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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sie tut fast nichts mehr außer Hausarbeit. Sie lebt eigentlich mit den Laborbabies. Und sie kommt unheimlich gut mit ihnen zurecht. Ich frage mich, ob du noch etwas dagegen hättest - nun, wenn Nelly vollzeit im Labor arbeiten würde. Kinderpflegerinnen ergeht's nun einmal so, weißt du, ihre Babies werden größer.«
    Darum ging es also. Sie atmete tief durch und dachte an ihr Zimmer, und wie sie Nelly mochte, aber sie mochte Nelly mehr, wenn sie nicht bei ihr war, weil Nelly immer so leicht verletzt war und sich immer aufregte, wenn Ari mehr Zeit mit Florian und Catlin verbringen wollte, und sie zupfte ständig an ihrem Haar, ihren Kleidern, zog ihren Kragen gerade - manchmal hätte Ari ihretwegen schreien können.
    »Sicher«, sagte sie. »Sicher, wenn's ihr dann gut geht. Ich glaube nicht, daß sie sehr glücklich ist.«
    Sie fühlte sich irgendwie schuldig daran, weil Nelly Mama und weil sie ihr gehört hatte - weil Nelly ... einfach Nelly war - und nie verstehen würde, wie Ari sich geändert hatte.
    Und weil sie so froh darüber war, daß es darum ging, und nicht um die andere Sache, wollte sie einfach zustimmen und hier abhauen.
    Sie fühlte sich schuldig am nächsten Morgen, als Nelly zur Klinik ging, ohne zu wissen, was sie diesmal mit dem Band mit ihr machen würden.
    »Ich bin wirklich nicht aufgeregt«, protestierte Nelly an der Tür gegen Onkel Denys' Bemerkung, ihre Sachen für die Nacht in der Hand. »Ich glaube, das brauche ich nicht.«
    »Das ist fein«, sagte Onkel Denys. »Da bin ich froh. Aber ich glaube, du hast eine Überprüfung nötig.« Ein Aufseher mußte alles sagen, um einem Azi unnötige Belastungen zu ersparen.
    So kam Nelly und küßte sie zum Abschied. »Wiedersehn, Nelly«, sagte Ari und schlang die Arme um ihren Hals und ließ sie wieder los.
    Sie war dazu imstande, weil Nelly furchtbare Angst gehabt hätte, wäre sie eingeweiht worden. Erst als die Tür zufiel, biß sich Ari so fest in die Lippe, daß sie blutete, und sagte zu Onkel Denys:
    »Ich gehe jetzt zum Unterricht.«
    »Bist du in Ordnung, Ari?«
    »Mir geht's gut.«
    Aber sie weinte, als sie in den Flur hinausging, und glättete ihr Gesicht, wischte sich die Tränen ab und riß sich zusammen, weil sie wirklich kein Baby mehr war.
    Niemand würde Nelly weh tun; sie ging in die Klinik, wo man sie auf einen Job, in dem sie glücklich war, vorbereiten und ihr versichern würde, daß sie wunderbare Arbeit geleistet hatte, ihr erstes Baby sei erwachsen, und es gäbe noch viele andere, die sie brauchten.
    Es war Blödsinn, zu weinen. Es war Blödsinn, weil es zum Erwachsenwerden dazugehörte.
    Bis zum Abendessen würde es im Apartment einsam sein. Ari ging zu Amy hinüber, um ihre Hausaufgaben zu machen, und erzählte Amy, daß Nelly fort war, weil sie endlich darüber reden konnte.
    »Sie war sowieso im Weg«, sagte sie. »Sie hatte es immer auf Florian und Catlin abgesehen.«
    Dann fühlte sie sich gemein, weil sie so etwas gesagt hatte.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Onkel Denys sie beim Essen wieder. »Bist du traurig wegen Nelly?«
    »Mir geht's gut«, erwiderte sie. »Ich wünschte nur, Florian und Catlin würden zurückkommen.«
    »Willst du sie nach Hause bestellen?«
    Gleich am Ende einer ihrer Übungen. Es war ihnen sehr wichtig. Ihr auch, aber das war, als würde sie ihnen etwas wegnehmen wollen. »Nein«, antwortete sie. »Sie sind wirklich gern über Nacht da. Das heißt, sie sind nicht gern da, weil sie jedesmal mit lauter Schrammen zurückkommen; aber, weißt du, sie mögen es - sie haben Spaß daran, mir davon zu erzählen. Und so dringend brauche ich sie nicht.«
    »Ich bin stolz auf dich«, sagte Onkel Denys. »Ein guter Aufseher sollte so denken.«
    Daraufhin fühlte sie sich etwas besser. Und machte sich an ihre Hausaufgaben, weil sie jetzt dazu imstande war, und weil sie besser daran tat, ihre Zeit mit etwas auszufüllen, um über den Verlust hinwegzukommen, bevor Florian und Catlin heimkehrten.
     
    Nur empfing sie über den Computer eine Mitteilung, als sie ihr Zimmer betrat.
    »Ari«, sagte der Automatische Haushälter. »Setz dich mit Basis Eins in Verbindung.«
    »Mach schon«, sagte sie und blickte auf den Bildschirm.
    Ari, hier ist Ari senior.
    Sex ist Teil des Lebens, Liebling. Nicht der wichtigste Teil, aber in dieser Lektion geht es ums Erwachsenwerden. Denk daran, ich weiß nicht, wie alt du bist, deshalb muß ich mich einfach ausdrücken. Die Bibliothek teilt mit, daß du das Band Menschliche

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