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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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dass ein beinahe industrieller Abbau und Handel entstand, was wiederum in hohem Maß einen Rückgriff auf Silbergeld notwendig machte, zumal im Allgemeinen die Ausbeutung der Steinbrüche ein weitaus größerer Anreiz als die Ausbeutung der Wälder dafür war, sich der Geldwirtschaft zu bedienen. 13 Als die französische Archäologie des Mittelalters nach polnischem Vorbild auch auf ländliche Gebiete ausgriff, fanden Ausgrabungen in Burgund, insbesondere im Dorf Dracy (Departement Côte-d’Or) statt. Sie brachten, wie der französische Ausgrabungsleiter Jean-Marie Pesez hervorhebt, überraschenderweise zutage, dass die Behausungen der Bauern nicht aus Holz, sondern aus Stein errichtet waren. 14
    Wir müssen konstatieren, dass die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert zweifellos den Höhepunkt und alsbald einsetzenden Niedergang der Rolle der Klosterorden für den Geldumlauf markierte. Einige Klöster, insbesondere die der Cluniazenser, zählten zu den größten Akteuren im Geldleihgeschäft und liehen Laien Geld, die in Schulden geraten waren. Aber dann nahm die Geldnachfrage derart zu, dass die Klöster aus dem Rennen geworfen wurden.
    Angesichts des steigenden Geldbedarfs fehlte es der Christenheit jedoch bald an eigenen Quellen für Edelmetalle, trotz der Erschließung neuer Erzminen und der Ausbreitung hochwertiger Silbermünzen und sogar byzantinischer und islamischer Goldmünzen in den Norden und Osten des christlichen Kulturraums. Das ist die Ursache dafür, dass sich im 12. Jahrhundert das Wachstum der Geldwirtschaft in Grenzen hielt, zumal es für den Historiker nach wie vor unmöglich ist, über die Bedeutung von Geld zu jener Zeit genaue Auskunft zu geben. Der mangelnde Austausch zwischen Ökonomen und Numismatikern und die Missverständlichkeit der wenigen schriftlichen Quellen, die meistens nicht erkennen lassen, ob tatsächlich im Zahlungsverkehr verwendete Münzen oder aber Buchgelder auf Konten gemeint sind, lassen diese Periode der Geldgeschichte größtenteils als weißen Fleck erscheinen. Das ändert sich mit dem 13. Jahrhundert. Dass von diesem Zeitpunkt an die Untersuchungen präziser und umfassender werden können, hängt sicherlich mit der verbesserten Quellenlage, vor allem aber mit dem realen Fortschritt der Geldwirtschaft nach den großen Umwälzungen in der lateinischen Christenheit zwischen 1150 und 1250 zusammen.

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Das große 13. Jahrhundert des Geldes
    M it dem großen 13. Jahrhundert meine ich auch ein langes. Ich schließe mich darin dem britischen Historiker Peter Spufford an, der 1988 ein Buch mit dem Titel Money and its Use in Medieval Europe veröffentlichte, das inzwischen zum Klassiker geworden ist. Im Rückgriff auf Fernand Braudel, der von einem langen 16. Jahrhundert sprach, widmet er den zentralen Teil seines Werks der von ihm sogenannten kommerziellen Revolution des 13. Jahrhunderts und präzisiert, dass dieses von den 1160er Jahren bis in die 1330er Jahre dauerte. Um dieses lange Jahrhundert wird es auch hier gehen, das im Anschluss an die im 12. Jahrhundert in Gang gekommene monetäre Bewegung und im Vorfeld der Probleme und Konflikte, die die Münztätigkeit im 15. Jahrhundert beeinträchtigen sollten, als ein Höhepunkt erscheint.
    Die Kontroverse um das Geld
    Wie kontrovers das Geld beurteilt wurde, zeigte sich besonders deutlich in der hitzigen Debatte um die Zinsleihe, die von der Kirche als »Wucher« bezeichnet wurde. Bald verschärfte sich deren traditionelle Feindseligkeit, bald zeigte sie sich eher nachsichtig. Das 13. Jahrhundert war allerdings jene Epoche, in der das Thema Geld in Kirchenkreisen Anlass zu den heftigsten theoretischen Auseinandersetzungen gab. Die thematische Präsenz des Geldes in der Glaubenslehre und in den Predigten ging hauptsächlich zurück auf a) die Entstehung und Entwicklung religiöser Orden, die nicht auf dem Lande, sondern in der Stadt ansässig waren, nämlich der Bettelorden mit den Dominikanern und Franziskanern als deren wichtigsten Vertretern, b) auf eine Weiterentwicklung der Predigt in den Städten, die nicht mehr in Latein, sondern in den Volkssprachen gehalten wurde und damit eine breite Masse von Gläubigen erreichte, und c) auf den Unterricht an den Universitäten, der, da nun der gesamte Komplex der alle Gläubigen auf Erden konkret betreffenden Probleme behandelt wurde, zur Abfassung von Synthesen führte, den Summae oder Summen, in denen das Thema Geld einen eigenen Platz hatte. Die Gründung der Universitäten hing mit

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