Geklont

identische Sensoren, während sie den Übungstext schreibt. Ihre Muskeltätigkeit wird auf gezeichnet. Dies ist die eigentliche Aufzeichnung des Bandes.
     
    Der junge Student ist ein wenig ängstlich, während er darauf wartet, daß die Injektoren zu wirken anfangen. Es ist seine erste Erfahrung mit einem Einführband. Der Techniker versichert ihm, daß es sich nur sehr wenig von Unterhaltungsbändern unterscheidet. Die Pflaster sind unangenehm, aber nur für den Moment. Die Drogen beginnen zu wirken, und der Techniker überprüft, ob der Junge bereit ist. Das Band läuft an, und der Junge steht unter Spannung, als er die Übung vor Augen hat. Der Techniker redet ihm ruhig zu. Einen Augenblick später spürt der Junge durch die Input-Output-Funktion der Pflaster die Muskeltätigkeit der geübten Schreiberin, als sie den Stift in die Hand nimmt und zu schreiben anfängt. Er erlebt den Erfolg, sieht die Form der Buchstaben, spürt die kleinen akkuraten Bewegungen der Hand und Finger und die Entspannung der Kalligraphin bei ihrer Arbeit.
    Es sind sicher mehrere Sitzungen erforderlich, aber der  Fortschritt ist bereits erkennbar, als der Junge unmittelbar nach dem Aufwachen die Übung niederschreibt. Er hält den Stift leicht und bequem, verkrampft die Finger nicht mehr in einem harten Griff, und seine ganze Haltung hat sich verbessert, als er den passenden Drehpunkt findet, auf den er seine Hand stützen kann. Er ist erstaunt und erfreut über die Ergebnisse. Er wird die Übung im Laufe des Tages mehrere Male durchführen, um das Muster zu verstärken. Direkt nach dem Frühstück wird er es wiederholen, und einige Male am folgenden Tag. Seine eifrigen Übungen werden gewohnheitsbildend wirken. Möglicherweise wiederholt er die Bandbehandlung, bis er und seine Eltern mit den Resultaten zufrieden sind.
     
    Dieser Beta-Klasse-Azi gehört den Sondereinheiten an. Er steht geduldig da und spannt auf die Aufforderung des Technikers seine Rückenmuskeln an. Seine Augen sind geschlossen, und ganz offensichtlich langweilt ihn die Prozedur, die den jungen Studenten in solche Unruhe versetzt hat. Erfreut sich auf das Band, aber die Fähigkeit, die er sich erwirbt, fordert den ganzen Körper. Er hat dies geraume Zeit in seinem Leben zweimal pro Monat durchgemacht, und seiner Ansicht nach sind die Biofeedback-Pflaster wichtiger als die Injektoren. Er hat sich ein Talent mit Hilfe eines Bandes angeeignet: Seine Konzentrationsfähigkeit ist größer als die des Studenten. Er kennt die Namen der Muskeln, kann die Pflaster selbsttätig anbringen und widmet sich in seinem eigenen Quartier einer Vielzahl zusätzlicher Studien, unter einer Injektorendosis, die kaum mehr bewirkt als das, was man zu Hause für ein Unterhaltungsband verwendet, weil er gelernt hat, ohne den Einsatz von Drogen einen Lernzustand hervorzurufen.
     
    Am Ende des Monats erhält er eine andere Bandsorte, die Bürgern nicht zugänglich ist: Es ist eine sehr persönliche Erfahrung, die er nicht in Worte fassen kann, weil das meiste davon nichtverbal abläuft. Er sagt gutes Band dazu. Der Begriff, der in Reseune häufig zu hören ist, lautet Belohnungsband.
    Die Frau, die die Bänder verwaltet, ist keine Technikerin. Sie ist eine beta-qualifizierte Aufseherin, und sie benutzt ein weit  komplizierteres Gerät, das über eine Blutchemie-Schleife verfügt: Sie analysiert das einstromende Blut und injiziert natürliche Stimmungsaufheller - ein Verfahren, das in der breiten Bevölkerung nur angewendet wird, wenn Psychokorrekturen angeraten sind.
    Für einen Azi, der sein ganzes Leben dieser Art von Bändern ausgesetzt war, ist es eine angenehme Erfahrung, die er höher schätzt als die anderen Belohnungen, die der Dienst anbietet. Diese wirkt innerlich und geht ganz tief.
    Anders als beim Eingriff in einen bürgerlicher Patienten, der in hohem Maße von dem Erfindungsreichtum eines Psychologen abhängt, ein Band maßzuschneidern, ist dieses Band präzise ausgerichtet, entworfen von denselben Designern, die das Psychoset des Azis präpariert haben. Es erreicht eine Genauigkeit, die praktisch unmöglich bei einem Nicht-Azi-Patienten ist, dessen Leben von nicht aufgezeichneten Erfahrungen in einer regellosen Welt geprägt wurde. Dieser Azi, der von Geburt an von der Welt ferngehalten und dem sein Psychoset über Band eingegeben wurde, ist eine viel besser bekannte Größe, selbst nachdem er in den bewaffneten Einheiten gedient und mit natürlich geborenen Bürgern