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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Verdauungsstörungen gequält. Unaufhörlich rasten Stewardessen mit zollfreien Kinkerlitzchen durch, wobei sie jedesmal den Blick abwandten, wenn sie an plärrenden Säuglingen und genervten Müttern vorbeikamen. Über den Lautsprecher kamen weitere Namen immer noch unsichtbarer Städte. Die Kabine wurde verdunkelt. Auf blassen Bildschirmen posierten die verschwommenen Geister winziger, unkenntlicher Schauspieler, deren schrille Stimmen einem aus Kunststoffröhren ins innere Ohr drangen. Wir verfolgten im Wettlauf mit der Sonne einen niemals endenden Tag. Vom rotglühenden Brandeisen der Sonne gemartert, geblendet von den weißen Wolken, ließen nun auch die standhaftesten Reisenden den Kopf hängen und suchten in unruhigem Schlummer ihr Elend zu vergessen.
»Hier spricht der Kapitän …«
Wir landeten in Los Angeles. Jetzt kam noch das Schlimmste, die Zoll- und Passkontrolle durch die Einwanderungsbehörden der Vereinigten Staaten von Amerika. Über eine Stunde lang stand ich in der Schlange und stieß mein Gepäck mit dem Fuß zentimeterweise vorwärts. Aber endlich ließ man mich widerwillig einreisen in die USA.
»Hallo! Mr. Samson? Hatten Sie einen angenehmen Flug?« Einen Kaugummi im Mund, sonnengebräunt, dreißig Jahre alt schätzungsweise, geduldige Augen, Latexhosen, einen halbaufgegessenen Hamburger und eine halbgelesene Taschenbuchausgabe von »Krieg und Frieden«: alles, was man braucht, wenn man jemanden von LAX abholen will. Wir gingen durch das Gedränge vor dem Ankunftsgebäude und in das Gewühl von Privatwagen, Taxis und Autobussen, auf die man in dieser weitläufigen Stadt ohne Stadtbahn angewiesen ist.
»Buddy Breukink«, stellte der Mann sich vor. Er schnippte einen Finger in Richtung des verbeulten Metallkoffers, den ich mir vom Gepäckkarussell an Land gezogen hatte. »Haben Sie weiter kein Gepäck?« Wenn ich das noch oft hören muss, dachte ich, fange ich noch an, mich unterprivilegiert zu fühlen.
»Allerdings«, sagte ich. Er nahm meine Reisetasche und den Blechkoffer. Ich wusste nicht, ob ich ihm die Sachen nicht höflich wieder aus der Hand reißen sollte. Es war unmöglich, zu entscheiden, ob er einfach ein Fahrer war, den man geschickt hatte, mich abzuholen, oder eine Führungskraft, die meine Rechnungen bezahlen und mir Befehle geben würde. Die US von A sind so. Er marschierte los, und ich folgte ihm. Er hatte sich nicht den vorgeschriebenen Formalitäten unterzogen, aber ich bestand auch nicht darauf. Er sah nicht aus wie der Typ, der regelmäßig die Vorschriften studiert.
»Hungrig? Wir müssen ungefähr eine Stunde weit fahren.« Er hatte ein verschmitztes Lächeln, mit dem er aussah, als wisse er etwas, das die übrige Welt nicht wusste. Es war bestimmt nicht persönlich gemeint.
»Ich werde es überleben«, versprach ich. Mein Blutzucker war noch nicht so niedrig, dass ich einen Flughafen-Hamburger gewollt hätte.
»Der Buggy ist auf der anderen Straßenseite.«
Er war ein Cafeteria-Cowboy: ein hochgewachsener schlanker Typ mit einer Unmenge guter großer Zähne, engsitzenden braunen Hosen und kurzärmeligem weißem Hemd sowie einem großen braunen Stetson mit einem Hutband aus bunten Federn. Passend zu diesem Kostüm war der Wagen, in den Buddy Breukink kletterte, ein Jeep, ein fabrikneuer Wrangler mit Stoffdach, ausgerüstet mit Telefon, einem Kennzeichen mit seinen Initialen – BB GUN – und Überrollbügel.
Er warf mein Gepäck und Tolstoi auf den Rücksitz, ehe er sehr sorgfältig den Stetson in einer Hutschachtel dort verstaute. Dann stieg er ein und drückte eine Menge Knöpfe, ein codiertes Signal, mit dem er sein Autotelefon wieder benutzbar machte. »Man muss aufpassen, dass von diesen Parkwächtern keiner stundenlange Ferngespräche mit seinen Leuten in Bogota führt«, sagte er in einem Ton, als fände er es in Ordnung, wenn einer auf seine Kosten mal kurz in Mexico City anrief. Er lächelte vor sich hin und fegte ein halbes Dutzend Tonbandkassetten vom Beifahrersitz in eine Schachtel. Als er den Zündschlüssel drehte, begann der Rekorder »Pavarotti’s Greatest Hits« zu spielen, oder genauer gesagt »Funiculi, Funicula«, aber fortissimo, so dass man um seine Trommelfelle fürchten musste. »Das ist irgendwie klassisch«, erklärte Buddy fast entschuldigend.
Ungeduldig ließ er den Motor aufheulen. »Also los!« schrie er noch lauter als Pavarotti; und ehe ich noch meinen Gurt angelegt hatte, qualmten die Reifen versengt, und wir waren aus dem Parkplatz

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