Geliebte des Blitzes
Mahlzeit vollgestopft war. In Gedanken griff sie nach seinem Magenausgang, dem Muskelring, der den Magen vom Dünndarm trennte. Mit einem mentalen Stoß öffnete sie ihn, unverdaute Nahrung strömte hindurch.
Irritiert zuckte Marco zusammen und rieb sich den Bauch. Bald würden ihn schlimme Krämpfe quälen. Aber sie brauchte etwas, das ihn sofort ablenkte – bis die Krämpfe anfingen.
»Wyatt«, japste sie, als sie spürte, wie seine Hand unter ihre Korsage rutschte.
Seine Zunge liebkoste ihren Hals. »Glaubst du, das überzeugt ihn?«
»Keine Ahnung, Darling. Mich jedenfalls schon.«
Sein Lächeln kitzelte ihre Haut. Und bevor sie erneut abgelenkt wurde, schlich ihr Gehirn in Marcos Körper weiter nach unten, fand seine Blase und presste sich dagegen.
Das kalte Entsetzen in seinen Augen, sobald Urin seine Hose verdunkelte, verschaffte ihr eine immense Genugtuung.
Hektisch schaute er sich nach der Toilette um. Beide Hände in seinen Bauch gekrallt, stürmte er nach hinten, zum Schild mit der Aufschrift »Männer«.
»Brillant«, meinte Faith, rückte ein Stück von Wyatt weg, auch wenn ihr Körper protestierte. Dann schenkte sie dem Barkeeper ein schwüles Lächeln. »Wyatt übernimmt meine Rechnung. Tschau!«
Von Wyatts Fluch verfolgt, rannte sie zur Tür hinaus. Sie hatte die drei Häuserblocks bis zu ihrem Hotel schon fast geschafft, als sie einen Verfolger bemerkte.
Sie fuhr herum, schwang eine Faust, erkannte den Mann, doch sie zog ihren Arm zu spät zurück. Schnell wie der Blitz blockierte Wyatt den Schlagarm, dann wurde sie von seinem Körper gegen eine Hausmauer gepresst.
Schlampiger Job – so was durfte ihr nicht passieren. Aber ein kleiner Teil ihres Ichs wünschte sich das, seit sie sein Gesicht im Licht der Straßenlampe erkannt hatte. Sie entspannte sich und bewegte die Hüften, um einen engeren Kontakt mit seinen zu erzielen. Langsam wanderte ihr Blick von seiner breiten Brust nach oben, vorbei an schneeweißen Zähnen, die er lächelnd entblößte. Offenbar war er sich dessen bewusst, wie sie ihn taxierte – jetzt, wo sie allein waren.
Das bestätigten seine Augen. In grünen Tiefen funkelte Belustigung, vermischt mit einem gewissen Argwohn und einem Anflug von wildem Wahnsinn, als hätte er zu viele Horrorfilme gesehen.
Oder solche Szenen erlebt.
»Sag mir, ich soll aufhören, und ich tu’s.«
»Hör auf.«
Grinsend drückte er sie so fest an sich, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn anzuschauen. Ach, du meine Güte … Dass er groß war, hatte sie gewusst. Aber mit eins achtzig war sie selber nicht gerade klein, und er überragte sie um mindestens zehn Zentimeter. Trotz seiner Größe bewegte er sich geschmeidig wie ein Panther. In mächtigen Muskeln strotzten die Energiereserven bei jeder Bewegung, und zogen sich wieder zurück, sobald er sich entspannte.
An Faiths Nerven zerrte ein seltsames Unbehagen. Dieser Mann war gefährlicher, als sie es im Pub vermutet hatte. Vielleicht ein ehemaliger Soldat, womöglich ein Söldner.
Gegen gefährliche Männer hatte sie nichts einzuwenden, denn das war ihr Leben. Aber am Vorabend der riskantesten Mission ihrer Karriere konnte sie zusätzlichen Stress nicht gebrauchen.
»Du hast nicht aufgehört«, ermahnte sie ihn.
»Weil du’s gar nicht willst.«
Nein, wohl kaum. Aus allen Poren seiner glatten, gebräunten Haut quoll Sex, das Versprechen erotischer Genüsse, so greifbar, dass sie es wie ein drängendes Prickeln in ihrem Blut spürte.
»Gleich hier?« Sie strich mit einem Daumen über die harte Wölbung in seinen Jeans, und er schmiegte seine Erektion in ihre Handfläche. »Wo uns jeder sieht, der vorbeifährt?«
Wyatt umfasste ihre Hüften, rieb sie an seinen und presste seinen Penis an ihren Bauch. »Von Exhibitionismus halte ich nichts. Keiner außer mir kriegt meine Frau zu sehen.«
»Aber ich bin nicht deine Frau.«
Behutsam biss er in ihr Ohrläppchen. »Heute Nacht schon.«
Obwohl sie protestieren wollte, würgte sie nur ein einziges Wort hervor, als sie den Mund öffnete.
»Ja.«
Ihre Stimme klang heiser und lüstern. Zu lange war es her, seit sie sich zum letzten Mal eine Nacht voller sinnlicher Freuden gegönnt hatte. Normalerweise war Sex ein Werkzeug, wenn sie ihren Körper anbot oder nur den Anschein erweckte, sie würde sich hingeben. Bei ihrer Arbeit als Spezialagentin für TAG spielte Verführung eine große Rolle. Und am nächsten Morgen musste sie sich wieder um ihren Job kümmern.
Aber
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