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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Jordan Warrick zu verhören oder zu befragen, ohne das Gesetz entscheidend zu ändern. Er genießt, wenn er Anschuldigungen ausspricht, dieselbe Immunität, als wenn er weiter schweigt. Er kann alles behaupten. Und er ist ein Mann, der zwei Jahrzehnte lang auf seine Chance gewartet hat... und der diese Chance nun haben wird, weil wir es versäumt haben, ihn mit den Paxern in Verbindung zu bringen. Wir können es aber immer nur, wenn du willens bist, deinen Kopf zu benutzen. Ich fürchte, du wirst bei dem jungen Warrick damit nicht unbedingt Dankbarkeit ernten. Aber ich sage es noch einmal, junge Sera, du bist wesentlich cleverer als ich. Und vielleicht kannst du diese Klippen umschiffen.
    Du hast die Notizen deiner Vorgängerin zum Fall Justin Warrick. Ich habe Grund zur Vermutung, daß du einen Eingriff an ihm vorgenommen hast, von welcher Art, möchte ich nicht spekulieren,; ich weiß nur, daß seine Geste auf der Party kürzlich früher für ihn undenkbar gewesen wäre. Ich habe ihn selbst einige Male mit einer Psychosonde untersucht, daher kenne ich ihn und die Art seiner Probleme, von denen nur einige auf diese Sitzung mit deiner Vorgängerin zurückgehen ...«
    Zum Teufel. Fahr zur Hölle, Giraud!
    »Ich möchte keiner jungen Liebe im Weg stehen, Ari, aber Justins Vater hat ihm eine schwere Bürde auferlegt. Wenn du Aris Notizen hast, weißt du das. Du hältst dich für qualifiziert genug,
    um dich mit einem Fall zu befassen, von dem Petros und Gustav die Finger gelassen haben, und ich vertraue darauf, daß du dir ausrechnen kannst, welchem Stress Justin Warrick ausgesetzt ist und was in ihm vorgeht. Und du wirst dir den Stress vorstellen können, den die Behauptung seines Vaters in ihm auslösen wird, daß er zu Unrecht beschuldigt und verurteilt worden ist.
    Ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich viele Dinge den Händen von Jüngeren übergeben muß. Offen gestanden habe ich gehofft, dich von einer sehr unklugen Entscheidung abbringen zu können. Du hast sie von deinen eigenen Überlegungen abhängig gemacht, indem du mir zuvorgekommen bist und verhindert hast, daß ich Jordan Warrick diskreditiere. In dieser Sache bitte ich dich weder um etwas, noch appelliere ich an dich. Ich bin daran gewöhnt, der Bösewicht der Familie zu sein. Ich habe nichts dagegen, mich auch in dieser Rolle zu verabschieden. Wenn du bereit wärst, die Sache mit Jordan Warrick fallenzulassen, könnte ich mir vorstellen, daß du aus einem Beweis für seine Aktivitäten in beträchtlichem Maße Kapital für deinen Ümgang mit Justin Warrick schlagen könntest. Ich bin sicher, du verstehst mich. Wenn du dich zu dieser Vorgehensweise entschließen solltest, genügt ein Anruf bei mir.
    Du begreifst jetzt sicher, weshalb ich alle Vorkehrungen getroffen habe, damit dieses Band nicht ins Archiv kommt. Es ist potentiell tödlich für uns. Trotz meiner Reputation. Deine eigene Sicherheit steht auf dem Spiel, und wenn du von deinem berühmten scharfen Verstand Gebrauch machst, wirst du alles andere dahinter zurückstellen.
    Vor allem rate ich dir, keinem Menschen Macht zu geben, den du schützen willst. Nach einem hundertdreiunddreißigjährigen Leben, Liebling, ist das die höchste Einsicht, die ich dir mitgeben kann.
    Ich werde dich auf dem laufenden halten. Abban wird möglicherweise viele solcher Flüge hinter sich bringen müssen. Ich vertraue den konventionellen Kommunikationsmitteln nicht. Vertraue du ihnen auch nicht.
    Verstehe, diese Mitteilung ist erster Linie als eine Sturmwarnung. Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Ich habe  deinetwegen meine wenigen Laster aufgegeben, um dir Zeit zu sparen. Denke über mein Angebot nach. Such dir deinen Platz sorgfältig aus, und überleg dir genau, wen du ins Vertrauen ziehst. Gerechtigkeit, Schuld oder Unschuld sind bedeutungslos. Motive und Möglichkeiten sind die Dinge, auf die du achten mußt. Alles andere ist ohne Wert.
    Ende.«
    Sie saß lange Zeit still da.
    »Ausschalten«, sagte sie schließlich.
    Und stand auf, um in ihr Schlafzimmer zurückzugehen.
    Florian wachte auf, als sie eintrat. Vielleicht hatte er auch gar nicht geschlafen.
    Sie kroch unter die Decke. Und starrte in die Dunkelheit.
    »Gibt's Ärger, Sera?«
    »Es war nur Giraud«, sagte sie, rollte herum und legte den Arm um ihn, barg den Kopf an seiner Schulter und unterdrückte ihren Zorn, bekämpfte ihn mit allem, was sie hatte. »Mein Gott, Florian. Mach etwas, ja?«

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