Geklont
Sexualität ausgeliehen hast. Stimmt das?
»Ja. Gestern.«
Gut. Du bist also zehn Jahre alt. Dieses Programm wird von deinen medizinischen Aufzeichnungen ausgelöst.
In absehbarer Zeit wird deine Periode einsetzen, Liebling. Herzlichen Glückwunsch zu einer sehr unangenehmen Tatsache des Lebens. Die Verwaltung ist unterrichtet worden. Du wirst die erforderlichen Sachen in deinem Schrank finden. Es wäre sehr schlecht, wenn's dir ohne passiert. Du hast außerdem einen Schuß verabreicht bekommen, der dafür sorgt, daß du nicht schwanger wirst. Du brauchst dir also wenigstens darüber keine Gedanken zu machen ... denn ohne dieses Mittel ist dein Körper inzwischen ohne weiteres zu einer Schwangerschaft imstande.
Ich werde das Wie und Warum dem Bandprogramm überlassen, Liebling. Ich nehme an, das weißt du. Wahrscheinlich hat es dir eine gewisse Vorstellung gegeben. Da bin ich mir sicher. Ich hab's auch benutzt. Es sind keine unangemessenen Vorstellungen. Ich möchte, daß du dir das nächste, was ich zu sagen habe, mit größtmöglicher Aufmerksamkeit anhörst, so als seis ein Band. Es ist privat, es dreht sich um Sex, und es ist eines der wichtigsten Dinge, die ich dir je zu sagen haben werde. Bist du allein?
»Ja.«
In Ordnung.
Die Vorstellungen, die du hast, Liebling, sind ganz natürlich. Ist dein Puls ein wenig beschleunigt?
»Ja.«
Schämst du dich etwas?
»Ja.«
Das liegt daran, weil du über Sex nachgedacht hast. Wenn ich dir jetzt eine komplizierte Mathematikaufgabe stellen würde, würdest du wahrscheinlich einen Fehler machen. Das ist das Wichtige daran, Liebling. Die Biologie läuft der Logik zuwider. Es gibt zwei Möglichkeiten, damit umzugehen entweder tut man's und bekommt es aus seinem Kopf, denn dieses Gefühl zerplatzt wie eine Seifenblase, wenn man einmal Sex gemacht hat - oder wenn's um jemanden geht, den man wirklich gern hat, oder um jemanden, den man nicht mag, der einen aufregt und sehr starke Reaktionen in einem hervorruft, überlegt man es sich besser zweimal, denn dieses Gefühl zerplatzt zwar auch, aber es kommt ständig zurück und ist einem hinderlich. Wenn du mit jemandem ins Bett gehst, denkst du nicht mit dem Gehirn, Liebling, sondern mit dem Teil von dir, der nur aus Gefühlen besteht, und das ist verdammt gefährlich.
Wenn Erwachsene sich kennenlernen, Liebling, und sich langsam näherkommen, ist dies eines der wesentlichen Dinge, die anders sind als bei Kindern. Kinder sind unter Umständen vernünftig, unter denen Erwachsene es nicht sind. Deshalb scheint es so, als könnten sie Menschen gut einschätzen. Aber wenn Erwachsene miteinander zu tun haben, färbt dieses Gefühl, das du nun auch kennenlernst, ihr Urteil.
Nun gibt es Menschen, die sich einfach davon überwältigen lassen. Und das Entscheidende an diesem Gefühl ist, daß es vollkommen von der emotionalen Ebene abhängt, von Erinnerungen, von dem, was wir für hübsch oder sexy zu halten gewohnt sind, eine ganze Reihe von Dingen, die nicht im mindesten etwas mit der Wahrheit zu tun haben.
Es gibt Leute, die sehr früh lernen, daß sie sehr gut aussehen und daß sie jeden dazu bringen können, derlei für sie zu empfinden - und sie machen davon Gebrauch, um zu bekommen, was sie wollen. Das heißt nicht, daß sie keinerlei Gefühle haben. Es ist nur ein Grund, warum du aufpassen sollst, mit wem du ins Bett gehst und von wem du dich auf diese Weise anmachen läßt.
Es gibt andere Gelegenheiten, bei denen du für jemanden dieses Gefühl hast, der für dich nicht dasselbe empfindet, und das gehört zu den härtesten Dingen, mit denen man auf der Welt fertigwerden muß. Aber in diesem Fall mußt du es unterdrücken und dein Gehirn die Kontrolle übernehmen lassen, denn man bekommt auf dieser Welt nun einmal nicht immer das, was man will, und es ist der betreffenden Person gegenüber einfach nicht fair. Wenn du darüber nachdenkst, wirst du wissen, wie sie empfinden, einerseits wenn du ihnen völlig gleichgültig bist, andererseits wenn sie dich als Freund schätzen, und du darauf beharrst, deinen Willen zu bekommen.
Du siehst wohl schon, wie kompliziert das Ganze wird.
Manchmal passiert das Gegenteil. Und wenn du es nicht kommen siehst, oder wenn du zu weichherzig bist, um nein zu sagen, kannst du jemandem schlimmer weh tun, als wenn du gleich sagst: Tut mir leid, das geht einfach nicht.
Manchmal klappt es auf beiden Seiten, und auch dann solltest du aufpassen, Liebling, denn Sex ist nicht alles im Leben, und
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