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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Nachricht erreichte, daß die Reseune Eins in Novgorod abgehoben hatte - mit. gerade einer Stunde Vorankündigung. Aris Bewegungen erfolgten gewöhnlich spontan und unplanmäßig, und sie gab nicht einmal ihm, dem Leiter des Reseuner Sicherheitsdienstes, immer vorher Bescheid - aber das war von rekordverdächtiger Spontaneität.
    »Benachrichtige das Personal!« hatte er Abban befohlen, seinem Leibwächter, der sich unverzüglich darum kümmerte, daß Betriebstagebücher und Berichte hergebracht wurden. Er selbst hatte seinen Bruder Denys in der Administration angerufen, und Denys benachrichtigte den Flügel Eins, sobald sich das Flugzeug im Anflug befand.
    Der Rest war Routine, das übliche Vorgehen, wenn Ariane zurückkehrte, wann immer die Reseune Eins lärmend landete und Ariane Emory es sich an dem Ort bequem machte, der ihr gehörte, in ihrem Flügel, ihrer Residenz.
    In den Nachrichten war tags zuvor gemeldet worden, daß das Hope-Projekt zurückgestellt worden sei, und der Aktienmarkt hatte mit einem Schock reagiert, der sich durch die Länge und Weite des Raums auszubreiten versprach, auch wenn Analytiker es als eine verfahrensrechtliche Verzögerung bezeichneten. Als gute Nachricht folgte ein kurzer Bericht mit biographischen Skizzen, die den Akten des Wissenschaftsamtes entstammten, über einen obskuren Chemiker auf Fargone, dem der Sonderstatus zugesprochen worden war: Wenigstens dieser Antrag war durchgegangen. Und der Rat hatte sich in eine Marathonsitzung verwickelt, die sich bis in die frühen Morgenstunden hingezogen hatte: noch mehr Aufruhr auf dem interstellaren Aktienmarkt, der Ungewißheiten mehr verabscheute, als plötzliche Kehrtwenden in der Politik. Die Nachrichtenämter aller Mitglieder der Union hatten in einer gemeinsamen Sendung die Entwicklung kommentiert und analysiert, planmäßige Sendungen am Morgen ausfallen lassen, und erfahrene Berichterstatter über die Gesetzgebung taten ihr Bestes, um Interpretationen anzubieten, frustriert darüber, daß selbst Oppositionsräte sich weigerten, Interviews zu geben.
    Ianni Merino, der Führer der Abolitionisten-Fraktion in der Koalition der Zentristen, hatte sich zu einem bereit erklärt: Sein weißes Haar stand wie üblich wirr ab, sein Gesicht war stärker gerötet und seine Rhetorik extremer denn je gewesen, als er eine allgemeine Vertrauensfrage an den ganzen Rat gefordert und mit einer Abspaltung von der Zentristen-Partei gedroht hatte. Er verfügte nicht über die Stimmen, um eine solche durchzusetzen: Das andere mochte ihm aber durchaus gelingen, und Giraud Nye hatte dagesessen und zugehört, während er mehr wußte als die Kommentatoren und sich dennoch ebenso wie die Nachrichtenämter fragte, welch eine Vereinbarung man überhaupt getroffen hatte und warum Mikhail Corain bereit gewesen war, sich darauf einzulassen.
    Ein Triumph für Reseune?
    Eine politische Katastrophe? Ein Verlust von etwas?
    Ariane hatte nicht die Angewohnheit, während der Sitzungen in Novgorod Rücksprache zu halten, außer in dringendsten Notfällen, jedenfalls nicht telephonisch, nicht einmal über die amtlichen Kanäle; aber das Personal stellte jederzeit Boten und Flugzeuge zur Verfügung.
    Daß sie sie nicht geschickt hatte, bedeutete - daß sie die Situation unter Kontrolle hatte, trotz dieser überstürzten Vertagung - so hoffte man.
    Der gesellschaftliche Zeitplan war völlig durcheinandergeworfen worden, die Räte hatten alle möglichen Zusammenkünfte abgesagt, und die Räte von Rüssel und Pan-paris hatten sich rasch zurück auf die Cyteen-Station bringen und einen Platz in einem Schiff nach Rüssels Stern reservieren lassen, um sofort abzureisen. Ihre Minister waren als Stellvertreter zurückgelassen worden, von denen man annahm, daß ihnen eindeutige Anweisungen für die Abstimmungen Vorlagen.
    Es war mehr als das Protokoll, das Giraud Nye und  seinen Bruder Denys auf den kleinen Bus warten ließ, als er in dem Kreisverkehr vor Reseune zum Stehen kam.
    Die Bustür öffnete sich. Es war vorhersehbar, daß zuerst die Azi Catlin in der schwarzen Uniform des Reseuner Sicherheitsdienstes ausstieg. Ihr Gesicht war bleich und ließ Schwierigkeiten ahnen: Sie schritt herunter und griff hinter sich, um Ari zu stützen, als sie den einen Schritt machte - Ari in Blaßblau trug ihre Aktentasche wie üblich selbst und zeigte kein sichtbares Anzeichen eines Triumphs oder einer Katastrophe, bis sie Giraud und Denys geradewegs ins Gesicht sah, mit einem Ausdruck, der

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