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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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geklärt.«
    »Nur die gröbsten Einzelheiten. Aber ich stehle Ihnen ungern Ihre Zeit.«
    »Gut.« Er musste zu den Zahlen auf seinem Schreibbogen zurück. Die Zahlen sahen gut aus, verdammt gut, und Queen Victoria war eine Närrin, an ihm zu zweifeln. »Sagen Sie der Haushälterin, dass sie Sie in dem Schlafgemach neben dem Schulzimmer unterbringen soll. Falls es Ihnen nicht zusagt, verändern Sie es nach Ihren Wünschen. Ich sage der Frau, dass Ihre Wünsche allem anderen vorgehen.«
    Die Gouvernante blieb kurz vor der Tür stehen. »Der … Frau?«
    »Der Haushälterin.« Er versuchte sich an den Namen zu erinnern. »Bertha oder Betty oder so.«
    Miss Lockhart rührte sich nicht vom Fleck. »Sie ist also neu in Ihrem Haus?«
    »Relativ neu. Sieben Jahre. Oder zehn. Ich weiß nicht.« Was wollte diese verfluchte Gouvernante eigentlich? Warum ging sie nicht?
    Sie setzte zu sprechen an. Dieses Blitzen in ihren Augen war Kerrich schon vertraut. Er hatte sie irgendwie verstimmt. Sie würde ihm einen Tadel erteilen. Und er würde ihr einen Dämpfer verpassen. Damit diese Frau wusste, wo ihr Platz war.
    Aber ein Klopfen an der Tür ersparte ihr die längst überfällige Rüge.
    »Herein«, rief er ungeduldig.
    Moulton – der Butler, der so viel mehr war, als ein Butler kam herein und kündigte einen Besucher an: »Mylord, Mr. Lewis Athersmith.«
    Sein Cousin war der Aufforderung also endlich nachgekommen.
    Kerrich und Moulton wechselten einen zufriedenen Blick; jetzt konnte ihr gemeinsamer Plan anlaufen.
    »Ich bin schon fort«, sagte Miss Lockhart im schnippischen Tonfall der Lehrerin.
    »Ja.« Der Anblick der bleichgesichtigen, die Lippen spitzenden, purpurgewandeten Gouvernante erinnerte ihn nur noch mehr an die Schwindel erregende Pechsträhne, die er gerade durchmachte. Er verstand einfach nicht, wie es dazu gekommen war. Vor gerade mal einem Monat war alles noch gewesen, wie es sein sollte. Er hatte seinen Titel, sein Vermögen, seine Einkünfte, sein gutes Aussehen, seine Gesundheit, eine ehrbare Familie, eine Mätresse für sein Bett, Debütantinnen zum Flirten, den Respekt und die Gunst der höheren Gesellschaft, die Furcht seiner Feinde … Die Welt war in Ordnung gewesen.
    Dann hatte sein Lieblingspferd plötzlich zu lahmen begonilen, die Zofe aus dem oberen Stockwerk hatte splitternackt in seinem Schlafzimmer gestanden, seine Mätresse hatte daran Anstoß genommen und war auf und davon. Schließlich diese katastrophale Unterredung mit Queen Victoria. Er war nach Norfolk aufgebrochen und hatte sich ausgemalt, wie er auf seinem schönen, friedlichen Landgut einen Plan ersinnen würde, um die Königin und ihren wichtigtuerischen Gemahl zu besänftigen.
    Nur um am Ende vor einem Gewitter Schutz zu suchen und in einer verlassenen Hütte auf diesen infernalischen Apparat zu stoßen.
    Zu Anfang hatte er nicht einmal gewusst, was der Apparat vorstellen sollte. Ausgerechnet er, als Bankier! Aber dann hatte er nicht nur begriffen, worum es sich handelte, sondern auch, in welcher Gefahr er war. Mein Gott, was, wenn die Schurken ihn hier überraschten? Er hatte fluchtartig die Hütte verlassen, auf seinem Landsitz Weisung erteilt, dass ein jeder sich von dem Gebiet fern halten sollte und war mit höchstem Tempo zum Bahnhof geritten. In London war er sofort zu den zuständigen Behörden gegangen, hatte das Verbrechen gemeldet und ihr Einschreiten gefordert. Was nicht so einfach war, wie er hatte feststellen müssen.
    Und an allem war Lewis schuld.
    Er und Miss Lockhart trafen in der Eingangshalle auf seinen Cousin.
    »Ein neuer Butler, Kerrich?« Lewis schaute Moulton hinterher, wie er sich entfernte. »Ich hätte nicht gedacht, dass du den alten McCutcheon jemals aufs Altentell schickst.«
    »Er ist zurzeit auf Besuch bei seiner Tochter«, log Kerrich. Lewis bemerkte Miss Lockhart und verbeugte sich, dass ihm das blonde Haar nur so in die gerunzelte Stirn fiel. »Verzeihen Sie, Madam, ich hatte Sie nicht bemerkt.«
    Miss Lockhart knickste, und Kerrich nahm verbittert zur Kenntnis, dass Lewis ihr mutmaßlich zusagte. Kerrich und Lewis waren gleich alt, doch während sich Kerrich, ohne eitel zu sein, als gut aussehend jeder, der Lewis ansah, ihn für einen guten Menschen halten. Für einen Kirchenmann vielleicht oder einen Professor. In der Familie Mathewes stand Lewis für Ehrbarkeit, Tatkraft und Wahrhaftigkeit.
    Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet diese Attribute einen solchen Niedergang zeitigen würden?
    »Mylord,

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