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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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furchtbaren Schmerzen aufkreischte, zuckte und wand sich die pulsierende Finsternis, die von ihr ausging. Ohne auch nur eine Sekunde den Blick von mir zu lösen, nahm Kalona sie in die Arme, entfaltete seine mächtigen nachtschwarzen Schwingen und schwang sich zum Himmel auf. Über uns blieb er einen Augenblick schweben, seine Flügelschläge kämpften gegen die Schwerkraft an – da wich das silberne Band zurück, schnalzte wieder blitzschnell auf die beiden zu wie eine Peitschenschnur und trieb den geflügelten Mann und die Hohepriesterin höher und höher, bis sie in den Wolken verschwanden, die kreischenden Rabenspötter im Gefolge.
    In dem Augenblick, als er außer Sicht verschwand, fühlte ich ein vertrautes Brennen auf meiner Brust, und ich wusste, wenn ich das nächste Mal in den Spiegel schauen würde, würde sich ein weiteres Zeichen der Gunst meiner Göttin auf meiner Haut manifestiert haben, doch diesmal eng verschlungen mit schrecklichen Narben und tiefem, unermesslichem Schmerz.

Später
    E ine Ewigkeit schien zu vergehen, in der vollkommenes Schweigen herrschte. Dann dankte ich mechanisch den Elementen und löste den Kreis auf. Wie betäubt half ich Grandma in den Rollstuhl zurück. Schwester Mary Angela begann wie eine Mutterglucke um uns herumzuschwirren, lamentierte herum, wie kalt und nass und müde wir doch sicher wären, und scheuchte uns zum Klostergebäude mit dem Versprechen, dort warteten heiße Schokolade und trockene Kleider.
    »Die Pferde«, sagte ich.
    »Schon versorgt.« Sie nickte zu zwei Nonnen hin, die ich von meiner Mitarbeit bei Street Cats als Schwester Bianca und Schwester Fatima erkannte und die unsere drei Pferde zu einem kleinen Nebengebäude führten, das heute ein Gewächshaus war, dessen stabiler Steinsockel aber darauf hindeutete, dass es in früherer Zeit ein Stall gewesen sein mochte.
    Ich nickte. Ich fühlte mich total ausgelaugt. Trotzdem rief ich nach Darius und trat, gefolgt von ihm, Erik und Heath, zu Stark hin, der noch immer reglos am Boden lag.
    Er war direkt vor dem Hummer zusammengebrochen und lag grell erleuchtet im Lichtkegel der Scheinwerfer. Sein T-Shirt war von seiner Brust gesengt worden, und in der Haut über seinem Herzen hatte sich der Abdruck eines gebrochenen Pfeils blutig eingebrannt. Die Wunde sah schrecklich aus. Sie war nicht nur tief und blutete, sondern war auch noch blutunterlaufen, als wäre ein glühendes Eisen in ihn eingehämmert worden. Ich nahm alle Kraft zusammen. Ich hatte ihn einmal sterben sehen, ich würde es auch ein zweites Mal ertragen. Mit einem tiefen Atemzug kniete ich mich neben ihn und nahm seine Hand. Meine Befürchtung bestätigte sich: er atmete nicht. Aber kaum berührte ich ihn, da sog er tief die Luft ein, hustete und öffnete mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen.
    »Hey«, sagte ich leise, lächelte unter Tränen und dankte Nyx im Stillen für das Wunder. »Geht’s dir gut?«
    Er schielte auf seine Brust. »Krasse Verbrennung, aber abgesehen davon, dass ich das Gefühl hab, als wären alle fünf Elemente über mich weggetrampelt, geht’s mir gut, glaub ich.«
    »Du hast mir einen Mordsschrecken eingejagt«, sagte ich.
    »Mir auch«, gab er zurück.
    »Krieger, wenn man gelobt, einer Hohepriesterin zu dienen, tut man das für gewöhnlich, um sie vor dem Tod zu
bewahren
, nicht um sie zu Tode zu erschrecken«, sagte Darius und reichte ihm die Hand.
    Stark nahm sie und stand langsam unter Schmerzen auf. »Na ja«, sagte er mit dem flegelhaften Grinsen, das ich so liebte, »ich hab das Gefühl, dass die Regeln für diese Hohepriesterin eigentlich sowieso umgeschrieben werden müssten.«
    »Da sagst du was«, brummte Erik.
    »Ja, nicht dass uns das nicht auch schon klar wäre«, schloss sich Heath an.
    »Oh Himmel«, murmelte ich kopfschüttelnd, als ich all meine Jungs betrachtete.
    »Zoeybird! Schau mal nach oben!«, rief da Grandma.
    Ich hob den Blick und sog staunend den Atem ein.
    Die Wolken hatten sich komplett verzogen, und am klaren Himmel leuchtete eine schmale Mondsichel, so hell, dass ihr Licht die dumpfe Verwirrung, die Kalona in meinem Herzen gesät hatte, bis auf den letzten Rest ausbrannte. Schwester Mary Angela gesellte sich neben mich. Auch sie sah nach oben, aber ihr Blick war auf die Statue der Muttergottes gerichtet, auf die der Mond einen einzelnen zarten und weichen Lichtstrahl warf.
    »Euer Kampf gegen ihn oder auch gegen sie ist noch nicht zu Ende, das weißt du«, sagte sie leise, nur für

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