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Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
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es weh und gab ihr allen Grund, wütend zu sein.
    Ob Wut auch seine stärkste Emotion war, fiel schwer zu entscheiden. Auf jeden Fall mischte sich sein Zorn mit einer gehörigen Portion Schmerz, der seine Züge verzerrte. Und daran war sie schuld, also schluckte sie ihren Zorn und die Angst, die noch ein wenig stärker war. Sie schrie nicht, schlug nicht nach ihm oder wendete einen der Griffe an, die sie im Selbstverteidigungskurs gelernt hatte. Stattdessen schaltete sie zurück in den Ersthelfermodus, konzentrierte sich auf sein Verhalten und seinen körperlichen Zustand, um Schlüsse für ihr weiteres Vorgehen zu ziehen. Wenn er ihr ein solches erlaubte, wonach es im Augenblick nicht aussah.
    „Ich. Sagte. Kein. Krankenwagen.“
    Seine zu Schlitzen verengten Augen glänzten pechschwarz. Seine Finger waren eiskalt. Beides keine guten Zeichen. Es ging ihm schlecht und er wehrte sich gegen diese Einsicht.
    „Bitte …“ Sie drängte die Kleinmädchenstimme mühsam zurück. „Lassen Sie mich los“, bat sie ruhig, statt ihm ein unprofessionelles
Pfoten weg
ins Gesicht zu schleudern.
    Er hatte Verletzungen davongetragen und es bereitete ihr Sorge, dass er das ignorierte. Ein Kollaps kündigte sich in seinen Augen an. Seine Iriden waren nicht schwarz, wie die Angst es ihr eben noch vorgegaukelt hatte. Sie waren beinah nicht mehr sichtbar, so erweitert waren seine Pupillen. Seine Handfläche an ihrem Handgelenk wurde feucht und der Griff lockerte sich von einer Sekunde auf die andere. Ihr Instinkt schrie, seine Hand abzuschütteln und zum Wagen zu rennen. Doch Instinkthandlungen widersprachen ihrer medizinischen Ausbildung. Ihre Patienten mochten Tote sein, aber das entband sie nicht des Eides, Leben zu erhalten.
    Behutsam fing Morrighan seinen zusammensackenden Oberkörper ab. Dummerweise unterschätzte sie sein Gewicht und knallte mit ihm auf den Asphalt. Immerhin verhinderte sie, dass sein Kopf auf dieselbe unsanfte Art wie der Rest seines Körpers Bekanntschaft mit der Straße machte. Blut sickerte durch ihre unter seinem Kopf eingeklemmten Finger. Sie lag bäuchlings neben dem Kerl, der eben noch versucht hatte, ihr das Handgelenk zu zerquetschen oder Schlimmeres mit ihr anzustellen.
    Blödsinn, das war der Unfallschock. Solange sie daran festhielt, gelang es ihr, das Opfer in ihm zu sehen, das er durch ihr Verschulden war.
    Sie kämpfte sich auf die Knie und zog vorsichtig die Hände unter seinem Kopf hervor. Der ängstliche Teil in ihr reagierte erleichtert über seine Bewusstlosigkeit, der rational denkende aufs Äußerste beunruhigt. Dauerte seine Bewusstlosigkeit an, war eine Hirnverletzung so gut wie sicher. Eigentlich war es das auch ohne Bewusstseinsverlust. Ein menschlicher Schädel bot einer Windschutzscheibe kaum mehr Widerstand als eine reife Melone.
    „Jetzt schür keine Panik“, sprach sie sich Mut zu, „übereilte Diagnosen helfen niemandem … Sir?“ Vielleicht half der Klang ihrer Stimme. Sie nahm sogar seine Wut in Kauf, solange sie ihn zurückbrachte.
    Keine Reaktion. Sie bewegte tastend die Fingerspitzen über seinen Schädel, suchte nach dem verräterischen Reiben gebrochener Knochen. Morrighan unterdrückte ein Schluchzen. Sie durfte sich nicht in ein heulendes Elend verwandeln, sie war Ärztin. Okay, Pathologin, aber sie verstand einiges von Schädeluntersuchungen, sie waren ihr tägliches Brot bei der Suche nach Todesursachen. Schloss sie einen durch stumpfes Trauma bedingten Schädelbruch aus, hatte die Diagnose Hand und Fuß.
    „Wo hast du dich verletzt?“ Ihr analytischer Verstand arbeitete weiter an der Ursachenforschung. Dazu gehörte in ihrem Fall auch, Selbstgespräche zu führen. Die Toten störten sich nicht daran und auch ihr lebender Patient bekäme nichts davon mit.
    Kopfverletzungen sind generell mit einer Menge Blut verbunden, es sagte nichts über die Schwere der Verletzung. Sie tastete den vorderen Bereich seines Schädels ab. Stirnbein, Scheitelbein, Schläfenbein, alles unversehrt. Da war jede Menge Blut in seinem Gesicht, aber die fragilen Knochen hatten den Unfall heil überstanden.
    „Du hast großes Glück gehabt.“ Sie strich das Haar aus seiner Stirn, um sich den Ansatz genauer ansehen. „Da haben wir den Übeltäter.“ Die Platzwunde war nicht tief genug, um all das Blut zu erklären, aber sie musste sich mit dieser einen zufriedengeben. Mehr fanden weder ihre Fingerspitzen noch ihre Augen.
    „Sir, können Sie mich hören?“
    Er musste von der Straße

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