Gelassenheit lernen
Annahmen relativieren, werden wir fähig, schwierige Situationen wesentlich gelassener anzugehen. Denn wir erkennen dadurch schnell, dass wir uns auch anders als gewohnt verhalten bzw. an ein Problem herangehen können. Wenn wir Situationen als weniger belastend wahrnehmen, werden wir weniger heftig darauf reagieren. So können wir aktiv etwas verändern und bestimmte Probleme lösen sich oder entstehen erst gar nicht.
Vorurteile reduzieren
Vorurteile gibt es en masse. Ein paar wunderbare Klassiker sind uns allen wohlbekannt:
Frauen stehen mit Technik auf Kriegsfuß.
Männer können nicht zuhören.
Deutsche lieben Gründlichkeit.
Blondinen sind keine Einsteins.
Auf einige Personen werden die genannten Annahmen sicherlich zutreffen. Aber eben nicht auf alle. Wir alle kennen Menschen, die Vorurteile haben. Bei uns selbst ist das anders. Wir sind offen, wurden liberal erzogen, sind vorurteilsfrei. Oder ist das etwa auch ein Vorurteil?
Der irische Literat George Bernard Shaw sagte zu diesem Thema: „Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie passten auch heute noch.“
Urteilen ohne Kenntnis des Hintergrunds
Ein Vorurteil ist ein vorab wertendes Urteil ohne Würdigung aller relevanten Eigenschaften, eines Sachverhalts oder einer Person. In anderen Definitionen werden Vorurteile als falsche oder nicht auf Tatsachen beruhende Meinungen oder Einstellungen beschrieben. Vorurteile beziehen sich in der Regel auf andere Menschen und schreiben diesen meist negative Eigenschaften zu. Vorurteile lassen sich, selbst nach Erfahrungen die ihnen widersprechen, oft nur sehr schwer korrigieren.
Beispiel
„Sie sind sehr nett.“ Ist das ein freundlicher Satz? Wenn wir ihn vorurteilsfrei hören: ja. Wenn er Ihnen ohne schräge Zwischentöne gesagt wird, ist es ein freundliches Kompliment. Wir können es so stehen lassen und uns darüber freuen.
Wenn nun Vorurteile über den Sprecher ins Spiel kommen, dann schaffen wir es, diesem Satz in Sekundenschnelle eine ganz andere Bedeutung zu geben. Obwohl unsere Ohren die identische Botschaft ans Gehirn senden: Es gelingt dann, eine Bosheit oder Kränkung wahrzunehmen. Nämlich dann, wenn wir das (Vor-)Urteil haben, dass es der Sprecher nicht gut mit uns meint, dass er diese Aussage nur trifft, um sich egoistisch Vorteile zu erschleichen, um uns eventuell auszunutzen. Vielleicht unterstellen wir ihm auch eine verschleierte Unverschämtheit: „Er meint damit garantiert genau das Gegenteil!“
Ein Mensch, den wir unkritisch in eine Schublade gesteckt haben, kommt da so schnell nicht wieder heraus. Ebenso wie wir, wenn wir vorschnell als typisch blond, unsportlich, spießig oder dumm bewertet wurden.
Vorurteile geben Orientierung
Ist ein Leben ohne Vorurteile möglich? Kann ein Mensch überhaupt die ungefilterte Realität als solche wahrnehmen? Kann er wahrnehmen, ohne zu interpretieren, objektiv und vorurteilsfrei? Gelassen können wir feststellen: Es gibt keinen Menschen, der überhaupt keine Vorurteile hat. Wir haben bereits als Kinder die Tendenz, das, was wir erleben und was uns begegnet, zu kategorisieren: in Gut und Böse, in Richtig und Falsch. Damit geben wir unserem Weltbild die Struktur, die wir zur Orientierung im Leben brauchen. Vorurteile und Schubladendenken gehören also offenbar zum Leben und helfen, sich schneller zurechtzufinden. Das sollte uns jedoch nicht davon abhalten, ab und zu nachzudenken, ob diese Einteilung eigentlich stimmt. Damit machen wir es nicht nur unseren Mitmenschen leichter, sondern es hat auch einenpositiven Effekt auf unsere Gelassenheit, wenn wir nicht kategorisch behaupten: Der andere ist unfähig, falsch oder bösartig.
Weniger Vorurteile – mehr Gelassenheit
Wenn es uns gelingt, achtsamer und dadurch vorurteilsfreier zu agieren, werden wir gelassener. Denn:
Wir bleiben so lange ruhig, bis wir Gewissheit über eine Situation haben, urteilen und reagieren erst dann auf die tatsächlichen Fakten.
Wir gehen nicht gleich vom Negativen aus, sondern räumen auch den positiven 50 Prozent eine Chance ein.
Wir warten erst einmal ab, wie sich bestimmte Angelegenheiten entwickeln. Manches löst sich sogar ohne unsere Vorab-Aufregung.
Lassen wir Unbekanntes gelassen auf uns zukommen, ohne uns gedanklich vorab schon in Stress zu versetzen. Es könnte sich nämlich herausstellen, dass die ganze Aufregung
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