Geliebter Barbar
eine Bitte, sondern wie ein Befehl. Judith wollte fragen, warum ihm das so wichtig war, besann sich dann aber anders. Er hatte von ihr auch keine Erklärung verlangt, als er sein Versprechen gab, und nun verdiente er es, daß sie genauso rücksichtsvoll war.
»Einverstanden.«
Er nickte und wirkte zufrieden.
»Willst du, daß ich sie wegwerfe?«
»Nein«, antwortete er. »Leg sie dort hinein!« Er zeigte auf das Kästchen auf der Truhe. »Niemand wird darin herumstöbern.«
Sie beeilte sich, seinen Anweisungen zu folgen: »Kann ich die Brosche von Tante Millicent auch hineinlegen?« fragte sie. »Ich will sie nicht verlieren.«
Er gab ihr keine Antwort. Sie drehte sich um und stellte fest, daß er das Zimmer verlassen hatte, ohne daß sie es hörte.
Judith schüttelte den Kopf. So klammheimlich zu verschwinden … sie mußte ihn wirklich mal auf diese schlechte Angewohnheit ansprechen!
Judith hatte keine Ahnung, wie lange er wohl wegbleiben würde, also beeilte sie sich, in die Wanne zu kommen. Schließlich begann sie auch noch, ihr Haar zu waschen.
Iain kam herein, als sie gerade dabei war, die nach Rosen duftende Seife aus ihren Haaren zu spülen. Er erhaschte einen Blick auf goldene Haut, bevor er kehrtmachte und die Tür wieder fest hinter sich zuzog. Draußen lehnte er sich an die Wand und wartete, daß Judith das Bad beendete. Er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen. Aber diese Frau brauchte ja ewig! Er ging die weite Strecke zum Wasserbecken, wusch sich und kehrte dann zurück.
Er gab ihr noch weitere fünfzehn Minuten, dann trat er ein. Judith saß auf einer Decke vor dem Kamin und trocknete sorgfältig ihr Haar. Sie trug ein braves weißes Nachtkleid und einen Hausmantel darüber.
Unglaublich schön sah sie aus. Ihr Gesicht war rosig geschrubbt, und ihr Haar hatte die Farbe von blassem Gold.
Iain lehnte sich an den Türrahmen und starrte sie lange Zeit einfach nur an. Etwas zog sich in seiner Brust zusammen. Sie war seine Frau! Aye, sie gehörte jetzt zu ihm. Das Glücksgefühl, das ihn bei dem Gedanken überkam, überraschte ihn im höchsten Maß. Alles schien so unvermeidlich gewesen zu sein. Warum hatte er sich nur damit gequält, von ihr fernzubleiben? Von dem Augenblick an, als er sie zum ersten Mal küßte, hätte er die Wahrheit akzeptieren sollen. Sein Herz wußte schon immer, daß er sie unmöglich einem anderen Mann überlassen konnte. Warum hatte sein Kopf so lange gebraucht, um das zuzugeben?
Ja, Herzensangelegenheiten waren verdammt verwirrend. Er erinnerte sich daran, wie er zu Patrick gesagt hatte, eine Frau wäre so gut wie die andere. Jetzt verstand er, wie falsch diese hochtrabenden Worte waren. Es gab nur eine Judith!
Iain versuchte, diese albernen Gedanken abzuschütteln. Er war ein Krieger, sollte sich also gar nicht erst mit solchen unproduktiven Dingen befassen.
Er machte kehrt, ging zurück in die Halle und stieß einen schrillen Pfiff aus, der in der Treppenflucht widerhallte. Dann betrat er erneut seine Schlafkammer, spazierte zur Feuerstelle, lehnte sich gegen den Kamin und zog seine Stiefel aus.
Judith wollte ihn gerade fragen, warum er die Tür offengelassen hatte, als drei Männer hereingehastet kamen. Sie nickten ihrem Clansherrn zu, bemühten sich, Judith nicht anzusehen, und trugen die schwere Wanne aus dem Zimmer. Iain folgte ihnen und wollte die Tür gerade schließen, als er seinen Namen rufen hörte. Er seufzte vernehmlich und verließ erneut den Raum.
Fast eine Stunde blieb er fort. Die Wärme des Feuers machte Judith schläfrig. Ihr Haar war nur noch ein wenig feucht, also stand sie auf, legte die Bürste auf den Kaminsims und trat an das Bett heran. Sie zog gerade ihren Hausmantel aus, als Iain wiederkam.
Er schloß die Tür, verriegelte sie und streifte dann sein Plaid ab. Er trug nichts darunter.
Judith fürchtete, sie würde vor Verlegenheit sterben. Verstohlen warf sie ihm einen Blick zu, bevor sie die Augen zur Decke richtete. Kein Wunder, daß Frances Catherine in ihrer Hochzeitsnacht geweint hatte. Wenn Patrick ähnlich ausgestattet war wie Iain – und das nahm sie an –, konnte sie die Tränen nachempfinden. Guter Gott, ihre Augen verschleierten sich ja schon. Himmel, auf so etwas war sie wirklich nicht vorbereitet. Sie hatte also doch einen Fehler begangen. Nein, sie war wirklich noch nicht bereit für derartige Intimitäten. Sie kannte ihn doch gar nicht gut genug! Sie hätte niemals …
»Es wird alles gut, Judith.«
Er stand
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