres Projekt darstellt, sehe ich nicht, wie man sich damit begnügen und davor Halt machen kann, auch eine externe Konzeption von uns anzustreben. Um mich abermals zu wiederholen: Wir müssten dann glauben, dass die Suche nach einer einzigen Realität eine Illusion ist, weil es viele Arten der Wahrheit und viele Arten des Denkens gibt und diese sich nicht systematisch verbinden lassen durch die Vorstellung von einer einzigen Welt, in der alle Wahrheit begründet ist. Und das ist eine ebenso radikale Behauptung wie irgendeine ihrer Alternativen. [7]
Die Frage steht im Raum, ob wir sie beantworten oder nicht. Selbst wenn wir den Schluss ziehen, dass die materialistische Darstellung unserer selbst unvollständig ist – ihre Entwicklung durch die Evolutionstheorie
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