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Geistersturm

Geistersturm

Titel: Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Geschehene nicht mehr rückgängig machen. Die Zeiten haben sich geändert. Dieses Land ist ein Teil eines anderen und auch stärkeren Landes geworden. Das sollen alle begreifen, wenn ihr versteht!«
    Die Geister reagierten nicht. Wahrscheinlich galten die Worte auch mehr uns, und ich hatte die Chance genutzt und war wieder auf die Beine gekommen.
    Ich wußte nicht, ob die Geister die Worte der Frau mitbekommen hatten, aber ein anderer hatte sie ebenfalls sehr genau gehört.
    Es war Gerald McLean, und er hatte es geschafft, sich ebenfalls aufzurichten. Als Anführer mußte er seinen Leuten mit gutem Beispiel vorangehen, und er wollte auch nicht einsehen, daß er sich auf der Verliererstraße befand.
    Sein Ziel hieß Kampf. Davon wich er nicht ab.
    Ich hörte ihn schreien und drehte mich um.
    McLean hatte es erwischt. Beim Aufprall mußte er sich sein rechtes Bein verletzt haben. Jedenfalls zog er es bei jedem Schritt hinter sich her, und er schaffte es auch nicht, normal aufzutreten. Es hing an ihm wie ein steifer Stock.
    Trotzdem war McLean ein Mann, der nicht aufgab. Ein typischer Fanatiker, der an seine unrechte Sache glaubte und sogar bereit war, für sie in den Tod zu gehen.
    Er humpelte auf sein Ziel zu. Ich hörte ihn jammern und leise schreien.
    Er streckte die Arme aus, als könnte er die nahe Zukunft aufhalten. Auf seinem verzerrten Gesicht mischten sich Verzweiflung und Hoffnung miteinander. Die Haut war feucht. Er schüttelte immer wieder den Kopf und hatte weder Augen für mich noch für Geraldine, die sein Schreien ebenfalls gehört hatte.
    Sie drehte sich um.
    Mein Blick fiel in ihr Gesicht.
    Es zeigte für einen kurzen Moment Unglauben, denn sie konnte nicht begreifen, daß jemand so wahnsinnig war und sich einmischen wollte.
    »Bleiben Sie weg, McLean!«
    Er hatte meinen Befehl gehört. Nur kümmerte er sich nicht darum. Er lief weiter. Er schleppte sich vorwärts. Er wollte einfach nicht aufgeben.
    »Schottland darf nicht untergehen. Die Geister der Toten, die Geister der Highlander werden mir dabei helfen.« In einer schon bittenden Geste streckte er die Hände nach dem Himmel aus, wo sich die gewaltigen Fratzen schwach abzeichneten.
    »Bleiben Sie zurück, McLean!«
    »Nein, ich will nicht!«
    Er stolperte an Geraldine vorbei, die ihn nicht stoppte. Auch nicht durch Waffengewalt. Sie ließ ihn laufen, und McLean würde in die Windhose und damit in sein Verderben rennen.
    Das konnte ich nicht verantworten.
    Irgendwie war ich darauf trainiert, mich um andere Menschen zu kümmern, denn es hielt mich einfach nicht auf der Stelle. Ich eilte der Windhose entgegen, und ich mußte sie erreichen, bevor sie den Mann schluckte.
    Zwangsläufig geriet ich dabei in Geraldines Nähe, die ich auch auf eine bestimmte Art und Weise spürte, denn das bläuliche Licht umtanzte ihren Körper nach wie vor und streifte mich als elektrischer Strom. Ich war schnell gewesen und würde es auch schaffen, doch Geraldine wollte einen Sinclair nicht in sein Verderben laufen lassen. Sie griff ein, bevor ich McLean packen konnte.
    Sie bewegte ihre linke Hand, denn an dieser Seite wollte ich an ihr vorbei.
    Das Pfeifen hätte mich warnen sollen, es war zu spät. Die Klinge befand sich bereits unterwegs. Bevor ich noch den Kopf einziehen konnte, erwischte sie mich.
    Ein kurzer, trockener Treffer. Das kalte Schwertteil prallte gegen meine Stirn. Plötzlich funkte es in meinem Schädel, dann platzten die Sterne auseinander, und mir wurden die Knie weich.
    Ich fiel nicht zu Boden, aber die Welt verschwamm vor meinen Augen, und ich kam nicht mehr weiter.
    »Es ist nicht gut, was du vorhattest«, hörte ich Geraldine sprechen. Ihre Stimme klang so, als hätte sie sich Watte in den Mund gestopft.
    Ich achtete nicht darauf. Für mich war McLean wichtiger, der von seinen Geistern nicht lassen konnte. Noch immer leicht benebelt, sah ich ihn etwas unscharf, als er so dicht vor der Windhose stand, daß er sie umfassen konnte.
    Nein, er wollte hinein.
    Und er kam hinein.
    Etwas hob ihn vom Boden ab. Ich erlebte es alles hautnah mit. Er schwebte in einer schrägen Lage, und die sich auf der Stelle drehende Windhose wirkte wie ein Magnet.
    Er griff zu!
    McLean hatte keine Chance.
    Die Windhose holte ihn sich mit korkenzieherhaften Bewegungen in ihr Inneres.
    Er war freiwillig zu den Geistern gegangen. Er wollte es so. Er wollte bei den Kämpfern sein, aber er war ein Lebender, und Geister wollten keine lebenden Menschen.
    Daß er schrie,

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