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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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herausfand, welche Widerwärtigkeiten er in sich barg. Oder selbst nachdem Grant es herausgefunden hatte. Grant als Azi würde ihm alles verzeihen.
    »Grant, ich bin hier. Ich habe dir gesagt, daß ich kommen würde. Ich bin hier.«
    Vielleicht dauerte diese Nacht für Grant noch immer an. Vielleicht konnte er dorthin zurückkehren und den Faden am Morgen danach wieder aufnehmen.
    Noch ein Blinzeln, und noch eins.
    »Komm schon, Grant. Kein Blödsinn mehr. Du hast sie reingelegt. Nun komm! Drück meine Hand! Du kannst es.«
    Finger schlossen sich. Nur ganz schwach. Der Atem beschleunigte sich. Justin schüttelte Grant leicht, fuhr mit der Hand nach oben und klopfte ihm mit einem Finger auf die Wange.
    »He. Spürst du das? Komm schon! Ich nehme dir nichts davon ab. Ich bin's. Verdammt noch mal, ich will mit dir reden. Hör doch!«
    Die Lippen verrieten die Anspannung von Muskeln. Entspannten sich wieder. Die Atemzüge klangen jetzt schwer. Ein paarmal rasches Blinzeln.
    »Hörst du mich?«
    Grant nickte.
    »Gut.« Justin zitterte. Er versuchte es zu unterdrücken. »Wir haben ein Problem. Aber mir ist erlaubt worden, dich hier rauszuholen. Wenn du aufwachen kannst.«
    »Ist es Morgen?«
    Justin sog einmal schnell Luft ein, wollte zuerst ja sagen, doch dann überlegte er, daß eine Desorientierung gefährlich war. Daß Grant mißtrauisch war. Bei einem Fehler würde er sich vielleicht zurückziehen. »Schon ein bißchen später. Es gab einen Funktionsfehler. Einen schlimmen. Ich werd's dir später erklären. Kannst du deinen Arm bewegen?«
    Grant bewegte ihn, ein leichter Druck. Dann hob er die Hand. »Ich bin schwach. Ich bin entsetzlich schwach.«
    »Das ist schon in Ordnung. Sie werden dich im Bus rüberbringen. Du kannst heute nacht in deinem eigenen Bett schlafen, wenn du zeigst, daß du dich aufsetzen kannst.«
    Grants Brustkasten hob sich und sank sofort zurück. Der Arm bewegte sich, zerrte in die andere Richtung und fiel wie etwas Totes an seine Seite. Grant schluckte Luft und vollführte mit dem ganzen Körper eine krampfartige Bewegung, wobei er die Schultern kaum genug hob, um die Decke zum Rutschen zu bringen, bevor er zurückfiel.
    »Das reicht schon«, sagte Justin.
     
    Das Essen hatte für ihn einen sehr seltsamen Geschmack. Zu intensiv. Selbst eingeweichte Haferflocken bereiteten ihm Mühe beim Kauen, und seine Kiefer schmerzten davon. Er aß etwa die Hälfte der Schüssel, deren Inhalt Justin ihm in den Mund löffelte, und vollführte eine schwache Bewegung mit der Hand, »'s reicht.«
    Justin wirkte besorgt, als er die Schüssel zur Seite stellte.
    »Das ist eine ganze Menge für mich«, sagte Grant. Auch das Sprechen bereitete ihm Mühe, aber Justin sah so erschrocken aus. Grant streckte eine Hand aus und legte sie auf die von Justin, weil das einfacher war als zu reden. Justin sah ihn weiterhin an, als sei er zu Tode erschrocken. Und er wünschte sich verzweifelt, er könne diesen Schmerz beseitigen.
    Justin hatte ihm am vergangenen Abend alles erzählt, auf ihn eingeredet, während er noch schwach und erschöpft war, weil Justin gesagt hatte, daß das die Art ist, wie sie mich damit quälen, und ich schätze, es tut weniger weh, solange du betäubt bist.
    Grant hatte daraufhin geweint. Und Justin hatte geweint. Und war so müde und so unwillig zum Gehen gewesen, daß er sich neben Grant auf dem Bett ausgestreckt hatte, noch immer bekleidet und oben auf der Decke liegend, und eingeschlafen war.
    Grant hatte sich nach Kräften bemüht, die Tagesdecke über ihn zu werfen, aber nicht die nötige Kraft im Arm gehabt; deshalb war er hinübergerollt, hatte Justin die Decke überlassen und war wieder zurückgerollt.
    Und er lag da mit nichts als dem Laken, und ihm war sehr kalt, bis Justin mitten in der Nacht aufwachte und eine Decke für ihn holte. Und ihn umarmte und an seiner Schulter weinte, eine ganze Zeit lang.
    »Ich brauche dich so sehr«, hatte Justin gesagt.
    Vielleicht weil er ein Azi, vielleicht weil er menschlich war, er wußte es nicht - es war das Wichtigste, das man je zu ihm gesagt hatte. Er hatte auch Tränen vergossen. Er wußte nicht, warum, nur daß Justin sein Leben war. Justin war alles für ihn. »Ich brauche dich auch«, hatte er gesagt. »Ich liebe dich.«
    In den dunklen Stunden. In den Stunden vor dem Morgen. Wenn Leute Dinge sagen konnten, die zu real waren, um sie bei Tageslicht zu sagen.
    Justin war an seiner Seite ein zweites Mal in Sch l af gesunken. Grant war zuerst

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