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Geistersturm

Geistersturm

Titel: Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich sonst von den Beinen gerissen. Ich konnte mich nicht mal geduckt bewegen. Da waren unzählige Hände wie Schaufeln, die an mir zerrten und mich umstoßen wollten.
    Verbissen kämpfte ich mich auf alle viere. Der Sturm zerrte an mir. Er wollte mich ausziehen und mir dabei mit brutaler Wucht die Kleider vom Leib reißen.
    Nur mühsam gelang es mir, den Kopf nach rechts zu drehen, wo die Gefahr herkam.
    Sie wirbelte weiter.
    Da tanzten die Geister über den Boden, und das stimmte wirklich, denn innerhalb der Windhose sah ich die unheimlichen Gestalten, deren Körper und Gesichter nie ruhig waren, als wollten sie von Sekunde zu Sekunde neue Figuren bilden.
    Ich kam nicht weg.
    Zumindest nicht so schnell.
    Pfeifend wirbelte die Windhose heran. Es war ein Geräusch, das ich nie und nimmer vergessen würde. Als hätten die Geisterreiche ihre Tore geöffnet, um dem Unheimlichen freie Bahn zu lassen. Endlich waren sie frei, endlich konnten sie sich auf dieser Welt austoben. Sie packten jeden, sie verschlangen ihn, sie wollten Rache, sie nahmen auf mich keine Rücksicht. Ich versuchte es trotzdem.
    Ich kam nur halb hoch. Der scharfe Wind stach durch meine Kleidung.
    Etwas schob sich unter meinen Körper. Für einen Moment wurde ich angehoben, flog aber nicht weg, sondern prallte wieder zu Boden.
    Ich blieb liegen.
    Keine Chance mehr.
    Wieder drehte ich mein Gesicht der Windhose entgegen, wie jemand, der dem eigenen Tod unbedingt ins Auge schauen wollte. So wahnsinnig war ich nicht, denn mir war etwas anderes aufgefallen.
    Zwischen mir und der Windhose schimmerte plötzlich ein bläuliches Licht. Es war da, es zuckte, und es sah so aus, als wäre jemand dabei, ein Licht ein- und auszuschalten. Mehrmals hintereinander.
    Und plötzlich erschien sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie stand da, sie trug ihre Schwerter, und sie stemmte sich der Windhose entgegen.
    Geraldine Sinclair!
    ***
    Es hätte eigentlich eine Überraschung sein müssen. Sie war für mich trotzdem nicht so groß, denn sie war schließlich der Joker in diesem Spiel und wohl die einzige Person, die den Geistersturm im Zaum halten oder stoppen konnte.
    Im ersten Augenblick sah sie aus wie eine böse Märchenfee. Oder wie eine Kämpferin aus einem der Fantasy-Filme.
    Aber ich hatte mich inzwischen an ihren Anblick gewöhnt. Ich wußte, daß wir keine Feinde waren, aber es war dennoch fraglich, ob sie der ungeheuren Kraft der Windhose Paroli bieten konnte.
    Innerhalb des langgestreckten Wirbels bewegten sich die Geister mit den fürchterlichen Fratzen. Sie waren durch die nach innen gerichtete Kraft zusammengezogen worden, und deshalb sahen ihre Gestalten auch länglich aus und erinnerten mich an deformierte Flaschen mit langen Hälsen und Köpfen. Entsprechend verzerrt waren ihre Gesichter. Offene Mäuler, weit aufgerissen und in die Länge gezogene Augen, zumindest kamen sie mir so vor.
    Stumme Schreie?
    Wenn es so etwas überhaupt gab, dann sahen die Fratzen der Totengeister so aus, als wären sie in stummem Schreien erstarrt.
    Eigentlich hätte die Windhose mich oder zumindest Geraldine schon längst erreichen müssen, das war nicht geschehen. Sie hatte urplötzlich und aus der vollen Drehung heraus gestoppt.
    Zwei unversöhnliche Feinde standen sich gegenüber. Für mich war es so, als würden sie sich anstarren, und es dauerte eine Weile, bis ich feststellte, daß sich der Sturm gelegt hatte. Okay, er war noch vorhanden, aber im Vergleich zu seinem Beginn wehte nur mehr ein schwacher Wind über das Land, verbunden mit einem singenden Säuseln, das über meinem Kopf hinwegtanzte.
    Die Frau wandte mir den Rücken zu. Der Wind hatte ihr helles Kleid in die Höhe und gleichzeitig zur Seite geweht, so daß es aussah wie ein flatteriges Leichentuch.
    Dann zog sie die Waffen.
    Zwei blitzschnelle Bewegungen, und sie hielt auch zwei Schwerter in ihren Händen. Ich begriff nichts.
    Wollte sie etwa mit diesen Waffen gegen die Totengeister ankämpfen?
    Es wirkte lächerlich, aber sie tat es trotzdem. Mit ungebändigter Kraft wirbelte sie die Stichwaffen um ihre Hände, ging vor, und ich hörte ihre Worte. »Ich will, daß endlich Frieden wird. Ich will meine Ruhe haben! Ich will auch, daß ihr, die Totengeister, eure Ruhe habt. Ich will weiterhin auf meiner Insel leben können, und ich will es in Ruhe tun. Die Vergangenheit ist vorbei, sie ist tot, sie ist endgültig begraben. Es bringt nichts, wenn man sie wieder hervorholt. Man muß sie ruhen lassen. Man kann

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