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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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werde ich nie haben. Es war ein völlig folgerichtiger Entschluß. Jetzt leitet ein anderer Reseune, und ich werde versetzt, und das ist genau das, was ich wollte, damit Ari nicht mehr meine Entwürfe ändert und ihren Namen unter meine Arbeiten setzt, die sie nur überarbeitet hat. Ich bin frei. Es tut mir nur leid, daß es so aufgeflogen ist. Ich bin als Wisssenschaftler besser denn als Installateur. Das haben die Ermittlungsbeamten gesagt. Ich habe den Druck hochgedreht, und sie haben's den Aufzeichnungen der Kontrollgeräte entnommen.«
    Am Anfang hatte er Zorn empfunden, echten, tiefen, vernichtenden Zorn, der schließlich abgekühlt und zu einer Rezitation geworden war, einem eingeübten Stück, einer Pose, die wie eine Pose wirken sollte. Justin war dankbar für diese letztliche Abkühlung, als Jordan ihm den Ball zuwarf.
    Ich weiß, warum du's getan hast, sagte er fast, dann überlegte er, daß dies sich mißverständlich anhören könnte. Statt dessen sagte er: »Ich liebe dich.«
    Und verlor fast die Kontrolle. Er biß sich in die Lippe, bis sie blutete. Und sah, daß auch Jordan die Zähne zusammenbiß.
    »Ich weiß nicht, ob sie mir erlauben werden, dir zu schreiben«, sagte Jordan.
    »Ich werde schreiben.«
    »Ich weiß nicht, ob sie mir die Briefe geben werden.« Jordan brachte ein knappes Lachen zustande. »Sie stellen sich vor, wir könnten uns Botschaften übermitteln, wenn wir Sätze schreiben wie: Hallo, wie ist das Wetter heute?«
    »Ich werde auf jeden Fall schreiben.«
    »Sie glauben - sie glauben, daß eine dreckige Verschwörung läuft. Dabei gibt's keine. Das versichere ich dir, mein Sohn. Es gab keinen, der davon wußte, und es sollte auch keinen geben. Aber die da draußen haben Angst. Die Leute sehen Ari als etwas Politisches. In dieser Hinsicht war sie wichtig für sie. Sie sehen in ihr nicht zuerst die Wissenschaftlerin. Sie verstehen nicht, was es bedeutet, wenn jemand einem die eigenen Arbeiten wegnimmt und sie umkrempelt. Sie verstehen die ethischen Prinzipien nicht, die verletzt wurden.«
    Ethische Prinzipien, die verletzt wurden. Gott, er spielt für die Kameras. Das erste war eine Rede für den Ausschuß, aber das letztere war ein versteckter Hinweis für mich. Wenn er so weitermacht, werden sie ihn noch erwischen.
    »Ich liebe dich auch«, sagte Jordan dann. »Mehr als alles auf der Welt.«
    Und er streckte seine Arme aus. Es war vorbei. Das Spiel war aus. Die Schauspieler mußten sich in die Arme schließen. Es war der richtige Moment, um zu weinen.
    Er würde Jordan danach nicht mehr sehen. Nichts mehr von ihm hören.
    Vielleicht nie mehr.
    Er legte das kurze Stück wie ein Roboter zurück. Er umarmte Jordan; und Jordan umarmte ihn, lange Zeit. Sehr lange Zeit. Währenddessen biß sich Justin in die Lippe, weil der Schmerz das einzige war, was ihm helfen konnte, seine Aufmerksamkeit zu bewahren. Jordan weinte. Justin bemerkte das Schluchzen, so leise es auch war. Aber vielleicht würde das für Justins Fall günstig sein. Vielleicht hatten sie vor den Kameras alles richtig gemacht. Er wünschte sich, er könnte auch weinen. Aber aus irgendeinem Grund spürte er nichts außer den Schmerz und den Geschmack des Bluts.
    Jordan hatte es zu intensiv gespielt, hatte zu kaltblütig, zu gefährlich geklungen. Das hätte er nicht tun sollen. Sie  würden das Band vielleicht in den Nachrichten abspielen. Die Leute würden sich vor ihm fürchten. Sie würden vielleicht denken, er sei verrückt. Wie die Alphas, die über die Klinge sprangen. Wie Boks Clone. Sie würden ihn vielleicht nicht mehr arbeiten lassen.
    Er lügt, rief Justin um ein Haar. Mein Vater lügt. Aber Jordan klammerte sich an ihn. Jordan hatte genau das getan, was er beabsichtigt hatte. Jordan war nicht für eine Woche in einer Zelle eingesperrt gewesen. Er wußte, was in der Welt vor sich ging. Er hatte mit den Ermittlungsbeamten gesprochen. Jordan spielte eine Rolle, taktierte sie alle psychologisch aus; genau das tat er: Jordan würde vor diesen Senatsausschuß treten und für sich das Beste herausschlagen, was er konnte; und vielleicht würde es genügen, damit das Band nicht in den Nachrichten lief, denn Jordans Arbeit war für das Verteidigungsamt sehr wichtig, und das Militär konnte für Stillschweigen sorgen, wo immer es wollte.
    »Komm mit!«, sagte Denys.
    Jordan löste seine Umarmung und ließ ihn gehen. Denys führte ihn zur Tür hinaus.
    Dann weinte Justin. Nachdem die Tür zugefallen war, lehnte er sich

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