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Gejagte der Nacht

Gejagte der Nacht

Titel: Gejagte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
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Gothic-Stoffpuppe aus. Sie trug eine Art rotes Mieder zu einem bauschigen Netzrock.
    »Es ist Zeit für die Zeremonie.«
    Gaius zupfte mit kalter, beherrschter Miene die Knöpfe an seinen Umschlagmanschetten zurecht. Auf gar keinen Fall würde er dem hinterlistigen kleinen Miststück verraten, wie nervös ihn der Gedanke machte, dass er es ihr gestattete, ihre Zauberkräfte bei ihm anzuwenden. Es war bereits schlimm genug, dass er auf die Knie gesunken war, als er um Gnade flehte, nachdem der Fürst der Finsternis verkündet hatte, Gaius werde »verändert« werden, um den Ansprüchen des Meisters besser zu genügen.
    »Habt Ihr mitgebracht, worum ich gebeten hatte?«, fragte er stattdessen mit herrischer Stimme.
    Sie kniff die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, nickte aber hastig. Gut. Die Hexe hatte dazugelernt. Wie jeder gute General erwartete er von seinen Soldaten absoluten Gehorsam.
    »Ja.«
    »Nun?«
    »Sie ist im Gästezimmer.«
    »Zeigt sie mir.«
    In den dunklen Augen flammte Verärgerung angesichts seines Befehlstons auf, aber Sally war klug genug, den Mund zu halten. Sie drehte sich um, um ihn durch den Korridor zu führen.
    Gaius folgte ihr gemessenen Schrittes und war trotz der mutmaßlichen Sicherheit in diesem Versteck in höchster Alarmbereitschaft. Man hatte ihm eine grausame Lektion erteilt, als er nicht auf der Hut gewesen war – in der Nacht, als sein Clan angegriffen wurde.
    Diese Lektion würde er nie wieder vergessen.
    »Habt Ihr von unseren Begleitern gehört?«, fragte er, als sie die Stufen zum oberen Stockwerk hinaufstiegen.
    »Ja, sie sollten eigentlich in den nächsten Stunden hier ankommen.«
    Er spannte die Kiefermuskeln an und starrte zornig auf ihren Hinterkopf. »Behauptet Ihr noch immer, nichts über sie zu wissen?«
    »Ich weiß so viel wie Ihr.«
    »Was Ihr nicht sagt.«
    Die Hexe zuckte zusammen, als seine eisige Macht durch die Luft peitschte, aber sie zog die Schultern hoch und blieb vor einer schweren Tür stehen. Sie deutete auf das kleine Fenster, das die mit Metall ausgekleidete Zelle im Inneren zeigte.
    »Die Frau ist da drin.« Sie wartete, bis Gaius durch das Fenster gespäht hatte. »Ist sie zufriedenstellend?«
    Gaius fauchte, als sich seine Fangzähne verlängerten und er einen primitiven Hunger verspürte. Die schlanke Frau, die an die Wand gekettet war, besaß das lange, dunkle Haar, welches er ebenso wie die goldene Haut und die dunklen Mandelaugen, die von einer Herkunft aus dem Nahen Osten zeugten, verlangt hatte.
    Natürlich war sie kein genaues Ebenbild seiner geliebten Dara. Ihre Gesichtszüge waren nicht annähernd so fein geschnitten, und ihr Körper war von abgeschnittenen Shorts sowie einem winzigen rückenfreien Oberteil bedeckt, die seine Gefährtin geschmacklos gefunden hätte, aber die Ähnlichkeit war groß genug, um die Begierden zu entfachen, die er auf der anderen Seite des Schleiers beinahe vergessen hatte.
    »Ja, sie ist … zufriedenstellend«, gab er zu. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, während er den Blick über ihre Kehle gleiten ließ. »Wo habt Ihr sie gefunden?«
    Sally zuckte mit den Achseln. »Da, wo man alles finden kann. Im Internet. Euer Glück, dass sie Hausbesuche macht.« Sie packte Gaius am Handgelenk, als er die Hand nach dem Türknauf ausstrecken wollte. »Noch nicht.«
    Gaius erstarrte und war augenblicklich bereit, sie anzugreifen. »Nehmt Eure Hand fort, Hexe.«
    Hastig zog die Frau ihre Hand zurück, denn sie spürte den Tod, der in der Luft lag. Aber sie weigerte sich störrisch nachzugeben.
    »Zuerst die Zeremonie und dann das Mädchen«, sagte sie.
    Gaius warf ihr einen eisigen Blick zu. »Ihr seid doch wohl nicht töricht genug zu glauben, Ihr befändet Euch in der Position, mir Befehle geben zu können?«
    In den dunklen Augen der Hexe leuchtete mit einem Mal ein blutrotes Feuer auf, und eine knisternde Hitze lag warnend in der Luft.
    »Der Befehl kommt nicht von mir.«
    Gaius erschauderte. Verdammt. Er wusste nicht, was schlimmer war: seine Furcht davor, dem Zauber der Hexe auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert zu sein, oder die erstickenden Kräfte des Fürsten der Finsternis, die schwer auf ihm lasteten.
    »Schön«, fauchte er. »Bringen wir also diese lächerliche Zeremonie hinter uns.«
    Sally deutete mit dem Kopf zum Ende des Ganges. »Ich habe den Raum vorbereitet.«
    Gaius, der noch immer nervös war, folgte der Hexe in das große Zimmer. Sein Blick fiel auf die dicke, kreisförmige Linie aus Salz,

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