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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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zweien oder dreien hineinzuspringen, wenn es auch nicht ohne Wunden abging; doch viele andere, die hinabzuspringen versuchten, stürzten kopfüber ins Meer. Denn die Besatzung löste rasch das Rettungsboot, indem sie mit einem Dolch das Tau kappte, und nahm Kurs, wohin der Wind sie trieb, während ihr die Zurückgebliebenen von Herzen wünschten, es möge untergehen.
    Unser Schiff tanzte unterdessen nach wie vor auf den Wellen hin und her und schlug geradezu Purzelbäume. Da rollte plötzlich seitlich von rechts eine riesige Welle, an Größe wie ein Berg, heran. Und schon schwappten die Wassermassen über die Bordwand herein, hüllten das ganze Schiff ein und drückten die rechte Seite jäh in die Tiefe, so daß sich der ganze Kielraum im Nu vollständig mit Wasser gefüllt hatte und unser Schiff binnen kürzester Zeit in den aufgebrachten Wogen versank. Wer nun sogleich in den salzigen Fluten ertrank, der hatte in Anbetracht der entsetzlichen Lage, in der wir uns befanden, noch das erträglichere Los, da ihm endlose Todesangst erspart blieb. Der langsame Tod auf dem Meer tötet ja schon lange, bevor er endgültig eintritt; denn das Auge, erfüllt von der unermeßlichen Wasserfläche, dehnt die Angst zu grenzenloser Weite aus, so daß ihretwegen der Tod noch bitterer wird: so groß die Erstreckung des Meeres, so groß ist auch die Todesangst. Ich und Hyperanthes aber, wir hatten das schwerere Los, denn wir ertranken nicht, sondern schafften es, aus der Tiefe des Meeresschlundes wieder aufzutauchen und uns schwimmend über Wasser zu halten. Wir schwammen also - aber wohin? Es war kein Land in Sicht, wohin wir uns hätten retten können, und wäre eines in Sicht gewesen, so hätten wir es bei dieser stürmischen See immer wieder aus den Augen verloren; denn wo sich das Meer zu einem Berg aufwölbte, wurden wir jedesmal in die Höhe gehoben und sahen in gähnende Abgründe hinab, doch dazwischen, im Wellental, wurden wir in die Tiefe hinabgedrückt und sahen rundum nichts anderes als gewaltige aus Wassermassen bestehende Berghänge, die zu schwindelnden Höhen aufragten. Da stieß ich einen lauten Seufzer aus und sagte: „Hab Erbarmen, Gebieter Poseidon, und mach Frieden mit den Überresten deines Schiffbruchs! Viele Tode haben wir vor Angst schon erduldet! Bist du aber entschlossen, uns zu töten, so trenne unser beider Ende nicht! Eine einzige Welle hülle uns ein! Sollte es uns gar bestimmt sein, zum Fraß wilder Tiere zu werden, so verschlinge uns ein einziger Fisch, nehme uns ein einziger Bauch auf, damit wir, wenn auch in Fischen, ein gemeinsames Grab finden!“
    Nur kurze Zeit nach meinem Gebet hatte der Großteil des Sturmes bereits aufgehört, hatte sich die Wildheit der Wellen gelegt und war sogar Land in Sicht gekommen. Doch Poseidon dachte nicht daran, mir meinen Herzenswunsch zu erfüllen. Hätte unser Schiff nicht gegen ein verborgenes Riff geschleudert und in tausend Trümmer zerschmettert werden können? Dann hätten wir und wohl auch die meisten anderen Passagiere uns an irgendeiner Planke oder vielleicht auch am Mast festhalten können und wären wahrscheinlich alle gerettet worden. Aber so hatten wir nur unsere Arme und Beine, um uns über Wasser zu halten, und dazu unsere Lunge, um die Arme und Beine in Bewegung zu halten. Und wir konnten nur hoffen, daß die Arme und Beine nicht mit der Zeit zu schwach werden würden und die Lunge nicht mit Wasser angefüllt würde. Vielen unserer Mitschwimmer war dieses Schicksal bereits widerfahren, und das Meer rund um uns war inzwischen voller Leichen. Und nun mußte ich mit wachsender Besorgnis feststellen, daß meinem Hyperanthes ein gleiches Schicksal zu widerfahren drohte. Denn obwohl er doch einen so wunderbar durchtrainierten Körper hatte, schienen ihn die Kräfte mehr und mehr zu verlassen. Und obwohl er offenbar alles daransetzte, um sich nichts anmerken zu lassen, blieb es mir doch nicht verborgen, wie sehr er zu kämpfen hatte und daß er immer schwächer wurde. Schließlich entschloß ich mich, ihm unter die Arme zu greifen: ich legte mich unter ihn und suchte ihm auf diese Weise das Schwimmen leichter zu machen. Jedoch die Stunden vergingen, und dem Land kamen wir kaum näher, und Hyperanthes' Kräfte schienen trotz meiner Hilfe weiterhin zu schwinden. Und als es Nacht geworden war, da hielt der Jüngling die Anstrengung des Schwimmens nicht länger aus, verfiel allmählich in völlige Erschöpfung und starb schließlich. Ich aber konnte nur mehr

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