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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zusammengelebt hat.
    Alle, die jemals Autorität über ihn besaßen, hatten eine besondere Ausbildung im Umgang mit Azis hinter sich. Keinem Azi-Aufseher ist es gestattet, seinem Untergebenen gegenüber die Stimme zu erheben. Belohnen oder das Zurückhalten von Belohnungen unterliegt den Regeln der Disziplin; und das Vertrauen zwischen diesem Mann und jedem psychologisch geschulten Aufseher ist grundlegender als zwischen Eltern und ihrem Kind. Daß es eine andere Aufseherin ist als im letzten Monat, stört ihn nicht. Er vertraut ihr vorbehaltlos, nachdem er sich einmal vergewissert hat, daß sie über eine Lizenz verfügt.
    Leute, die ihre erste Erfahrung mit unsozialisierten Azis haben, erklären im allgemeinen zuerst, daß sie das Gefühl haben, sie müßten flüstern; und dann, daß sie sich von der innigen Zuneigung überwältigt fühlen, die Azis ihnen augenblicklich entgegenzubringen bereit sind.
    Sie vertrauen mir zu sehr, lautet die beinahe universelle Klage.
    Aber dieser Mann ist Soldat und arbeitet regelmäßig mit unlizensierten Bürgern. Er hat emotionale Barrieren aufgebaut und pflegt ungehemmten Umgang mit seinen bürgerlichen Kameraden. Sein Kommandeur hat einen Kurs absolviert und eine Prüfung bestanden, die ihn zur Befehligung von Azis qualifiziert, aber er ist kein Lizenzinhaber, und er behandelt diesen Mann nicht anders als die anderen unter seinem Kommando. Der Kommandeur ist sich nur bewußt, daß einer Bitte dieses Mannes, sich beraten zu lassen, augenblicklich entsprochen und der Azi für den Fall, daß er die Hinzuziehung eines Beta-Aufsehers erbittet, unverzüglich unter Beruhigungsmittel gestellt und in eine Klinik geschickt werden muß, weil Probleme mit Azis sehr selten auftreten und die emotionalen Barrieren eines sozialisierten Azis im allgemeinen so stark sind wie die eines jeden Bürgers; daß das Psychoset eines Azis kein Ergebnis von Erfahrungen, sondern von Instruktionen ist, und die Barrieren kein Gefüge sozialer Stützen sind, wie es bei einer gewöhnlichen menschlichen Seele der Fall ist. Ein Azi, der spürt, daß diese Abschirmung aufweicht, ist durch jeden in seiner Umgebung verwundbar. Er ist in einen Zustand geraten, der sehr stark einer von Injektoren hervorgerufenen Lernphase ähnelt, in der er immer weniger in der Lage ist, Dinge abzuwehren, die auf ihn eindrängen. Das Ergebnis ist etwa dasselbe, als wenn man sich in einem überfüllten Raum einen Injektor ansetzt, in höchstem Maße unangenehm für den Azi und möglicherweise zerstörerisch.
    Das Band, an dem dieser Mann sich erfreut, ist mehr als nur ein Vergnügen für ihn. Es bestätigt auch seine Werte und stärkt seine Selbstachtung. Sein Vertrauen ist im Augenblick vollkommen. Er erlebt etwas, das kein Bürger in einer regellosen Welt erleben kann: Er steht in Kontakt mit der absoluten Wahrheit und stimmt völlig mit dem überein, was er ist.
     
    Dies ist Reseune, wo unser Soldat geboren wurde. Dieser dreijährige Azi, sehr viel jünger als unser Soldat, bereitet sich auf etwas vor, was gemeinhin Tiefenband genannt wird. Er ist etwas unruhig, nicht wegen der Prozedur, die er früher schon durchgemacht hat, sondern wegen des Geräts, das ihm schließlich als etwas Wichtiges in diesem Zimmer aufgefallen ist. Der Psychochirurg umarmt ihn und redet ihm gut zu und bringt ihn am Ende zum Lachen, indem er ein Gesicht zieht. Der kleine Azi hilft dem Chirurgen, die Pflaster anzubringen.
    Der Injektor verabreicht ihm eine sehr starke Dosis. Seine Schwellen sind völlig abgesunken, und seine Blutchemie wird ständig überwacht.
    Das Band verstärkt seine Wertesets mit Worten, die er zu verstehen in der Lage ist.
    Es erklärt ihm, wie er Anerkennung gewinnt. Es sagt, welche Talente und welche Stärken er hat.
    Es erinnert ihn vielleicht daran, daß er bestimmte Neigungen vermeiden muß, etwa auf dieselbe Weise, wie Eltern einem Kind erklären, daß es aufpassen und nicht schmollen soll. Das Band aber beschäftigt sich die ganze Zeit mit Lob und positiven Dingen, und davon weicht es nicht ab.
    Als er aufhört, nennt der Aufseher ihm ein Wort, mit dem er diesen Vorgang abschließen muß; und er wird es im Gedächtnis behalten. Das nächste Mal wird der Aufseher die Folge von Anweisungen mit diesem besonderen Schlüssel eröffnen, der zusammen mit seinem Band in der Akte des Azis niedergelegt ist. Während er aufwächst, wird sein Tiefenband abstrakter. Der Verbalschlüssel wird in immer größere Komplexe eingefügt, während

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