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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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herausgestellt hat, waren diese Tips echt unbezahlbar; in der Riesenliteratur, die ich damals inhaliert habe, hätte ich die nirgends gefunden. Man sieht also: es zahlt sich doch aus, nicht nachtragend zu sein oder stolz, oder wie ich das nennen soll.
    Ja, und dann war's eines Tages so weit. Es war, daran erinnere ich mich noch ganz genau, der 11. Februar ...“
    „... dieses Jahres, oder ...?“ wirft die Henne ein.
    „Nein, nein, vorigen Jahres ... hab' ich das nicht schon erwähnt? ... also '95. Es war der erste Tag der Semesterferien, ein Samstag. In aller Herrgottsfrüh sollte, wie gewohnt, vom St. Pöltner Bahnhofsplatz Abfahrt sein. Meine Frau, die sich zwar bis dahin nie irgendwie darum gekümmert hatte - ich meine, bis dahin war's immer so gewesen: ich packte meine sieben Zwetschken, gab meinem Kleinen ein Abschiedsbussi, gab meiner Frau ein Abschiedsbussi, machte die Wohnungstür hinter mir zu, schleppte besagte sieben Zwetschken auf den Bahnhof und fuhr mit dem nächsten Zug nach St. Pölten zur Abfahrt des Reisebusses. Aber dieses Mal ließ es sich meine Frau, als ob sie irgendwas geahnt hätte, nicht nehmen, mich eigenhändig nach St. Pölten zu bringen. Und dort musterte sie sogar aufmerksam meine Reisegruppe, die ich ja nun auch selber zum ersten Mal sah. Es war, nebenbei, ein ausgesprochen kleines Grüpplein Unentwegter, die sich durch die Schreckensmeldungen aus Ägypten nicht von der Reise hatten abschrecken lassen - na gut, dazu kam als besonderes Zuckerl vielleicht auch noch der extrem günstige Preis. Sechzehn Leutchen waren's insgesamt: zwei Ehepaare mittleren Alters mit zusammen drei Kindern zwischen zehn und siebzehn, ein älteres Ehepaar ohne Kinder, vier ältere Damen, zwei jüngere Damen und ein einzelner mittelalterlicher Herr. Und sie waren alle ganz Ohr, wie ich ihnen dann während der Fahrt zum Wiener Flughafen alle die Gesundheitstips weitergab, die ich mir selber kurz davor von meinen erfahrenen Kollegen geholt hatte, also zum Beispiel: ja kein Leitungswasser trinken - das stammt in Ägypten stets aus dem Nil -, ja keinen Salat essen - der ist bestimmt mit Leitungswasser gewaschen -, ja kein Eis essen - das ist höchstwahrscheinlich aus Leitungswasser hergestellt -, ja keine Getränke mit Eiswürfeln trinken - die sind natürlich ebenso aus Leitungswasser hergestellt -, überhaupt nichts Eisgekühltes trinken - dadurch wird dem Magen die Fähigkeit genommen, Krankheitskeime abzutöten -, und so weiter, und so fort; alles Rezepte zur Vermeidung der berüchtigten und gefürchteten 'Rache des Pharao', nicht wahr, oder des Montezuma - was weiß ich.“
    Da bricht die Henne in gackerndes Gelächter aus und ruft: „Ja, ja, die kenn' ich! Die ist mir wohlbekannt! Rache ist süß, spricht der Pharao. So heißt es doch in der Bibel, nicht?“
    „Naja, nicht ganz!“ kichert Giggerle zurück und fährt, ernster werdend, fort: „Aber natürlich ließ ich's dabei nicht bewenden. Es war mir ein Bedürfnis, ihnen in aller gebotenen Kürze auch noch eine historische und kulturkundliche Einführung zu verpassen und gleich einmal die Grundbegriffe der ägyptischen Geschichte an den Kopf zu werfen, also: Altes Reich - Mittleres Reich - Neues Reich - Spätzeit, weiters von den unvorstellbar langen Zeiträumen zu sprechen, über die sich die ägyptische Geschichte erstreckt, so daß schon die alten Griechen die ägyptische Kultur als uralt empfanden, und so weiter, und so fort. Und die Leute? Na, die haben brav und artig zugehört, ganz besonders die drei Kinderlein; und die waren auch später immer die aufmerksamsten und interessiertesten Zuhörer und haben immer aufgepaßt wie die Haftelmacher und sich immer alles am genauesten gemerkt.
    Und dann kamen wir am Flughafen an, und es folgte das übliche Ritual mit dem Einchecken et cetera, und schließlich saßen wir tatsächlich im Flugzeug, schnallten uns an und hoben ab - es ging unwiderruflich Richtung Ägypten. Was mich auf diesem Flug am meisten beeindruckt hat? Das kann ich euch gern sagen! Erstens eine der Stewardessen. Zweitens der Flug über das in seinem Nordteil tief verschneite Griechenland mit seinen unzähligen Buchten und Inseln. Und drittens der Landeanflug auf Kairo. Ich war ja schon so gespannt, was man da alles sehen würde. Und? Hatte man einen herrlichen Blick aufs Nildelta oder auf die Millionenstadt Kairo oder gar auf die Pyramiden oder wenigstens auf die Wüste? Ach - weit gefehlt! Einen herrlichen Blick hatte man zwar schon,

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