Gejagt
meine Ohren bestimmt.
»Ich weiß«, antwortete ich. »Aber was auch immer geschieht, meine Göttin wird mir beistehen.«
»Und deine Freunde, mein Kind. Und deine Freunde.«
Lies schon jetzt die ersten drei Kapitel vom 6 . Buch!
HOUSE OF NIGHT
VERSUCHT
Roman
Zoey
A m Nachthimmel über Tulsa strahlte wie verzaubert die schmale Sichel des Mondes. In ihrem Schein glänzte die Eishülle über der Stadt und dem Benediktinerinnenkloster, in dem wir gerade unseren Showdown gegen einen gefallenen Unsterblichen und eine abtrünnige Hohepriesterin gehabt hatten, so hell, als trüge alles ein bisschen was von unserer Göttin in sich. Ich sah zu dem in Mondlicht gebadeten runden Platz vor dem Marienschrein hinüber, dem Ort der Macht, wo kurz zuvor Geist, Blut, Erde, Menschlichkeit und Nacht Gestalt angenommen und mit vereinten Kräften über Hass und Finsternis triumphiert hatten. Das aus Stein gehauene, von Rosen umrankte Marienbildnis auf einem Sims schien das Licht zu bündeln wie ein Leuchtfeuer. Ich blickte zu ihm auf. Das Gesicht der Muttergottes war heiter; ihre eisbedeckten Wangen glitzerten, als weinte sie in stiller Freude.
Mein Blick glitt weiter aufwärts zum Himmel.
Danke
, sandte ich ein stummes Gebet zu der Mondsichel hinauf, die meine Göttin Nyx symbolisierte.
Wir leben noch. Und Kalona und Neferet sind weg.
»Ich danke dir«, hauchte ich dem Mond zu.
Horch in dich hinein …
Zart und süß wie Sommerwind, der im Laub spielte, tanzten die Worte durch mich hindurch und fächelten so leicht an mein Bewusstsein, dass mein wacher Geist sie kaum bemerkte, dennoch brannte Nyx’ geflüsterter Befehl sich in meine Seele ein.
Vage war mir bewusst, dass ich von vielen Leuten (also Nonnen, Jungvampyren und ein paar Vampyren) umgeben war. Die Nacht war erfüllt von Reden, Rufen, Weinen und sogar Lachen, aber all das kam mir weit weg vor. Alles, was für mich im Augenblick real war, waren der Mond dort oben und die Narbe, die sich von meiner einen Schulter quer über die Brust bis zur anderen zog. Zur Antwort auf mein leises Gebet prickelte sie, aber nicht vor Schmerz. Jedenfalls nicht so richtig. Es war ein vertrautes warmes, kribbelndes Gefühl, das mir bestätigte, dass Nyx mich wieder einmal als die Ihre Gezeichnet hatte. Ich wusste: wenn ich in meinen Ausschnitt schielen würde, würde ich die hochrote Narbe von einem neuen Tattoo aus exotischen Saphirmustern umrahmt finden – ein Zeichen dafür, dass ich dem Weg meiner Göttin folgte.
»Erik und Heath, nehmt euch Stevie Rae, Johnny B und Dallas und sucht das Grundstück ab, damit wir sicher sein können, dass alle Rabenspötter mit Kalona und Neferet geflohen sind!« Darius’ laut gerufener Befehl katapultierte mich aus meinem warmen, gemütlichen Gebetsmodus, und augenblicklich schlugen das Chaos und der Geräuschwirrwarr über mir zusammen, als hätte jemand meinen iPod voll aufgedreht.
»Aber Heath ist ein Mensch, den macht ein Rabenspötter doch in einer Sekunde fertig«, rutschte es mir heraus, bevor ich mir den Mund verbieten konnte, womit zweifelsfrei bewiesen war, dass meine Trotteligkeit sich nicht darauf beschränkte, wie ein Mondkalb herumzustehen.
Natürlich blies Heath sich auf wie ein Ochsenfrosch.
»Zo, ich bin doch kein verdammtes Weichei!«
Erik, der in diesem Moment sehr groß und erwachsen und vampyrmäßig-überlegen aussah, schnaubte höhnisch. »Nein, du bist ein verdammter Mensch. Oh, ich fürchte, da ist das Weichei leider mit eingeschlossen.«
»Da besiegen wir die Oberbösen, und keine fünf Minuten später sind Erik und Heath schon wieder dabei, sich die Köpfe einzuschlagen. War ja klar«, sagte Aphrodite, die sich zu Darius gesellte, mit ihrem hauseigenen verächtlichen Lächeln. Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich aber vollkommen, als sie sich dem Sohn des Erebos zuwandte. »Hey, Süßer, alles okay?«
»Du musst dir keine Sorgen um mich machen«, sagte Darius. Ihre Augen trafen sich, und fast konnte man die Chemie zwischen ihnen knistern hören. Aber statt sie wie sonst in den Arm zu nehmen und ausgiebig zu küssen, richtete Darius seine Aufmerksamkeit wieder auf Stark.
Auch Aphrodites Blick wanderte zu Stark. »Igitt. Deine Brust ist total verkohlt.«
James Stark stand zwischen Erik und Darius – okay, ›stand‹ war vielleicht nicht der richtige Ausdruck, denn er schwankte und sah ziemlich wackelig aus.
Ohne Aphrodite zu beachten, sagte Erik: »Darius, du solltest Stark wohl besser nach drinnen bringen.
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