Geliebte Fälscherin (German Edition)
Bonbonnières , die sie bemalt hatte, und betrachtete die verzierte Dose. „Du hast eine große Gabe, Claire. Wo hast du malen gelernt?“
„Von meiner Mutter. Aber sie war viel begabter als ich.“ Sie suchte zwischen den Akten auf dem Schreibtisch nach der Mappe, die sie für ihr nächstes Gespräch brauchte. „Mein Vater hat oft gesagt, dass meinem Talent jede Einzigartigkeit fehlt.“ Sobald sie das gesagt hatte, biss sie die Zähne zusammen. Sekunden vergingen. Schließlich blickte sie auf und hoffte, Sutton hätte nichts bemerkt.
Er schaute sie mitfühlend an. „Das hat dein Vater zu dir gesagt?“
„Sutton, es … es tut mir leid. Es war falsch von mir, über Verstorbene schlecht zu sprechen.“
Er stellte die Bonbonnière wieder zu den anderen ins Regal. „Logischerweise kann ich das Talent deiner Mutter nicht beurteilen, Claire, aber wenn ich mir das hier anschaue und nachdem ich die Bilder in deinem Zimmer gesehen habe …“ Er schüttelte den Kopf. „Dein Talent ist alles andere als gewöhnlich. Und, vergib mir, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Vater so etwas zu seiner Tochter sagt.“
Claire schaute wieder auf den Schreibtisch und begann, in den Akten zu blättern, obwohl sie nicht einmal mehr wusste, was sie suchte. Sie wollte nur nicht, dass er ihre Tränen sah. Tränen um einen Vater, der sie nie geliebt hatte. Nicht wirklich. Davon war sie inzwischen überzeugt, wenn sie an die Liebe ihrer Mutter dachte. Und nachdem sie die Liebe in diesem Haus gesehen hatte. Die Liebe, die Mrs Acklen zu ihren Kindern hatte und die Kinder zu ihr, die Liebe, die Eli und Cordina zueinander hatten, und die die Dienstboten, von denen viele miteinander verwandt waren, füreinander zeigten.
„Claire?“
„Ja?“ Sie blickte nicht auf.
„Ist alles in Ordnung?“
„Mit mir ist alles in Ordnung … Ah!“ Sie zwang sich zu einem Lächeln und zog eine Akte aus dem Stapel. „Ich wusste, dass die Unterlagen irgendwo hier sind.“ Sie hatte ihre Gefühle wieder in Zaum und hob den Blick. Die Zärtlichkeit in Suttons Augen ließ sie jedoch fast wieder zusammenbrechen. Als sie sah, dass er etwas sagen wollte, schüttelte sie den Kopf. „Bitte nicht“, flüsterte sie und wünschte, die Leute von der Firma kämen oder Eli würde an die Tür klopfen. Irgendjemand würde sie unterbrechen und sie könnte dieses Gespräch vermeiden.
„Claire …“ Suttons Stimme war leise und klang so sicher. „Du kannst mir alles sagen.“
Claire atmete aus und wünschte, das wäre wirklich so. „Mein Vater und ich … Wie ich dir schon einmal erzählt habe, wir standen uns nicht nahe. Aber das war noch nicht alles. Er war launisch, und manchmal hat er …“
„Hat er dich verletzt ?“
„Nein“, antwortete sie, als sie den wütenden Blick in seinen Augen sah. „Er hat mich nie geschlagen, falls du das meinst.“ Das hat er Antoine DePaul überlassen. „Wenn ich zurückblicke, denke ich einfach, dass er kein sehr glücklicher Mensch war. Vielleicht war er auch nur mit mir nicht zufrieden. Oder mit meiner Mutter.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß es wirklich nicht. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Denn er ist tot. Und mir geht es gut.“ Sie setzte ihr tapferstes Gesicht auf.
Er trat näher. „Deine Mutter hatte, wenn sie so talentiert war, offensichtlich mit Kunst zu tun. Hatte dein Vater auch damit zu tun?“
Claire stellte fest, dass sie ihre Antwort filterte. Sie wollte nicht lügen, aber sie konnte auch nicht die Wahrheit sagen. „Meine Mutter war Künstlerin, und mein Vater …“ Sie schaute nach unten, als suche sie eine weitere Akte. „Er war Kunsthändler. Er …“ Sie zwang sich, aufzublicken. „Er hat Kunst gekauft und verkauft.“
Sutton lächelte. „Das ist bei einem Kunsthändler nicht verkehrt, nehme ich an.“
„Ja.“ Sie zwang sich, ebenfalls zu lächeln. Sie wollte ihm nicht erzählen, dass ihre Eltern eine Galerie betrieben hatten. Das wäre eine zu konkrete Information, die ihr Unbehagen verstärken würde. Aber wenn er sie direkt fragte, obwohl die Wahrscheinlichkeit dafür ziemlich gering war – Oh bitte, Gott, lass sie gering sein –, würde sie es ihm sagen.
„Haben deine Eltern zusammengearbeitet?“
Sie schickte ein weiteres Gebet zum Himmel und nickte.
„Und wo haben sie gearbeitet?“
Claire drehte sich um, als suche sie etwas hinter sich, und drückte die Augen zu. Sie merkte, dass sie anfing zu zittern. Es war, als wüsste er genau die Fragen,
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