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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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(796–799) aufkam, sei hier genannt, weil ihm eine glorreiche Zukunft beschieden war: der Penny.
    In Gallien setzten die Nachfolger Chlodwigs ihren Namen zunächst auf Kupfermünzen, die dort weiterhin ausgegeben wurden. Dann ließ einer von ihnen Silbermünzen unter seinem Namen schlagen: Theuderich I., von 511 bis 534 König von Austrasien. Das eigentliche königliche Münzmonopol war jedoch mit der Goldmünzenprägung verknüpft. Als erster fränkischer König war Theuderichs Sohn Theudebert I. (534–548) so kühn – um es in Marc Blochs Worten zu sagen –, dies in Anspruch zu nehmen. Doch in Gallien wie in den anderen Königtümern verschwand das königliche Monopol bald wieder. Ab Ende des 6. Jahrhunderts und allgemein zu Beginn des 7. Jahrhunderts erschien auf den Münzen nicht mehr der Name des Königs, sondern des Münzers, also des autorisierten Herstellers von Münzgeld. Diese nahmen an Zahl stetig zu; es waren Hofbeamte, Kirchen, Bischöfe, Besitzer großer Ländereien oder in Städten Goldschmiede. Es gab sogar umherziehende Münzer. Allein für Gallien schätzt man die Zahl der Münzer, die Tremisses prägten, auf über 1400. Wie im Römischen Reich wurden drei Metallsorten für die Münzprägung verwendet: Bronze oder Kupfer, Silber sowie Gold. Allerdings weisen die Chronologie und die Kartographie der Prägetätigkeit nach Metallarten große Lücken auf, weshalb wir das im Einzelnen, wie Marc Bloch betont hat, nur schwer nachvollziehen können. Mit Ausnahme von England, wo hauptsächlich Kupfer- und Bronzemünzen in Umlauf waren, wurde von Gold zunächst reger Gebrauch gemacht, bevor ein deutlicher Rückgang einsetzte. Im Übrigen diente Gold, oder genauer: der Solidus weiträumig als Rechnungswährung – außer bei den Saliern. Und schließlich fand Marc Bloch zufolge eine Silbermünze, die schon im Römischen Reich geprägt worden war, im »barbarischen« Frühmittelalter verbreitete Verwendung als Rechnungsmünze; auch sie sollte eine große Zukunft haben: Es war der Denar.

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Die Entfaltung der Geldwirtschaft an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert
    D er Wandel der Vorstellungen über den Geldgebrauch, der diese für die mittelalterlichen Gesellschaften in vielerlei Hinsicht entscheidende Periode prägte, vollzog sich im Zusammenhang mit mehreren einschneidenden Ereignissen. Die wichtigsten waren: das Sesshaftwerden des Kaufmanns, der bis dahin umherreiste; der Aufschwung der Städte (sie waren wichtige Geldproduzenten und -konsumenten); die Wiedereinführung von Goldgeld; die Entwicklung des Profits und erste Ansätze, ihn in einem gewissen Rahmen und unter bestimmten Bedingungen zu rechtfertigen; der allmähliche Übergang von einer kategorischen Verdammung des Wuchers und der Wucherer zu größerer Nachsicht gegenüber Gewinn und Zins sowie gegenüber denen, die damit reich wurden; die zunehmende Verbreitung von Münzgeld in Folge eines Erstarkens der Herrschaftsräume, vor allem der Königtümer, und ihrer Verwaltungsorgane und dessen Steuerung; die Propagierung eines neuen Arbeitsideals und die Ausbildung von universitärer Lehre und Rechtspraxis. Paradox erscheint, dass die steigende Anzahl der Reichen und die zunehmende Tolerierung der Anhäufung und Nutzung von Geld mit einer Heiligung der Armut, einem sprunghaften Anstieg der Wohltätigkeit für die Armen und einer Verknüpfung des Bildes vom Armen mit dem Bild Jesu Christi einherging. Man kann feststellen, dass das frühe 13. Jahrhundert sowohl die Zeit der Heiligsprechung des reichen Kaufmanns Homobonus von Cremona (1204, genau genommen trotz seines Reichtums) als auch der Verklärung der Armut durch Franz von Assisi gewesen ist.
    Die Entwicklung des Handels
    Die Entwicklung des Fernhandels, zu der die Kreuzzüge als für die Christenheit wenig einträgliche militärische Unternehmungen nur wenig beitrugen, wurde über die lokalen oder regionalen Handelsplätze hinaus vor allem in der Einrichtung großer Messen mit ihren als international zu bezeichnenden Aktivitäten sichtbar. Am be kanntesten und im 12. und 13. Jahrhundert zweifellos auch am wichtigsten waren die Messen der Champagne. Sie wurden über das ganze Jahr hinweg in wechselnden Städten abgehalten: im Januar und Februar in Lagny-sur-Marne, im März und April in Bar-sur-Aube, im Mai und Juni – mit dem Höhepunkt der Maimesse – in Provins, im Juli und August die Sankt-Johannes-Messe in Troyes, von September bis Allerheiligen die Sankt-Aigulf-Messe wiederum in Provins

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