Gejagte der Nacht
solltest es nicht so weit kommen lassen, dass ich mir wünsche, einen anderen Diener für diese wichtige Aufgabe erwählt zu haben.«
Gaius zwang sich, sich zu erheben, und brachte ein steifes Lächeln zustande. »Ihr werdet keinen Grund zur Reue haben, Meister.«
Es folgte eine lange Pause, als denke der Fürst der Finsternis darüber nach, ob er sich das Vergnügen gönnen solle, Gaius zu töten, oder ob die Notwendigkeit, die Prophetin gefangen zu nehmen, Vorrang hatte. Schließlich nickte die Hexe. »Sally wird als meine persönlichen Augen und Ohren mit dir reisen.«
Gaius war stolz, halsstarrig und von seiner toten Gefährtin besessen. Doch er war nicht dumm.
Dieses Mal zögerte er nicht, sondern nickte augenblicklich. »Selbstverständlich.«
»Ich werde dir noch zwei weitere schicken.«
Erneut nickte Gaius hastig.
Er würde dafür sorgen, dass seine … Begleiter begriffen, wer hier das Sagen hatte, sobald sie eintrafen.
»Wo werden wir die Prophetin finden?«, fragte er.
Die blutroten Augen flackerten. »Wenn ich wüsste, wo sie sich aufhält, hätte ich keine Verwendung für dich, nicht wahr?«
Das klang einleuchtend.
Las Vegas
Nachdem sie so viel Nahrung zu sich genommen hatten, dass davon eine kleine Armee hätte satt werden können, oder auch ein hungriger Werwolf, eskortierte Caine Kassie durch das Kasino zurück. Instinktiv verlangsamte er seine Schritte, um sie denen seiner Begleiterin anzupassen, als diese die betrunkene Menge studierte, die sich ihren Weg zwischen blinkenden Automaten in Richtung Coverband bahnte, welche im hinteren Bereich des riesigen Raumes sang.
Er wünschte sich, weit weg von dem chaotischen Schwall aus Musik, Lichtern und Gefühlen zu sein, die auf seine Sinne einprasselten. Seine Verwandlung in einen Rassewolf hatte ihn selbst gegen die subtilsten Reize überempfindlich werden lassen, und dass er mitten in Las Vegas festsaß, führte dazu, dass er das Gefühl hatte, mit Emotionen beschossen zu werden wie mit einem Sandstrahler.
Noch schlimmer war allerdings, dass seine primitivsten Instinkte durch die Blicke der Männer, die Kassie mit unverhohlener Lust verfolgten, bis zum Siedepunkt gereizt wurden.
Aber er war kein Masochist.
Mit jeder Nacht, die verging, wurde es für ihn schwieriger, sich an seine Rolle als Beschützer zu halten. Zusätzliche Zeit mit ihr allein in einem Hotelzimmer zu verbringen …
Eine sehr schlechte Idee.
Insbesondere, nachdem sie gerade ihre letzte kleine Bombe hatte platzen lassen.
Verstohlen studierte er ihr perfektes Profil, während er eine Hand besitzergreifend auf ihrem unteren Rücken ruhen ließ und sie zum vorderen Eingangsbereich lotste. Wenn sie auf die Straße kamen, konnte er vielleicht einen klaren Kopf bekommen und seine Gedanken wieder auf die Aufgabe richten, diese Frau in Sicherheit zu bringen.
Das war alles, worüber er sich Gedanken machen sollte.
Da er so damit beschäftigt war, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass es keinen Dämon gab, der nicht töten würde, um eine echte Prophetin in die Finger zu bekommen, war Caine überrascht, als Kassie abrupt stehen blieb und ihn mit verwirrter Miene anblickte.
»Habe ich etwas falsch gemacht?«
Bei dieser unerwarteten Frage sah er sie stirnrunzelnd an. »Warum fragst du?«
»Du starrst mich fortwährend an.«
»Da bin ich nicht der Einzige«, murmelte er und fletschte die Zähne, als eine Gruppe von Khakihosen und Poloshirts tragenden Männern anhielt, um Kassandras schlanken Körper anzugaffen, der durch das Sommerkleid sehr deutlich zur Schau gestellt wurde. »Du musst mehr Klamotten anziehen.«
»Ich werde mich nicht ablenken lassen. Sag mir, was nicht stimmt.«
Caine seufzte auf. Ausnahmsweise ließen die smaragdgrünen Augen eine bemerkenswerte Klarheit erkennen. Ausgerechnet dann, wenn er sich einmal wünschte, dass sie seine Anwesenheit nicht bemerken würde, dachte er ironisch.
Typisch Frau.
»Das, was du vorhin gesagt hast«, gestand er unvermittelt.
Sie schnitt eine Grimasse. »Es tut mir leid, ich weiß noch immer nicht, weshalb ich mich gezwungen sah hierherzukommen«, erwiderte sie. Offenbar hatte sie sein Geständnis missverstanden. »Aber ich nehme an, ich werde es dir letzlich doch noch sagen können.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, das meinte ich nicht.«
»Was dann?«
»Das über dich …«
»Was meinst du, Caine?«, fragte sie.
Verdammt, er musste es unbedingt wissen. Das quälte ihn jetzt schon seit zwei Stunden. »Dass du nicht
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