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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Damit quält mich schon mein elfischer Pate.«
    Peters wirkte verwirrt, ein seltener Anblick auf dieser Visage.
    »Entschuldigen Sie, eine Art Privatwitz. Sie lassen es also im Moment eher gemächlich angehen, wie?« Ich hatte Stantnors Namen nicht mehr gehört, seit er seinen Abschied genommen hatte. Er war zwar nach TunFaire gekommen und lebte jetzt auf seinem Familienbesitz im Süden der Stadt, aber das war’s auch schon. Im Gegensatz zu anderen hochrangigen Überlebenden des endlosen Kriegs im Cantard war er nicht in die Politik oder ins Geschäftsleben gegangen, sondern hatte sich verkrochen.
    »Man hat uns nicht die Wahl gelassen.« Peters klang gereizt und wirkte einen Augenblick besorgt. »Er wollte ein Geschäft aufbauen, wurde aber krank. Vielleicht hat er es sich auf den Inseln geholt. Hat jedes Feuer in seinen Knochen gelöscht. Die meiste Zeit ist er ans Bett gebunden.«
    Schade. Einer der wenigen Punkte auf der Habenseite in Stantnors Bilanz war, daß er nie vom Schreibtisch aus seine Truppen wie Bauern über ein Schachbrett geschoben hatte. Als die große Scheiße losging, war er mit uns draußen im Feld.
    Es war eine Schande, und das sagte ich auch.
    »Vielleicht ist es mehr als das, Garrett. Sein Zustand hat sich massiv verschlechtert. Er krepiert. Und ich habe den Verdacht, daß dabei jemand nachhilft.«
    Aus meinem Verdacht wurde Gewißheit. »Sie sind nicht zufällig hier reingeschneit.«
    Er redete nicht drumherum. »Nein. Ich komme einkassieren.«
    Mehr brauchte er nicht zu erklären.
    Damals auf den Inseln wurden wir einmal richtig böse überrumpelt. Eine überraschende Invasion der Venageti hatte fast unsere ganze Einheit ausgelöscht. Wir Überlebenden flohen in die Sümpfe und ernährten uns von allem, was uns nicht zuerst auffraß, während wir die Venageti piesackten. Dank Sergeant Peters überlebten wir es. Allein schon dafür stand ich in seiner Schuld.
    Doch ich schuldete ihm noch mehr. Viel mehr. Er hat mich weggeschleppt, als ich bei einem Scharmützel verletzt wurde. Das hätte er nicht tun müssen. Ich hätte nur hilflos daliegen und darauf warten können, daß die Venageti kamen und mich kaltmachten.
    »Der Alte bedeutet mir viel, Garrett«, sagte Peters. »Er ist die einzige Familie, die ich habe. Jemand bringt ihn ganz langsam um, aber ich komme einfach nicht dahinter, wer es ist oder wie er es zuwege bringt. Und ich kann nichts dagegen tun. Noch nie habe ich mich so hilflos und ohnmächtig gefühlt. Also bin ich zu dem Mann gekommen, der den Ruf hat, das Unmögliche fertigzubringen.«
    Garrett wollte keinen Klienten. Aber Garrett zahlt seine Schulden.
    Ich goß mir einen hinter die Binde und fluchte leise. »Schießen Sie los.«
    Peters schüttelte den Kopf. »Ich will Sie nicht mit Vermutungen belasten, die mich keinen Schritt weitergebracht haben.«
    »Aber Sergeant …!«
    »Garrett!« Seine Stimme peitschte immer noch wie früher, ohne daß er sie anhob. Man hörte ihm auch so zu.
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Er hat noch andere Probleme. Ich konnte ihn dazu überreden, einen Spezialisten zu engagieren, der damit fertig wird. Ich habe ihm Ihren Ruf und meine Erinnerung an Sie aus Corpszeiten untergejubelt. Er empfängt Sie morgen früh. Wenn Sie nicht vergessen, sich die Pferdescheiße von den Schuhen abzustreifen, bevor Sie das Haus betreten, wird er Sie einstellen. Erledigen Sie die Jobs, die er Ihnen aufträgt. Und währenddessen tun Sie den Job, um den es eigentlich geht. Kapiert?«
    Ich nickte. Es war verrückt, aber meine Klienten sind nun mal so. Sie schleichen immer wie die Katze um den heißen Brei um die Wahrheit herum.
    »Für die anderen sind Sie nur ein Handlanger, dessen Job keiner kennt und dessen Vergangenheit im dunkeln liegt. Sie sollten einen anderen Namen benutzen. Sie genießen einen gewissen Bekanntheitsgrad. Der Name Garrett könnte bei manchen Leuten eine Glocke bimmeln lassen.«
    Ich seufzte. »Klingt, als würde ich länger an dem Job zu knacken haben.«
    »Ich will, daß Sie so lange bleiben, wie es nötig ist. Nennen Sie mir Ihren Decknamen, bevor ich gehe. Sonst kommen Sie nicht mal zur Hintertür rein.«
    »Mike Sexton.« Es war eine göttliche Eingebung. Und nicht ganz ungefährlich.
    Mike Sexton war der Chefscout unserer Kompanie gewesen. Er war nicht zurückgekommen. Peters hatte ihn vor einem Nachtangriff losgeschickt, und wir hatten ihn nie wiedergesehen. Er war die rechte Hand vom Schwarzen Peter gewesen … und sein einziger Freund.
    Peters

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