Gekauftes Spiel
und
verzeichneten Highlights. Karl entdeckte die Via Bolzano. Sie fuhren bergan.
Klößchen hatte schon drei Rippen Schokolade verputzt. Die Straßen waren leer,
die meisten Häuser dunkel, aber TKKG merkten, dass sie in ein bevorzugtes
Viertel vordrangen.
Der Mond war hinter dunstigen
Wolken hervorgekommen und spiegelte sich im See. Einmal machte Gaby Halt und
wies die Jungs an, den romantischen Anblick gefälligst zu bewundern. Dann bogen
sie ein in die Via Bolzano.
16. Masken
Staunend standen TKKG vor dem
Anwesen. Der Park breitete sich über den Hang mit weiß gekiesten
Serpentinenwegen, die im Mondlicht schimmerten. Die Villa, trutzig und
ehrwürdig, beeindruckte. Nur zwei Fenster dicht beim Portal waren erleuchtet.
Die Einfahrt stand offen, auch das Tor der Garage. Laternen spendeten überall
Licht: am Haus und an den Wegen im Park. An den Steinpfeilern der Zufahrt
entdeckte Tim die Initialen des Hausherrn: halbmetergroße, gusseiserne
Buchstaben — R. C.
»Ich glaube, die schlafen
schon«, sagte Klößchen.
»Eher nicht«, widersprach Tim.
»Sind noch unterwegs. Sonst wären Tor und Garage geschlossen. Wir klingeln
trotzdem. Aber an der Haustür.«
Eine Klingel gab es auch an dem
Buchstaben-Pfeiler; und der dicke Bronzekopf in der Metallrosette sah aus, als
funktioniere die Anlage.
Sie schoben die Bikes zur Villa
hinauf. Für die Eingangstür hatte man sicherlich eine ganze Eiche verarbeitet.
Auf der obersten der breiten Steinstufen lag eine Fußmatte, die vielleicht so
alt war wie das Haus, denn mit ihrer Schäbigkeit erfüllte sie kaum noch den
Zweck.
Tim klingelte. Nach einer
halben Minute wurde links der Tür ein kleines Fenster geöffnet. In der
Eingangshalle dahinter herrschte dämmriges Licht, aber Tim gewahrte die
Silhouette eines Frauenkopfes mit großen Ohrringen, Creolen.
»Buona sera, Signora. Sprechen
Sie Deutsch?«
»Ich spreche Deutsch«,
erwiderte eine samtige Stimme.
»Wunderbar! Zunächst mal
entschuldigen wir uns für die späte Störung. Aber wir müssen dringend Mario
Clausen sprechen. Im Palace-Hotel haben wir erfahren, dass er heute Nacht hier
bei seinem Vater übernachtet. Könnten Sie ihm bitte sagen, TKKG seien da.«
»Signore Clausen und Mario sind
weggefahren.«
»Aha!« Ist offenbar die
Haushälterin, dachte Tim, sonst würde sie nicht vom »Signore« sprechen, sondern
von ihrem Mann. »Und wann kommen sie zurück?«
»Das haben sie nicht gesagt.«
»Was schätzen Sie denn,
Signora? Denn es ist ja nun Mitternacht. Machen Vater und Sohn eine Sause?
Kann’s früher Morgen werden? Oder werden sie jeden Moment... Ah! Ich glaube, da
sind sie.« Tim hatte den Motor gehört und drehte sich um.
Ein großer Jeep bog in die
Einfahrt. Sein Scheinwerferlicht strich über die Gruppe, über vier Jugendliche,
die sich auf ihre Bikes stützten. Der Jeep fuhr zu der großen Garage, in der
bereits eine luxuriöse Limousine parkte, fuhr aber nicht hinein. Der Motor
erstarb. Die Scheinwerfer erloschen. Vater und Sohn stiegen aus.
»Das ist ja eine
Überraschung!«, rief Mario. »Ihr hier? Aber natürlich! Jonathan hat mir ja
gesagt, dass er aus dir, Tim, den besten Schiri der Welt machen wird.«
»Hallo! Hallo!«, riefen die
Kids.
Überraschung ganz unsererseits,
dachte Tim. Denn die sehen ja aus wie Wilddiebe im Staatsforst. Nachtdunkler
Einheitslook und lautlose Schuhe.
»Vater«, sagte Mario, »das sind
TKKG, von denen ich dir erzählt habe. Sind alle ganz fußballwild. Gaby und Tim
sind supersportlich. Gaby spielt in der Mädchenmannschaft und hat sich meine
Bananenflanken als Vorbild genommen.« Mario grinste.
TKKG grinsten Roberto an und
wurden mit Handschlag begrüßt.
Imponierender Typ, dachte Tim.
Aber seine Miene verrät ihn. Mario hat uns bei seinem Vater mit keiner Silbe
erwähnt. Und was, zum Henker, ist eine Bananenflanke? Tim beschloss, Jonathan
Fender danach zu fragen.
Tim wiederholte seine
Entschuldigung, erklärte, woher sie wüssten, dass Mario hier sei, und eröffnete
mit der dramatischen Ankündigung: »Dass wir um diese Zeit antanzen, Mario, hat
einen gewichtigen Grund. Es geht darum, eine Katastrophe zu verhindern. Es geht
um Ehre und verbotene Liebe. Es geht um jemanden, der dir relativ nahe steht:
Tatjana. Evelyns Schwester.«
Für einen Moment blickte Mario
schafsdumm.
Roberto sagte: »Nicht hier vor
der Tür. Kommt rein.«
Die Haushälterin hatte längst
die Tür geöffnet und sich zurückgezogen in die weitläufige Eingangshalle,
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