Geisterschiff (German Edition)
Trixis. Lars stand noch immer bewegungslos im Raum. Die Tränen rannen aus seinen Augen. Schüchtern drückte Trixi ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Die beiden würden wohl noch ein wenig brauchen, bis sie wieder zusammengefunden hatten, dachte Lucy.
» Meinst du, dass der etwas ausheckt?«,fragte Lucy Gurian und nickte zur Tür, aus der Garjomus verschwunden war.
» Ich glaube, Trixi hat ihm den Rest gegeben. Der kreuzt hier so schnell nicht wieder auf.«
» Ich weiß nicht. Ich habe ein ungutes Gefühl.« Lucy starrte noch immer zweifelnd auf die Tür.
Gurian grinste sie mit seinem entstellten Gesicht an. »Über Jungs musst du noch viel lernen, Kommandantin«, knurrte er.
Trixis Abschiedsgeschenk
» Wie lange dauert es denn noch, bis wir starten können?«, fragte Lucy.
Sie wollte keine Minute länger auf diesem Schiff bleiben als nötig. Dieser ganze Teil der Galaxie ging ihr auf die Nerven. Sie hatte ein unerklärliches, schlechtes Gefühl, und das hatte nicht nur mit Garjomus zu tun, auch wenn er ihr unheimlich war.
Ganz von diesen unbestimmten Gefühlen abgesehen, gab es natürlich auch ganz konkrete Gründe, so schnell wie möglich aufzubrechen. Ihre Freunde auf der Rebellenstation wussten nicht, wo sie waren. Sie machten sich sicher schreckliche Sorgen.
Trixi stand ihr gegenüber. Sie sah Lucy unglücklich an. Lucy wusste, wenn ihre Maschinistin sie so ansah, hatte sie etwas auf dem Herzen und traute sich nicht, es ihr zu sagen.
» Trixi, was ist denn? Nun sag schon!« Lucy konnte ihre Ungeduld nicht länger verbergen.
» Ich brauche noch einen Tag«, sagte sie noch schüchterner als üblich.
» Wieso denn das? Du hast doch gesagt, wir sind fertig«, rief Lucy aus.
» Es geht auch nicht um die ›Taube‹. Ich muss mich noch von Garjomus verabschieden.« Trixi sah zu Boden.
» Aber das dauert doch keinen ganzen Tag!«
» Ich muss noch etwas fertig machen. Es ist ein Abschiedsgeschenk an Garjomus. Wenn ihr die Zeit nicht habt, müsst ihr mich hierlassen. Ich kann ihn nicht allein lassen, ohne ihm zum Abschied wenigstens dieses Geschenk gemacht zu haben.«
Trixi hatte wie immer leise gesprochen, aber es hatte fest geklungen. Lucy wusste, Trixi hatte sich entschieden. Jetzt gab es tatsächlich genau zwei Möglichkeiten. Entweder sie flogen ohne Trixi oder sie warteten, bis das Mädchen das erledigt hatte, was es vorhatte. Jedenfalls waren das die einzigen beiden Möglichkeiten, ohne Gewalt anzuwenden. Lucy dachte einen winzigen Moment darüber nach, ob sie nicht einfach ihren kleinen Handstrahler ziehen und Trixi betäuben sollte. Aber das war natürlich keine ernst gemeinte Möglichkeit, so etwas machte man natürlich nicht unter Freunden.
» Was stehst du hier noch rum? Beeil dich! Wir wollen nicht ewig warten«, schnauzte Lucy.
Es passte ihr ganz und gar nicht, an diesem Ort weiter festzusitzen. Dem Rest der Mannschaft ging es genauso. Selbst aus den wie immer emotionslosen Beiträgen Shyringas konnte man Ungeduld heraushören. Zumindest bildete Lucy sich das ein. Der Einzige, dem es noch weniger passte, dass Trixi allein zu Garjomus ging, war Lars. Die beiden hatten die halbe Nacht geredet. Trotzdem hatte Lucy nicht den Eindruck, dass alles wieder im Reinen war zwischen ihnen. Aber es nutzte alles nichts, sie konnten noch so über Trixis Dickschädel schimpfen, sie mussten bis zum nächsten Tag warten.
***
Als Trixi nach tatsächlich fast vierundzwanzig Stunden wieder auftauchte, zog sie Garjomus an der Hand hinter sich durch die Tür.
» Ich bin fertig. Ich habe Garjomus mitgebracht. Wir müssen uns bei ihm bedanken. Ohne ihn hätten wir unser Schiff nicht reparieren können. Wahrscheinlich wären wir alle nach Jahren des Herumirrens im All gestorben, ohne dass irgendjemand je wieder von uns gehört hätte«, sagte Trixi auf ihre leise, schüchterne Art.
Sie sah alle der Reihe nach an und ihre Augen blieben bei Lars hängen.
» Wir sollten als Freunde auseinandergehen, auch wenn es viele Missverständnisse zwischen uns gegeben hat«, sagte sie, ohne Lars aus den Augen zu lassen.
Dann wandte sie sich an Garjomus.
» Du hast uns sehr geholfen. Ich habe dir schon gesagt, wie dankbar ich dir bin. Wir werden dich nicht vergessen und was du für uns getan hast. Falls wir uns jemals wiedersehen, werden wir Freunde sein.« Trixis Augen strahlten. Dann wurde sie wieder schüchtern und sprach leise weiter. »Ich hoffe, dass mein Geschenk dich an mich erinnert und du mich nicht
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