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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Schlueter
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liebsten hätte ich natürlich einen Jungen und ein Mädchen. Ich kann’s kaum erwarten, denn ich liebe Kinder.
    Ich bin nun mal ein Mensch, der gerne für andere da ist – ihnen etwas Gutes tut. Ich würde es so eine Art Mutter Theresa - Syndrom nennen. Meine Eltern, sowie meine gesamte Verwandtschaft, sind wahrscheinlich nicht ganz unschuldig daran. Für sie war ich von jeher ihr » Engelchen «. Seit ich denken kann, glorifizieren sie mein » wundervolles Engelshaar «. Und Tante Bärbel versetzt meiner Mutter, bei jedem Besuch einen Seitenhieb, indem sie mit kritischer Miene ergründet, wie um alles in der Welt es meine Mutter geschafft hat, eine Tochter mit einem derart makellosen Elfenbeinteint entbunden zu haben. Ja, sie alle haben mir praktisch solange eingeredet, ein Engel zu sein, bis ich selbst daran glaubte. Und ja , ich streite es durchaus nicht ab. Ich sehe tatsächlich so aus, wie die meisten Menschen sich Engel vorstellen. Das heißt, bis auf meine Augen, die fast schwarz sind und nicht strahlendblau, wie man vielleicht erwarten würde. Nicht, dass ich es als kleines Mädchen nicht wahnsinnig toll fand, als Engel bezeichnet zu werden. Willkommener, als eilte einem permanent ein Ruf als garstige Ziege nach, oder?
    Aber egal. Fakt ist, dieses Engel - Image haftet seit meiner Kindheit an mir, wie Kaugummi unter’m Schuh oder wie Sören sich ausdrücken würde, wie ein Popel an einem Fingernagel; lästig ist es allemal. Aber irgendwie kann ich nicht anders. Manchmal kommt es mir wie eine Zwangserkrankung vor. Andere Leute waschen sich ständig die Hände, putzen stundenlang ihre Bude oder behelligen Mitbürger mit unkontrollierten Obszönitäten (ohne bösartige Absichten, versteht sich). Ich muss eben Gutes tun.
     
    ***
     
    Ich liege ausgestreckt auf meinem Bett und starre an die Decke. Pfui Spinne! Über mir hängt so ein ekelhafter achtbeiniger Kamerad und sieht aus, als wollte er es sich jeden Augenblick in meiner Frisur gemütlich machen. Kann mal jemand dieses Viech da oben eliminieren? Und bitte schnell!
    Traurig aber wahr: Zumindest für derart heldenhafte Tätigkeiten konnte man Sören begeistern. Er würde jetzt furchtlos auf’s Bett steigen (selbstverständlich ohne vorher seine schmutzigen Schuhe auszuziehen, geschweige denn einen Gedanken daran zu verschwenden), mit einem beliebigen Gegenstand auf das Insekt einschlagen und in großkotzigem Ton sagen: »Tss… typisch Frau. Angst vor so’ ner kleinen Spinne!« Den fetten schwarzen Fleck, den er dabei hinterließe, würde er aber zweifellos nicht bemerken. Typisch Sören.
    Wohl oder übel bin ich nun gezwungen, selbst Hand anzulegen. Mir graut schon vor dem Griff zum Handstaubsauger. Beim Anblick der eine Million eingesaugten Krabbelviecher, die sich in dem durchsichtigen Auffangbehälter tummeln, kriege ich immer so einen unangenehmen Juckreiz. Aber das Jammern nützt ja auch nichts. Also los Spidy – bringen wir die Sache endlich hinter uns. Wusch!
    Es dauert ein paar Minuten, bis sich mein Puls wieder beruhigt hat. Ich schließe die Augen. Zur Ablenkung, von der unschwer zu erkennenden Tatsache, dass ich mich jahrelang mit einem Mann herumgeschlagen habe, der bis auf die Tätigkeiten als Kammerjäger, prinzipiell unbrauchbar für die meisten meiner angestrebten Zwecke war, versuche ich mir meine neue Zukunft vorzustellen. Ich könnte zum Beispiel UN - Botschafterin werden, wie die Jolie. Kindern in armen Ländern und Krisengebieten zu helfen, ist wirklich eine gute Sache und dazu eine echte Herausforderung, könnte aber eine Nummer zu groß für mich werden. Ich schaffe es schließlich kaum, mich selbst über die Runden zu bringen. Hm, irgendwas Gutes wird mir bestimmt noch einfallen. Die Hauptsache ist doch, dass ich bereit und offen für alles bin, …außer für solche lächerlichen Charity - Veranstaltungen, wie sie diverse Promi - Ladys alle naselang veranstalten, und bei denen allerhand Berühmtheiten ihre Kohle (für den angeblich guten Zweck), quasi um die Wette, zum Fenster rausschmeißen, indem sie literweise Champagner schlürfen und selbstverständlich auch der Glamourfaktor nicht zu knapp vorhanden sein darf. In meinen Augen die reinste Verschwendung. Die Kohle für das ganze extravagante Drumherum könnte immerhin ein komplettes Dorf in Sierra Leone ernähren.
    Apropos Kohle, Asche, Kröten, Pinunsen…wie man es auch nennen mag, ich besitze eindeutig zu wenig davon – das meiste geht für die Drei - Zimmer - Wohnung

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