Gejagt
stetig, vielleicht ein bisschen schnell. Ich musste an das unsagbar köstliche Blut denken, das durch seine Adern floss, und wie gut es sich anfühlen würde, nur einen kleinen Schluck davon zu kosten … Und auch mein Herzschlag beschleunigte sich, bis er im Gleichklang mit seinem schlug.
»Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hab ich gesagt, es täte viel zu weh, dich zu lieben. Ich hab mich geirrt. In Wirklichkeit tut’s viel mehr weh, dich
nicht
zu lieben.«
»Heath, nein. Wir können nicht.« Meine Stimme war ganz rau, als ich versuchte, das Verlangen, das in mir aufstieg, wegzureden.
»Doch, wir können, Baby. Wir beide kommen gut klar miteinander. Wir hatten ja auch genug Zeit dafür.« Er trat näher an mich heran. Nahm meine Hand von seiner Brust und strich mit dem Daumen sanft über den hübsch lackierten Nagel meines Zeigefingers. »Ist es wahr, dass deine Fingernägel so hart sind, dass sie Haut durchbohren können?«
Ich nickte. Ich wusste, ich sollte weggehen, zurück in die Tunnel und das Leben, das mich dort erwartete. Aber ich brachte es nicht über mich. Heath stand für ein anderes Leben, das ebenfalls auf mich wartete, und ob richtig oder falsch, es war schlicht und einfach unmöglich für mich, mich von ihm abzuwenden.
Heath hob meine Hand und drückte meinen Fingernagel gegen die weiche Stelle, wo sein Hals in die Schulter überging. »Ritz meine Haut, Zo. Trink wieder von mir.« Seine Stimme war tief und harsch, voller Verlangen. »Wir sind sowieso verbunden. Wir werden immer verbunden sein. Also setz die Prägung wieder zwischen uns, da wo sie hingehört.«
Er drückte meinen Nagel tiefer in seinen Hals. Wir atmeten jetzt beide schwer. Als der Nagel die Haut durchbrach, sah ich wie hypnotisiert zu, wie aus dem winzigen Kratzer ein unendlich feines Rinnsal aus leuchtend rotem Blut über die helle Haut perlte.
Dann schlug mir der Geruch entgegen – der zutiefst vertraute Geruch von Heath’ Blut. Das Blut, das ich einst als das Meine geprägt hatte. Mit dem Duft von frischem menschlichen Blut lässt sich nichts vergleichen. Weder das Blut eines anderen Jungvampyrs noch das eines ausgereiften Vampyrs ist so verlockend, so betörend begehrenswert. Wie gegen meinen Willen lehnte ich mich an ihn.
»Ja, Baby, ja. Trink von mir. Weißt du noch, wie schön es ist, Zo?«, flüsterte Heath, und seine Hand legte sich um meine Taille und zog mich heran.
Konnte ich nicht nur ein winziges Schlückchen nehmen? Und wenn wir wieder eine Prägung bekamen? Himmel, natürlich würden wir wieder eine Prägung bekommen. Aber was war daran so schlimm? Ich fand es wunderschön, eine Prägung mit Heath zu haben. Und er hatte es auch wunderschön gefunden, bis –
Bis ich die Prägung und sein Herz gebrochen und vielleicht seine Seele unwiderruflich verwundet hatte.
Ich stieß ihn weg, rutschte mehr aus dem Auto, als dass ich sprang, und manövrierte mich hastig an ihm vorbei. Der eisige Regen auf meinem Gesicht tat gut – er linderte meine Blutlust.
»Ich muss zurück, Heath«, sagte ich, wobei ich darum kämpfte, meinen Atem und rasenden Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. »Und du musst auch gehen, und zwar dorthin, wohin du gehörst. Und das ist nicht hier.«
Er trat einen Schritt auf mich zu, und ich machte noch einen Schritt rückwärts. »Zo, was ist los? Was hab ich getan?«
»Nichts. Es ist – es liegt nicht an dir, Heath.« Ich strich mir das feuchte Haar aus dem Gesicht. »Du bist wundervoll. Du warst schon immer wundervoll, und ja, ich liebe dich. Aber genau deshalb darf das nie wieder passieren. Es ist nicht gut für dich, eine Prägung mit mir zu haben, vor allem nicht jetzt.«
»Lass mich doch bitte selber bestimmen, was gut für mich ist!«
»Aber wenn es um dich und mich geht, kannst du nicht klar denken!«, schrie ich. »Erinner dich doch mal, was für große Schmerzen du hattest, als unsere Prägung gebrochen ist! Erinner dich – du hast gesagt, es tat so weh, dass du sterben wolltest!«
»Dann brich sie halt nicht noch mal.«
»So einfach ist das nicht. Mein Leben ist nicht mehr einfach.«
»Vielleicht machst du’s dir auch zu kompliziert. Da bist du. Hier bin ich. Wir lieben uns, schon immer, seit wir Kinder waren, also sollten wir auch zusammen sein. Ende gut, alles gut.«
»Das Leben ist kein Roman, Heath! Ein garantiertes Happy End gibt es nicht.«
»Ich brauch keine Garantie, solange ich dich hab.«
»Aber das ist es doch, Heath. Du hast mich nicht. Das
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