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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Zufall. Vielleicht hatte der Junge sie bei einem fahrenden Händler gekauft, ohne um die Bedeutung zu wissen. Denn sonst konnte es nur bedeuten, dass er vergebens gehofft hatte, hier dem Londoner Trubel zu entkommen, dass er seine Bewunderer und die haarsträubende Berichterstattung in den Gazetten keineswegs hinter sich gelassen hatte. Er war nach Shepton Mallet gekommen, um Ruhe zu finden.
    Doch als der junge Tolliver ihn auch noch mit großen, strahlenden Augen ansah, wusste Mark, was die Stunde geschlagen hatte. Er kannte diesen Blick zur Genüge; es war der Blick sprachloser Verzückung. Tolliver sah aus, als habe er das ersehnte Pony zu Weihnachten bekommen und könne es kaum erwarten, das erste Mal auszureiten.
    Und es schien jetzt so, als sei Mark das Pony. Bevor er etwas sagen konnte, wurde seine Hand mit großer Dringlichkeit gepackt.
    „Siebenundvierzig, Sir!“, rief Tolliver.
    Mark sah den jungen Mann entgeistert an. „Siebenundvierzig was?“
    Siebenundvierzig Leute, die ihn auf offener Straße behelligen wollten? Siebenundvierzig Monate, bis er endlich in Vergessenheit geriet?
    „Siebenundvierzig Tage“, erklärte der Junge ernüchtert.
    Noch immer begriff Mark nicht, was ihm das sagen sollte. „Siebenundvierzig Tage?“
    „Siebenundvierzig Tage der Keuschheit, Sir.“ Tolliver schien besorgt. „Habe ich etwas falsch gemacht? Ich dachte, so würden die Mitglieder der BMK sich begrüßen. Ich habe den Ortsverein Shepton Mallet gegründet und möchte sichergehen, dass wir alles richtig machen.“
    Die Kokarde war somit kein Zufall. Mark seufzte. Wie töricht zu hoffen, die BMK würde ihr Unwesen auf London beschränken. Schon dort war es peinlich genug – die blauen Kokarden, die wöchentlichen Treffen, von den geheimen Handzeichen ganz zu schweigen. Andauernd versuchte jemand, ihm irgendwelche Handzeichen beizubringen.
    Warum mussten Männer sich immer zu einem Club zusammenschließen? Warum konnte nicht jeder für sich seinen Prinzipien folgen? Und womit hatte Mark es verdient, zum Schutzheiligen der Brigade männlicher Keuschheit zu werden?
    „Ich bin kein Mitglied der Brigade männlicher Keuschheit“, bemerkte er und versuchte, seine Worte möglichst neutral klingen zu lassen. „Ich habe nur das Buch geschrieben.“
    Erst starrte Tolliver ihn ungläubig an, dann lächelte er. „Das ist schon in Ordnung“, sagte er. „Jesus war schließlich auch nicht in der Church of England.“
    Der Pfarrer nickte ob dieser Erkenntnis. Mark wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
    Vorsichtig befreite er seine Hand aus Tollivers Griff. „Ein interessanter Gedanke“, meinte er. „Wenngleich mich mit Jesus zu vergleichen …“ Hochgradig lächerlich ist, schloss er still den Satz, wollte er den armen Jungen nicht völlig blamieren. So töricht er sein mochte, er meinte es nur gut. Wie konnte man einem jungen Menschen böse sein, der sich mit solcher Inbrunst der Keuschheit verschrieb, dieweil seine Altersgenossen längst Bastarde in die Welt setzten?
    Der Junge erbleichte. „Oh nein“, hauchte er. „Ich habe mich der Blasphemie versündigt. Und das vor Sir Mark Turner! Oh mein Gott, was habe ich nur gesagt?“
    „Das soll vorkommen.“ Mark versagte sich den Hinweis, dass er eben abermals wider den Herrn gelästert habe.
    Der Junge sah bewundernd zu ihm auf. „Ich hätte wissen sollen, dass Sie die Güte haben, mir zu vergeben.“
    „Ich bin kein Heiliger. Ich habe nur ein Buch geschrieben.“
    „Ihre Bescheidenheit, Sir … Sie sind uns allen ein Vorbild“, beharrte Tolliver.
    „Auch ich mache Fehler.“
    „Wirklich? Dürfte ich fragen … wie lange ist es bei Ihnen her? Wie viele Tage?“
    Die Frage war nicht nur unhöflich, sondern geradezu indiskret. Mark hob schweigend eine Braue.
    Tolliver wich zurück. „Ich … entschuldigen Sie, wahrscheinlich steht das alles in der Zeitung“, stammelte er. „Wir bekommen nur ab und an eine der Gazetten, wenn jemand sie aus London mitbringt. Trotzdem, ich hätte es wissen sollen. Bitte verzeihen Sie meine Dummheit.“
    Dummheit? Eher wohl Impertinenz. Ach, was machte es schon, wenn er fragte? Mark beschloss, sich seiner zu erbarmen. Immerhin hatte er ja wirklich ein Buch über Keuschheit geschrieben. Seufzend machte er einen groben Überschlag. „Zehntausend?“, schätzte er. „Plus – minus.“
    Der Junge pfiff anerkennend.
    Mark wusste nicht, was er noch sagen sollte, sah indes seine ländliche Ruhe dahinschwinden.
    „Sie haben

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