Geliebter Barbar
stand auf der Türschwelle. »Sie sagt, ich soll den Priester holen«, brüllte er ihnen zu, sobald sie in Sichtweite waren. »Guter Gott, es ist alles meine Schuld.«
Judith wußte darauf keine Antwort. Iain schüttelte nur den Kopf.
»Reiß dich zusammen, Patrick«, befahl er. »Du tust ihr keinen Gefallen, wenn du zusammenbrichst.«
»Ich sag dir, es ist alles nur meine Schuld«, wiederholte Patrick mit einem ängstlichen Flüstern.
»Hölle«, murmelte Iain. »Natürlich ist es das. Du hast sie mit in dein Bett genommen …«
»Das meine ich nicht«, unterbrach Patrick.
»Was denn?« fragte Iain, als sein Bruder keine weitere Erklärung abgab.
»Ich habe ihre Wehen in Gang gesetzt. Wir haben über Judiths Vater gesprochen, und sie sagte mir, daß sie es seit Jahren gewußt hatte. Ich wurde ein bißchen ärgerlich, weil sie es mir nicht früher gesagt hat, und ich glaube, ich bin auch etwas laut geworden.«
Ohne sich dessen bewußt zu sein, hatte Patrick den Eingang zum Haus blockiert, während er seinem Bruder seine Tat gestand. Da er nicht zur Seite ging, schob Judith ihn kurzerhand aus dem Weg und rannte hinein.
Wie angenagelt blieb sie stehen, als sie Frances Catherine entdeckte. Ihr Freundin saß am Tisch, bürstete ihr Haar und wirkte unglaublich gelassen. Sie summte sogar vor sich hin. Sie sah Judith an, lächelte ihr zu und bedeutet ihr dann mit einer Geste, die Tür zu schließen.
»Gib mir doch bitte das Band da«, sagte Frances Catherine. »Das rosa Band, was auf dem Bett liegt, sei so nett.«
Judith tat, worum sie gebeten hatte. Sie bemerkte, daß ihre Hände zitterten und flüsterte voller Sorge: »Wie fühlst du dich, Frances Catherine?«
»Ganz gut, danke.«
Judith starrte ihre Freundin eine Weile an. »Haben deine Wehen nun eingesetzt, oder hast du nur so getan?«
»Wenn nicht, dann bestimmt«, antwortete Frances Catherine.
Judith kam zum Tisch herüber und ließ sich in einen Stuhl ihrer Freundin gegenüber fallen. Sie holte tief Atem, um ihr hämmerndes Herz zu beruhigen, und fragte dann, was in Gottes Namen Frances Catherine mit dieser verqueren Antwort meinte.
Frances Catherine erklärte ihr es gern. »Ich habe Schmerzen«, sagte sie. »Aber auch wenn es nicht so wäre, hätte ich so getan, nur um Patrick zu ärgern. Ich verlasse ihn, Judith. Kein Mann darf mich anbrüllen, auch nicht mein Ehemann. Du kannst mir helfen, meine Habseligkeiten zusammenzupacken.«
Judith brach in Lachen aus. »Möchtest du jetzt gehen oder erst, nachdem das Baby geboren ist?«
Ihre Freundin lächelte. »Danach«, sagte sie. »Ich habe auch überhaupt keine Angst«, fügte sie flüsternd hinzu. »Ist das nicht seltsam? Ich habe monatelang nichts als Angst gehabt, und nun fürchte ich mich überhaupt nicht mehr.«
»Warum hast du dann nach dem Priester geschickt?«
»Um Patrick zu besänftigen.«
Judith konnte das alles nicht glauben. »Du wolltest Patrick Angst einjagen, nicht wahr?«
»Das auch«, gab Frances Catherine zu.
»Du kannst wirklich ziemlich gemein sein, Frances Catherine«, sagte Judith, »und hast deinen Mann absichtlich in Panik versetzt. Jetzt ruf ihn rein und bitte ihn um Verzeihung.«
»Also gut«, versprach ihre Freundin. »War es schlimm für dich?«
Sie hatte so schnell das Thema gewechselt, daß Judith einen Moment nachdenken mußte, um zu begreifen. »Mein Vater ist ein gutaussehender Mann«, bemerkte sie.
»Hast du ihn angespuckt?«
»Nein.«
»Erzähl schon, was passiert ist«, verlangte ihre Freundin.
Judith lächelte. »Ich erzähle dir kein Wort, bis du nicht mit deinem Mann gesprochen hast. Hörst du nicht, wie er sich draußen Vorwürfe macht? Schäm dich, Frances Catherine.«
Ein plötzlicher Schmerz überfiel ihre Freundin. Sie ließ ihre Bürste fallen und griff nach Judiths Hand. Als die Wehen abflauten, keuchte sie ein wenig. Judith zählte im Kopf die Sekunden, die der Schmerz anhielt.
»Diese hier war etwas stärker als die vorherigen«, flüsterte Frances Catherine. »Aber die Abstände sind noch sehr groß. Tupf mir die Stirn ab, Judith, dann hol meinen Mann herein. Ich bin jetzt bereit, mir seine Entschuldigung anzuhören.«
Judith beeilte sich, ihrer Freundin zu gehorchen. Sie wartete draußen, so daß die beiden allein sein konnten, und entdeckte Iain, der auf der Mauer saß und sie beobachtete.
»Ich habe meinen Bruder noch nie so aus der Fassung gesehen«, bemerkte er.
»Er liebt seine Frau«, gab sie zurück. »Er hat Angst um
Weitere Kostenlose Bücher