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Geisterkrieg

Geisterkrieg

Titel: Geisterkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A. Stackpole
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III, Republik der Sphäre
    20. November 3132
    Andy nahm mich unter seine Fittiche, und im Laufe der nächsten Woche lernte ich eine ganze Menge. Wenn man bedenkt, dass er für die Republik tot war und dementsprechend offiziell gar nicht existierte, ging es ihm ziemlich gut. Für den Fall, dass er es nicht rechtzeitig zum Asyl schaffte, wusste er, in welchen Restaurants das Essen zurück in die Küche ging. Klar, das Essen war wild durcheinander geworfen, aber im Magen vermischt sich ohnehin alles.
    Tagelöhner werden immer gebraucht. Sicher, Häuser werden von BauMechs zusammengesetzt, aber die sind notorisch schlecht, wenn es darum geht, in enge Ecken und Winkel zu kommen, und einfach zu groß, um einen Besen zu schwingen oder Müll wegzutragen. Beim Mülltransport hatten wir erste Wahl aus den Abfällen, die wir danach für ein paar Ritter an Händler verkaufen konnten. Viel war es nicht, aber ohne Unkosten für Verpflegung und Unterkunft brauchten wir auch nicht viel.
    Banal war nur eine von mehreren Kaschemmen, in denen Andy ein und aus ging. Die meisten lagen ziemlich nahe an einem Obdachlosenasyl oder den Abladestellen für die Tagelöhnertransporte. Wir wurden natürlich bar auf die Kralle bezahlt, und ein Teil davon ging gleich an den Fahrer, damit er uns am nächsten Tag wieder mitnahm. Der Rest des Gelds hielt sich nicht lange in unseren Taschen, aber wir gingen jedenfalls nicht durstig schlafen, und so zählte es als ein gelungener Tag.
    Unterwegs erfuhr ich eine Menge über Reis, was meine Erfahrung mit ihm geradezu gnädig wirken ließ. Er war schon immer ein Schwein gewesen, aber nachdem Helen aus dem Netz geschnitten worden war, hatte er seine Macht im Süden erst richtig aufblühen lassen. Das Eintreffen der Wandernden Ritterin musste ihm mächtig Muffensausen verursacht haben, bis es ihm gelungen war, sich ihr als zweiter Devlin Stone unterzuschieben. Mit Lakewoods Rückendeckung hatte niemand mehr eine Chance gegen ihn.
    Abgesehen von der Gaia-Guerilla-Front. Nach dem Zwischenfall auf dem Berg hatte sie sich eine Weile bedeckt gehalten. Auf der Beerdigung der Gendarmen, die er bei der Aktion verloren hatte, war Reis in Hochform. Er lieferte eine Grabrede, die einem Stein Tränen entlockt und ihn dazu gebracht hätte, sich hinterher zur ZVET zu melden, um die gefallenen Kameraden zu rächen. Selbst die Kneipenhocker, die diese Zeremonie auf TriVid sahen, waren davon überzeugt, dass Reis seine Arbeit gut machte, bis wir sie daran erinnerten, wie gut er sich um sie gekümmert hatte.
    Angesichts solchen Wankelmuts lief ich zu negativer Höchstform auf. Ich ließ nicht den geringsten Zweifel daran, was ich mit ihm vorhatte. Meine Pläne gingen längst darüber hinaus, sein Haus zu zerlegen. Bei meiner Prahlerei ließ ich etwas mehr an technischen Kenntnissen in gewissen Bereichen erkennen, als gut gewesen wäre, doch ich hoffte darauf, dass Reis davon hörte und es ihm die Nachtruhe vergällte.
    Wie sich herausstellte, hätte besser ich auf den Schlaf verzichtet. In meiner siebten Nacht im Asyl wurde ich rüde aus dem Schlummer gerissen, als mir jemand einen Sack über den Kopf stülpte. Ich hörte, wie Andy aufwachte, sich erkundigte, was los war, und zum Dank einen Kinnhaken bekam. Man riss mir die Decke weg, wälzte mich auf den Bauch und legte mir Handschellen an. Dann wurde ich aus dem Gebäude gezerrt.
    So ziemlich das Einzige, was ich meine Entführer sagen hörte, war eine strenge Warnung an jemanden: »Wenn Sie wissen, was gut für Sie ist, vergessen Sie, was heute passierte.«
    Ich wurde in den Kofferraum eines Schwebers gepackt und wir fuhren los. Ich versuchte, mir die Route zu merken, doch der Wagen wurde schneller und langsamer, fuhr mal links, mal rechts herum im Kreis, und schließlich hatte ich nicht mehr den leisesten Schimmer, wie weit wir gefahren waren oder wohin. Nach zehn Minuten gab ich es auf und entschied, dass ich wohl nicht sofort abgemurkst werden sollte. Immerhin hatte man mich aus einem Obdachlosenasyl in den Slums von Overton entführt. Wäre es darum gegangen, mich auszuschalten, hätte man mir einfach kohärentes Licht durch den Schädel gestrahlt und mich in der Gosse liegen gelassen.
    Da ich noch lebte, musste ich davon ausgehen, dass ich über Informationen verfügte, die meine Entführer interessierten. Es war schließlich offensichtlich, dass niemand ein Lösegeld für mich zahlen würde. Mir fielen nur drei Leute ein, die glauben könnten, zwischen meinen Ohren

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