Gekauftes Spiel
hilft mir. A
presto!« Tim schaltete aus. »Mario ist bei Roberto.« Er nahm Gabys Limoglas, in
dem noch ein Rest war, vom Tisch. »Darf ich, Pfote?« Er trank, ehe sie nicken
konnte. »Telefonieren ist mir zu halbherzig. Ich brettere zum Clausen’schen
Familienbunker. Besser, wir reden Auge in Auge. Die Sache ist nix fürs
Telefon.«
»Ich komme mit«, sagte Gaby und
legte ihrer Mutter gleich die Arme um den Hals. »Keine Sorge, Mami! Wenn Tim
dabei ist, bin ich so sicher wie hier. Er würde mich vor allem und jedem
beschützen — selbst wenn Lamy aus dem See steigt und nach mir schnappt.«
Margot Glockner seufzte. »Aber
danach seid ihr wieder hier. Keinen Umweg über eine Disko.«
»Bewahre, Mami! Diese
verqualmten Schuppen gehen uns hier vorbei.« Sie strich über die Kehrseite
ihrer Sommerjeans.
Gabys Entschluss mitzukommen,
nötigte Karl und Klößchen moralisch, das Gleiche zu tun. Frau Glockner schloss
hinter TKKG die Haustür und hörte, wie sie ihre Bikes holten und abfuhren. Tim
wusste offenbar, wo Roberto Clausen sein Haus hatte.
15. Am Bier-
und Schoko-Kiosk
Tim wusste es nicht. Das fiel
ihm erst ein, als sie — in Gänseformation fahrend — die erste Kreuzung
erreichten und sich entscheiden mussten, ob nach rechts oder links.
Er fluchte, »...bin ich
offenbar müde. Noch nicht in den Waden, aber schon im Kopf.«
Gegenüber war ein Weinlokal,
das soeben ein älteres Paar entließ. Tim steuerte sie an und fragte, ob sie
sich hier auskannten. Freundlich und im breitesten Sächsisch erklärten sie,
nicht aus dieser Gegend und total unkundig zu sein. Aber dann wankte ein
kantiger Typ mit verwegenem Hut aus dem Lokal und der Mann wusste Bescheid.
»Roberto Clausen?«, gab er
Auskunft mit rotweinschwerer Zunge. »Den kennen hier doch alle. Sein Sohn ist
der Tiroler Panter. Torschützenkönig. Auch ein guter Berggänger. Freikletterer
und so. Aber das darf er nicht mehr. Steht in seinem Vertrag. Denn wenn er
abstürzt, könnte er nicht mehr kicken. Tote spielen ja nicht, haha. Und die
Avantis hätten keinen Ersatz.«
»Das wäre furchtbar«, pflichtete
Tim bei. »Und wo wohnt Roberto Clausen?«
»Das weiß ich.« Rotweinzunge
rülpste. Offenbar hatte er auch Tiroler Speck und Fladenbrot zu sich genommen.
»In der Nähe oder ist es weit?«
Tim beherrschte sich eisern.
»Da müsst ihr nach Balsano.« Er
wies in nordwestliche Richtung über den See und die Geste hätte ihn fast aus
dem Gleichgewicht gebracht. »Via Bolzano. Die große Villa ganz am Ende. Sind
etwa vier Kilometer von hier. Mit dem Fahrrad. Mit dem Auto sind's weniger.«
Ich weiß, was du meinst, dachte
Tim und bedankte sich.
Sie fuhren los. Klößchen
moserte, sie wären heute schon zweimal in Balsano gewesen auf der Suche nach
Erik Salks Auto. Diese Fahrt wäre hoffentlich die letzte für heute Nacht.
»Wir finden bestimmt eine
Stelle am Ufer, wo du schwimmen kannst«, rief Gaby über die Schulter zurück.
»Wenn wir dann zurückkommen, sehen wir nach dir. Vielleicht hat dich Lamy
wieder ausgespuckt. Weil du zu süß schmeckst.«
»Tim!«, rief Klößchen. »Wie
hältst du’s nur aus mit dieser Lästerzunge? Herzlos wie ein Seeungeheuer.«
»Gaby sagt nichts als die
Wahrheit«, lachte Tim. »Und nun freu dich über das zusätzliche Training.«
»Wie könnte ich? Ich habe nicht
mal Schokolade dabei. Und die Geschäfte haben geschlossen.«
Sie kamen dann aber doch an
einem Kiosk vorbei, der offenbar eine Nachtlizenz hatte und für späte Kunden
offen war. Ein paar wüste Typen tranken Bier. Ein vierschrötiger Kerl im weißen
Seidenanzug lud zwei Bierkästen, die er links und rechts in den Pranken trug,
in den Kofferraum seiner Jaguar-Limousine. Vor dem Wagen parkte ein
Volvo-Touring, bei dem in diesem Moment der Motor angelassen wurde. Beide Wagen
fuhren ab, gehörten anscheinend zusammen.
Tim sah ihnen nach. Ohne
besonderen Grund. Sie fielen auf. Bierdurstige Touristen aus England, wie die
Nummernschilder verrieten. Einen flüchtigen Moment dachte Tim an den
Stimmenimitator Jack Milburn. Aber der TKKG-Häuptling hatte den Fahrer des
Volvos nicht gesehen und jetzt war es zu spät.
Klößchen kaufte am Kiosk fünf
Tafeln Schokolade und seine Stimmung besserte sich.
Sie fuhren weiter und
erreichten Balsano. Zwischen den Orten war der Übergang fließend. Nur die
Schilder verkündeten, wo man sich befand.
In der Ortsmitte hatten sie
vorhin eine Touristikinformation gesehen, eine große Tafel mit Ortsplan
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