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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Erfahrung in der Arbeit mit Kindern, und wie Sie sehen, habe ich für ausgesuchte Familien in verschiedenen Countys in der Gegend um London gearbeitet. Vor allem Lady Byers war hingerissen von den Ergebnissen, die meine Erziehung gezeitigt hat. Ihre Tochter war ein ziemlicher Wildfang, als ich ins Haus kam. Als ich das Haus verließ, hat die Kleine mir nachgetrauert.«
    Er überflog die Schriftstücke. Sie stammten von soliden Familien, zumeist aus dem Süden. Alle bestätigten, dass Miss Lockhart außergewöhnlich befähigt war, Kinder zu unterrichten. Was ihn aber nicht interessierte. Ihn interessierte einzig, dass Miss Lockhart seine Bedingungen erfüllte.
    »Ich nehme an, Miss Setterington hat Sie über mein Ansinnen unterrichtet.«
    »Ja.« Miss Lockhart platzlerte die Tasche neben sich auf dem Boden. »Ich soll Ihnen ein Waisenkind besorgen und es zu Ihrem Gefährten erziehen.«
    Hm. Wenn man es so formulierte, hörte es sich gar nicht mehr so furchtbar an.
    »Damit Sie Ihre Wette, oder was immer es ist, gewinnen.« Sie sah sich in seiner fürstlich ausgestatteten Bibliothek um. »Und Ihren Reichtum weiter mehren.«
    Das hörte sich nun aber furchtbar an. Aufgebracht über den impliziten Tadel, stand er auf.
    Doch sie hob die Hand. »Sparen Sie sich Ihre Entrüstung, Mylord. Im Gegensatz zu manch anderer Frau meiner Kreise verstehe ich durchaus, wenn ein gut aussehender junger Aristokrat Gefallen am Erwerb von Besitztümern findet, wie es sonst nur weißhaarige alte Kaufleute tun. Genau genommen würde ich einen solchen Charakterzug als Teil des ehrwürdigen, englischen Lebensstils bezeichnen.« Sie lächelte die blässliche Imitation eines Lachens. »Sogar Damen streben bisweilen nach ihrem Anteil am Gewinn. Und offen gesagt, bin ich aus eben diesem Grunde hier.«
    Er stand immer noch da und starrte die schikanöse Frau an. Die verfluchte Miss Setterington hatte ihm sein Vorhaben reeller erscheinen lassen – trotz all ihrer Vorbehalte – als diese alte Jungfer mit ihrer Zustimmung.
    »Ich versichere Ihnen, ich werde das Kind vor jeglichem Schaden bewahren«, sagte Miss Lockhart.
    »Das Kind?« Was schwatzte sie denn von dem Kind?
    »Ja. Ich nahm an, Ihr Schweigen sei auf Ihre Sorge um das Kind zurückzuführen. Sie wirken genau genommen ziemlich missgestimmt, was das Schicksal Ihres kleinen Lieblings angeht.« Miss Lockhart blinzelte hinter dunklen Augengläsern.
    Blinzelte sie oder hatte sie ihm zugezwinkert?
    Ihre Geste erinnerte ihn wieder an sein Vorhaben. Er hob den Kandelaber vom Schreibtisch, kam um den Tisch herum und leuchtete ihr voll ins Gesicht.
    Sie blickte zu Boden, die schmalen Nasenflügel vor Hochmut zusammengezogen oder vor Schreck. Denn Miss Lockhart war nicht so alt, wie er anfangs angenommen hatte. Nicht dass höheres Alter ihn vor unliebsamen Annäherungsversuchen geschützt hätte, doch sein anfänglicher Glaube an ihr strenges Gouvernantenwesen schwand. Er schien es schlicht mit einer reizlosen Frau zu tun zu haben, die fest auf ihrem Sockel stand. Die möglicherweise aber aus Verzweiflung von diesem Sockel heruntersteigen und sich dem nächstbesten Mann an den Hals werfen würde.
    An seinen Hals, um genau zu sein.
    Ein einfacher Test würde ihm zeigen, ob er falsch lag … oder, sehr zu seinem Unwillen, richtig. Also machte er sich eiskalt daran, seinen Seelenfrieden sicherzustellen. Er baute sich vor ihr auf, stellte jene männliche Selbstsicherheit zur Schau, die die Frauen so überaus anziehend fanden und wartete darauf, dass sie zu ihm aufblickte.
    Was sie schließlich auch tat. Doch falls sie beeindruckt war, ließ sie es sich nicht anmerken. »Darf ich Sie bitten, den Kandelaber wegzustellen, Mylord? Er leuchtet sehr hell, und außerdem fürchte ich, Sie könnten Wachs auf mein zweitbestes Kleid tropfen.«
    »Ihr zweitbestes Kleid? Und so bezaubernd«, log er aalglatt. »Ich hätte es für Ihr bestes Kleid gehalten.«
    Sie schaute ihn an, als sei er ein Kandidat fürs Irrenhaus und schob ihren Rock unter den flackernden Kerzen weg. »Mein bestes Kleid, Mylord, trage ich wie jede gottesfürchtige Frau sonntags zum Kirchgang.«
    Wieder ein Tadel, und diesmal richtete er sich gegen seinen ausschweifenden Lebenswandel. »Dann ist es wohl die Trägerin, die das Kleid so unvergleichlich schön erscheinen lässt.«
    Sie ignorierte seine geschmeidige Gestalt, griff in die Reisetasche zu ihren Füßen und holte ein Wollknäuel heraus und den Anfang von einem schwarzen, gestrickten …

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