Geklont
Warum nicht? Es besteht ja immer noch die Möglichkeit, daß ich Gorodin geglaubt habe.«
»Er weiß verdammt gut, daß Sie ihm nicht geglaubt haben!«
»Und er weiß, daß ich weiß, daß er weiß, und so weiter und so fort. Deshalb lächeln wir uns an. Ich sage Ihnen etwas: Ich mache mir keine Sorgen. Er ist sich sicher, daß ich nichts unternehmen werde, bis ich weiß, was er bekommen hat. Er nutzt die Situation aus. Unser Ausbildungsfachmann glaubt, er sei der Beste, den's gibt. Er setzt alles aufs Spiel dafür, daß die Dinge so laufen, wie er das vorhersagt. Er wird mir bald ein Gegenangebot machen. Und ich werde meins machen. Und so werden wir die Monate hinter uns bringen. Er ist sich sicher, er könne mich Zug um Zug ausspielen. Wir werden sehen. Ich gehe jetzt in meine Apartments. Ich bin mir sicher, Florian hat inzwischen seine Überprüfungen durchgeführt. Ich werde mich duschen, eine Weile die Füße auf den Tisch legen und die Betriebstagebücher lesen. Und etwas Anständiges essen. Das formelle Essen findet heute abend statt. Wir feiern doch das Ende einer Sitzung, nicht wahr? Catlin kann das Menü bestätigen.«
»Ich werde dem Personal Bescheid geben«, sagte Denys. Der Gedanke ans Essen drehte Giraud den Magen um.
»Es ist nicht ausschließlich von Nachteil«, erklärte sie. »Haben Sie die Nachrichten gesehen? Die Zentristen-Koalition zeigt heute morgen Risse. Corain hat Ianni Merino ganz schön aufgeregt. Ein alter Hase wie Corain - das geht viel zu schnell für ihn. Corain hat seine Leute auf dem Sprung gehabt, jetzt sollen sie wieder Haltung bewahren - die Abolitionisten werden einen Verrat vermuten... nicht wahr? Sollen sich die Abolitionisten doch lossagen und darüber zu reden anfangen, die Labors wieder zu demontieren. Das wird den Gemäßigten sicher ein wenig Angst einjagen.«
»Dabei kann Jordan den meisten Schaden anrichten! Wenn er sich an die Presse wendet...«
»Oh, Sie glauben doch nicht, daß die Abolitionisten einer Stimme aus Reseune Glauben schenken werden.«
»Wenn er das Richtige sagt, kann das verdammt gut sein.«
»Dann müssen wir etwas tun, was seine Glaubwürdigkeit in Frage stellt, meinen Sie nicht? Denken Sie doch mal darüber nach, Gerry. Corain wird sich am Ende darein fügen - nein, er wird dafür stimmen -, daß unmittelbar an der Route zur Hope-Kolonie ein Reseune-Labor eingerichtet wird. Die Abolitionisten sind nicht vernünftiger geworden, nur ruhiger; und wir haben in ihrem Haufen unsere Zeitbomben gelegt. Corain soll ruhig auf seinem eigenen Boden eifrig die Feuer austreten. Für Gorodin ist der ganze Lärm vielleicht ein bißchen mehr, als er will: Wir können ihm immer eine Abmachung vorschlagen: Er steht immer mit den Füßen auf beiden Seiten der Linie. Lu ist das Problem, dieser hinterhältige Gauner. Aber wir können ihn überzeugen. Diese Anlage könnte genau das Richtige dafür sein. Ich möchte, daß Sie in dieser Angelegenheit Erkundigungen einziehen - wie diskret, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Nutzen Sie Ihre militärischen Kontakte. Das Wissenschaftsamt schickt gerade ein Schiff los, um Rubin über seinen neuen Status zu unterrichten. Sie werden auch dafür sorgen, daß ihm eine bewachte Residenz in Fargones Blauer Zone eingerichtet wird; das Team wird sich Sonntag auf den Weg machen, wenn die Atlantis nach Fargone startet.«
»Wird Harogo an Bord sein?« fragte Denys.
»Mit Sicherheit. Sie werden auf kein Hindernis stoßen. Er wird unser Personal ohne Schwierigkeiten durch den Zoll bringen, und die Atlantis fliegt mit Lichtgeschwindigkeit.«
»Das Militär kann sie erwischen.«
»Das ist die einzige Sorge. Aber Harogo ist in seiner Station eine viel größere Nummer, und er bringt das zweitgrößte Bauprojekt nach Hause, auf das Fargone jemals scharf gewesen ist. Das größte ist natürlich der Hope-Korridor. Sie werden auf kein Hindernis stoßen. Wenn die Zentristen etwas gegen Rubin zu unternehmen versuchen, kann Harogo sie fertigmachen, keine Frage. Wir können solche Art von Munition gebrauchen. Verstehen Sie den Trick? Rubin ist ein blauäugiger Einfaltspinsel. Nichts als Wissenschaft im Kopf und sonst leicht angreifbar. Ich dachte mir, das kam uns ganz recht.«
»Sie können uns das auch zurückgeben«, sagte Giraud.
»Wir können uns auf Harogo verlassen, glaube ich. Zu bestimmten Zeiten muß man die Dinge laufen lassen.«
»Selbst Warrick?«
»Wenn sie ihn dann noch haben wollen.«
II
Ari lächelte sanft
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