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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Gefühl ihn hätte dämpfen können.
    Oh, ich zeterte nicht los. Oder brüllte ihn an und knallte ihm eine, wie ich es am liebsten getan hätte. Ich schüttelte lediglich den Kopf und sagte in dem eisigsten Ton, den ich zustande brachte: »Es reicht, Erik. Nur weil wir wieder zusammen sind, heißt das noch lange nicht, dass du mir befehlen darfst, was ich zu tun habe.«
    »Heißt es dann wenigstens, dass du mich nicht wieder mit deinem menschlichen Freund betrügst?«, knurrte er.
    Ich sog die Luft ein und trat einen Schritt zurück, als hätte er mich geschlagen. Mein Magen verkrampfte sich so, dass ich dachte, gleich würde mir schlecht, aber ich ließ das erst gar nicht bei mir ankommen und erwiderte Eriks wütenden Blick mit stählerner Härte. »Was denkst du dir eigentlich, wie du mit mir reden kannst? Als deine Freundin bin ich gerade unglaublich sauer. Als deine Hohepriesterin bin ich zutiefst gekränkt. Und als jemand mit funktionierendem Gehirn frag ich mich, wo dein Verstand abgeblieben ist. Was glaubst du, was ich in den vielleicht zwei Minuten machen werde, die ich mit Heath da draußen auf einem Parkplatz im Eissturm stehe? Mich geradewegs auf den Asphalt legen und die Beine breit machen? Hältst du mich wirklich für so eine?«
    Erik schwieg. Er starrte mich nur weiter bitterböse an.
    In der vor Spannung knisternden Stille klang Heath’ Kichern besonders schadenfroh. »Hey, Erik, soll ich dir ’nen Tipp geben? Was Zo
so richtig
hasst, ist, wenn jemand ihr sagt, was sie tun soll. Und das schon seit ich sie kenne, also seit der, keine Ahnung, dritten Klasse oder so. Ich meine, auch bevor sie ihre Göttinnen-Hammerkräfte gekriegt hat, war sie keine, die man rumschubsen konnte.« Er hielt mir die Hand hin. »Also, kommst du noch kurz mit mir raus, damit wir ohne Publikum reden können?«
    »Oh ja, ich brauch dringend ein bisschen frische Luft.« Ohne auf Eriks beleidigten Blick und Heath’ Hand zu achten, stapfte ich zu dem Metallgitter hinüber, das viel stabiler und fester verankert aussah, als es war, stieß es wütend beiseite und trat hinaus in den wirklich scheußlichen Winterabend. Der eiskalte Windstoß, der mich begrüßte, war Balsam auf meinem erhitzten Gesicht, und ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen, damit ich nicht meine Wut über Erik in den schrundig-dunkelgrauen Himmel hinausschrie.
    Zuerst dachte ich, es regnete, aber schnell erkannte ich, dass es eher kleine Eisstückchen waren, die der Himmel ausspie. Nicht in Massen, aber stetig, und der Parkplatz, die Bahnschienen und die Außenwand des alten Bahnhofs nahmen bereits das seltsam magische Aussehen an, das so ein Eisüberzug mit sich brachte.
    »Ich hab da hinten geparkt.« Heath deutete auf seinen Truck, der am Rand des Parkplatzes unter einem Baum stand, der offenbar vor langer Zeit zur Zierde neben den Fußweg gepflanzt worden war, der um den Bahnhof herumführte. Aber dann war er vernachlässigt und sich selbst überlassen worden, war viel größer geworden, als es je geplant worden war, und seine Wurzeln waren über die vorgesehene runde Öffnung hinausgequollen und hatten den Asphalt daneben gesprengt. Seine eisglasierten Zweige neigten sich bedenklich zu dem alten Granitgebäude hinüber, manche stützten sich schon aufs Dach. Allein vom Hochsehen zog sich mir alles zusammen. Wenn der Eisregen noch eine Weile anhielt, würde das arme Ding in tausend Stücke zersplittern.
    »Hier.« Heath hielt mir einen Zipfel seiner Jacke über den Kopf. »Komm mit rüber zu meinem Truck, da können wir gemütlicher reden.«
    Mit einem gründlichen Blick musterte ich die graue, eisgetränkte Umgebung. Ich bemerkte nichts Seltsames oder Beunruhigendes – wie zum Beispiel so widerliche Vogelmenschendinger. Alles war lediglich kalt und nass und verlassen.
    »Ja, okay«, willigte ich ein und ließ mich von ihm zu seinem Truck führen. Wahrscheinlich hätte ich nicht zulassen sollen, dass er seine Jacke über mich hielt und den Arm um mich legte, während ich mich an ihm festkrallte, um auf dem eisglatten Pflaster nicht hinzufallen, aber neben ihm zu gehen fühlte sich so vertraut und locker an, dass ich nicht eine Sekunde zögerte. Wenn ich ganz ehrlich war – Heath hatte seit der Grundschule zu meinem Leben gehört. Mit ihm war ich praktisch so vertraut wie mit niemandem sonst auf der Welt, Grandma einmal ausgenommen. Egal was zwischen uns lief oder nicht lief, Heath war für mich ein Stück Familie. Tatsächlich war er mir sogar

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